Nerviges Hirn

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Drei Wochen sind nun vergangen seit ich diesen dubiosen Kerl das erste Mal gesehen habe.
Darunter zwei verdammt lange Wochenenden, an denen ich mich kaum auf meinen Job konzentrieren konnte.
Stattdessen habe ich mich permanent umgeschaut.

Nach ihm.

Es klingt sogar in meinem Kopf bescheuert.
Wie kann man so viel wertvolle Gedankenzeit an jemanden verschwenden, der wahrscheinlich nur ein Mal im Leben dort aufgetaucht ist.

Seltsam, aber nun gut.

Ich mache Merle einen Kaffee und mir einen lecker Tee.
Ich verstehe Kaffeetrinker nicht.
Tee ist so viel vielfältiger und leckerer.
Aber jedem das Seine.

„Na wie läuft es mit Mr. Right? Oder hat sich das wieder mal erledigt?"

Ich mag es Merle damit zu ärgern.
Aber ständig legt sie Hoffnungen in irgendwelche Typen und verliebt sich zu schnell.

„Ich habe beschlossen ihm noch eine Chance zu geben. Er kümmert sich zu wenig um mich!"

„Hat er dir etwa noch keinen Heiratsantrag gemacht?"

Ich lache.

„Seeeehr witzig, Madame. Was ist mit dir? Ich kann es mir langsam nicht mehr ansehen, wie dein Liebesleben quasi nicht mehr existent ist."

Ich höre auf zu lachen.

Recht hat Merle, das stimmt. Aber ich hab auch einfach nicht das Bedürfnis.
Männer, die ich kennenlerne, haben alle etwas was mich stört.
-mal abgesehen davon, dass 95% der Männer, die ich kennenlerne immer zugesoffen sind-

Wieder kommt mir Mr.Mysterious in den Kopf.

„Wir müssen los. Die Pflicht ruft"

Im Club angekommen, verabschieden Merle und ich uns voneinander auf der „Kreuzung" - die Stelle, an der die verschiedenen Eingänge zu den Bereichen sind.

Mike ist auch am Start. Er sieht irgendwie seltsam aus.

„Was ist los mit dir? Hast du nur 5 Stunden Mittagsschlaf gemacht statt 13?"

„Ach, nein, nichts, alles gut, ... Jemand hat nach dir gefragt."

„Sah der jemand so schrecklich aus, dass du jetzt so blass bist?"

„Nein, ganz im Gegenteil. Er wollte wissen, ob wir ein Paar sind. Weil wir uns laut ihm zu gut verstehen... Ich kannte den Arsch nichtmal und er macht mich blöd an!"

Was für ein verrückter Mensch kommt auf die Schnapsidee, ich hätte was mit Mike.

Lächerlich.

Klar, wir verstehen uns super, schlecht sieht er auch nicht aus, aber... Nein! Niemals. Und ich denke da sind wir uns einig.

„Sorry, aber ich habe keine Ahnung. Vielleicht war einer angepisst wegen der falschen Handynummer oder so."

Steve dreht seine übliche Runde, nachdem wir alles fertig vorbereitet haben.

Licht aus, Musik an, Lächeln aufsetzen.

Ich habe mich heute extra schick gemacht.
Ich bin oft unzufrieden mit meinen Outfits, aber heute ist es mir gelungen, tatsächlich wie eine scharfe Barkeeperin auszusehen, wie jene aus diesen Musikvideos in irgendwelchen Partymetropolen.
Ich habe einen Minirock an
-mit schwarzer Strumpfhose, denn ich bin ja keine Bitch-
und ein rotes-irgendwie-metallic-mäßiges Top mit halblangen Ärmeln und einem tiefen Ausschnitt.
Meine Haare habe ich zu Locken gedreht und den perfekten Lippenstift zum Oberteil drauf.

In meiner Wohnung habe ich noch kurz überlegt, ob ich hohe Schuhe anziehe.
Dumme Idee - sofort verworfen.

Eine Stunde, Zwei Stunden, Drei ... Auch Lena ist inzwischen hinter meine Theke getorkelt.

Es ist einer dieser Abende. Heute läuft das Trinkgeld aber zum Glück, trotz Konzentrationsproblemen.

Da grad nichts los ist, gehe ich kurz an die frische Luft.
Dort sitzt Merle mit Jamie.
Ich setze mich dazu.

„Na Jamie? Du auch hier?"

„Ja, ich wollte gleich zu dir kommen, nur Fräulein Herzistgebrochen muss sich grad auskotzen über ihren Neuesten."

Merle sitzt da, mit einer Kippe im Mund und schmollt bis nach Bagdad.

„Was ist passiert?"

„Der Arsch ist hier. Und er ist einfach so an mir vorbeigelaufen. Nicht mal begrüßt hat er mich. Es geht mir auf die Nerven!"

„Dann ist er wohl doch nicht Mr. Right."

Ich stehe auf und gehe zurück zur Bar.
Jamie legt den Arm um mich und begleitet mich.
Erzählt mir von seinem nervigem Kumpel, der ihn wohl versetzt hat, und dass er den Abend damit verbringen wird, mich zu nerven.

„Besser ich beobachte eine schöne Kommilitonin wie dich bei der Arbeit, als alleine rumzulaufen oder mir Merle's Rumgeheule anzuhören."

Die nächste Stunde über ist der Abend ganz angenehm.
Jamie macht die ganze Zeit Quatsch und bringt mich zum Lachen.
Er ärgert betrunkene Leute mit gemeinen Fragen, die sie auch noch ernsthaft beantworten.
Idioten.

Ich habe grade Jamie verabschiedet, weil er müde ist.
Auf einmal steht er da.
Der Mysteriöse.
Steht wieder an der selben Säule.
Sieht wieder unverschämt gut aus.
Und wieder starrt er mich an.
Diesmal jedoch irgendwie...
Böse?

Love behind the BarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt