1

73 7 5
                                    


Es war dunkel, als Florian die Augen öffnete, und wie jeden Tag einen Moment brauchte, um herauszufinden, wo er gerade war.

Er lag auf einem Doppelstockbett und war eingeschlossen. Dieser Raum war viel zu klein.

Florian zitterte und versuchte krampfhaft seine Atmung in den Griff zu bekommen.

//Tief ein und ausatmen ... beruhige dich Flo, ich bin bei dir.//

Auf Florians Gesicht legte sich ein sanftes Lächeln.

"Danke, Felix."

Aber nicht Felix antwortete ihm, sondern sein neuer Zimmernachbar.

"Klappe da oben. Und merk dir endlich meinen Namen. Was ist an Peter so schwer, Grünschnabel?"

Florian antwortete nicht.

So lange Felix bei ihm war und ihn festhielt, würde er das alles irgendwie durchstehen.

Kleine Tränen tropften ihm von der Nasenspitze auf sein Kopfkissen, aber befreien konnten sie ihn auch nicht.

Er verstand es nicht.

Was hatten sie denn angestellt, dass sie hier gelandet waren.

//Es ist nur eine Verwechslung. Wir kommen hier bald wieder raus//, flüsterte Felix und Florian beruhigte sich wieder ein wenig.

Nur diese Enge, das Eingesperrt sein, zerrte an seinen Nerven.

Florian wimmerte so leise es ging. Er wollte nicht noch Peters Zorn auf sich ziehen.

"Felix, wie lange müssen wir noch hierbleiben?", fragte er ebenso leise und hoffte, dass Peter nichts mitbekommen hatte.

Aber Felix antwortete nicht. Er hatte sich von ihm gelöst und stand in der Ecke gegenüber von dem Bett.

Florian seufzte und setzte sich auf.

Wie von selbst schlangen sich seine Arme um die Knie.

Er schaukelte leicht vor und zurück, versuchte sich nur auf die Bewegung zu konzentrieren.

Vor und zurück.

Schaukeln.

Gedanken ausschalten.

//Mach dich nicht so fertig.//

Florian wollte aber gerade nicht mit Felix reden.

Er war sauer, dass er ihn nicht verstand.

Irgendwann sehnte er sich aber doch nach Felix.

Er war aber nicht mehr da, oder zumindest nicht zu sehen.

Nur Peters leises Schnarchen war zu hören.

Florian schloss seine Augen und rollte sich auf dem wackeligen Bett zusammen.

"Es tut mir leid, Felix ... bitte komm zurück.", flüsterte er, aber Felix antwortete nicht.

Florian war alleine.

Dieser Zustand der Ruhe war kein Schlaf.

Wenn Felix nicht da war, konnte er nicht schlafen.

Seine Ängste hielten ihn gefangen.

Nur sein Körper war so gestrickt, dass er sich das holte, was er dringend benötigte.

Zwei Stunden Erholung wurden ihm gegönnt, bevor er wieder aufwachte.

"Felix?"

Er war immer noch nicht da.

Ein lautes schweres Klicken erklang, als das Schloss zu der Tür geöffnet wurde.

"AUFSTEHEN!", wurde in den Raum gerufen und Florian stand schwerfällig auf.

Keine Spur von Felix.

Er würde Ärger bekommen, wenn er nicht aufstand und pünktlich zum Frühstück erschien.

Andererseits, fraßen alle hier Felix aus der Hand, nur Florian wurde schief von der Seite beäugt.

Was sollte er auch machen, wenn Felix nicht mitkam, würde er nichts dagegen tun können.

Er ließ seinen Kopf hängen und folgte seinem Zimmernachbarn in die Dusche.

Eins hatte er hier in kürzester Zeit gelernt.

Halte dich an die Regeln und bück dich niemals unter der Dusche.

Er musste nicht nachfragen, um zu wissen, was das bedeuten würde.

Deswegen versuchte er sich einfach an die Regeln zu halten.

Wie jeden Tag setzte er sich abseits von allen anderen und aß die komische graue Pampe, während sein Blick über seinen Löffel hinweg alle anderen musterte.

//Starr die nicht so an.//, murrte Felix leise und ließ sich neben Florian nieder.

"Felix? ... Wo warst du?"

Keine Antwort.

"Bitte, Felix."

//Pass lieber auf, der Schrank von der anderen Zelle kommt auf dich zu.//

Florian hob seinen Kopf und blickte in das verärgerte Gesicht von einem Riesen eines Mannes. Seine Arme waren breiter als Florians Oberschenkel.

Florian schluckte schwer.

//Bleib ruhig. Provozier ihn nicht.//, wies Felix ihn an.

Shadow of myselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt