Prolog

7K 304 325
                                    

Es war der Abend des Abschlussballs, an der Northshore High, der zu meinem schlimmsten Alptraum wurde. Eigentlich sollte dieser Abend der schönste für ein junges Mädchen sein, doch nicht für mich. Ich war damals eines dieser Mädchen, unbeachtet und verspottet, die am Tisch der Nobodys saß und die coolen Kids nur aus der Ferne beobachtete. Besonders einen hatte ich oft im Auge. Er war wie ein Lichtblick in der Dunkelheit, einer der beliebtesten Schüler der Northshore und die Mädchen lagen ihm in Scharen zu Füßen. Kein Wunder, so wie er aussah. Immer wieder erwischte ich mich dabei wie ich ihn anstarrte. Dieses Gesicht. Diese Lippen und die sturmgrauen Augen, die einen nur in seinen Bann ziehen konnten. Das war leider auch der Grund weshalb ich immer wieder in das Visier von Grace Stone geriet, Eiskönigin der Northshore und feste Freundin von Maikel Johnson, der Grund meiner feuchten Träume. Es war nicht nur sein Aussehen. Nein, er war anders als die anderen mit denen er abhing. Er war nett und hilfsbereit. Vielleicht hatte es an diesem Tag erst richtig begonnen, Grace' Hass auf mich zu schüren, als Maikel mir half meine Hausaufgaben im Flur einzusammeln, als sein Freund Spencer Haystings sie mir aus der Hand geschlagen hatte und sie sich über den ganzen Flur der Abschlussklassen verstreut hatten.
Maikel blieb stehen, während alle anderen lachend weiter gingen. Er hockte sich neben mich und gemeinsam sammelten wir die flüchtigen Blätter ein. Als er sie mir überreichte, geschah es, dass seine Finger, die meinen streiften. Sofort beschleunigte sich mein Puls und das Herz schlug mir bis zum Hals. Er lächelte nur, denn die Röte stieg mir unaufhaltsam ins Gesicht. »D-Danke«, war alles was ich zusammen stammeln konnte. Dann erhob er sich und folgte den anderen. Grace hatte die ganze Zeit über draußen am Fenster gestanden und uns beobachtet. Ihr war es nicht entgangen, dass Maikel zuvorkommend zu mir war und genau das war der Grund, weshalb sie und ihre Entourage den Entschluss fassten, mir eine Lektion zu erteilen und mir mein Leben und den Abschlussball zum Alptraum zu machen.
Heute konnte ich darüber lachen, denn das Mädchen von damals gab es nicht mehr. Heute war ich eine andere, jedenfalls dachte ich das bis vor kurzem. Der plötzliche Reichtum, den mein Vater mit Luxus Immobilien- und Grundstücken verdiente, ermöglichte mir die Aussicht auf ein besseres Leben. Heute stand ich an der Spitze eines Milliarden Dollar Immobilien-Imperiums und blickte auf andere herab. Ich hatte lange Zeit in Europa gelebt, doch jetzt war ich zurück in New York. Elf Jahre später und wie das Schicksal es wollte, trieb es mich auf Umwegen zurück in das Leben von Maikel Johnson. Eine Freundin hatte mich auf seine Spur geführt. Jetzt fand ich mich in einer dunklen Ecke, eines Hotels wieder, von wo aus ich einen Mann beobachtete, der meine schlimmsten Alpträume zurück an die Oberfläche holte. Er war wie eine Fata Morgana aus meiner verhassten Vergangenheit erschienen und hatte mich schlagartig in diese zurückkatapultiert. Hastig führte ich das Glas mit dem Whisky an meine Lippen und kippte ihn, samt der Beruhigungspillen, in einem, meine Kehle hinunter. Da war es wieder, dieses alles verschlingende Verlangen und ich hatte nicht vor es zu unterdrücken. Er sollte Mein sein!

Life of a CallboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt