Live #1

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"Mila, kommst du?" Samira und Emil standen händchenhaltend beim Tor und warteten ungeduldig auf Mila.

Diese stand mit einer gepflückten Blume in ihrer Prothesenhand auf und ging zu ihren Freunden. 

"Was wollen wir machen? Noch in den Park oder so?" Emil schaute zuerst Samira und dann Mila an.

Beide Mädchen nickten und die drei gingen fröhlich über irgendwelches Zeug lachend zum Park.

Am Eingang des Parks blieb Mila abrupt stehen. Sie glaubte jemanden gesehen zu haben, bei dem sie dachte, dass er weg ist.

"Ist was?" Samira hatte sich zu Mila umgedreht, als sie merkte, dass sie angehalten hatte.

Mila schüttelte etwas verwirrt den Kopf. Wahrscheinlich hatte sie sich versehen.

"Nein, was sollte schon sein?" fragte sie lachend und ging durch das große Eingangstor. 

Emil nickte und lachte mit, doch Samira glaubte ihr nicht wirklich. Trotzdem fing sie etwas verspätet auch an zu lachen, und zog Emil zu Mila durchs Tor. 

Zu dritt schlenderten sie etwas durch den Park und setzten sich schließlich auf eine Bank. Samira auf Emils Schoß und Mila mit etwas Abstand nebendran.

Anfangs hatte es sie etwas gestört, dass ihre beiden besten Freunde nun zusammen waren, da sie Angst hatte, etwas würde sich nun ändern. Doch im Grunde war es auszuhalten, und wirklich viel hatte sich nicht geändert.

Nur musste Mila jetzt damit klarkommen, dass Samira und Emil auch mal alleine sein wollten und sie nicht immer überall mitnahmen, wo sie hingingen. 

Nach einigen Minuten sah Mila ihn wieder, und dieses Mal, war sie sich sicher, dass sie sich nicht irrte.

Sie stand auf, sagte noch schnell was unverständliches und ging ihm dann nach.

Hinter einigen Bäumen drehte er sich dann um. "Was soll das?" Ein beissender Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen und er fuhr sich durch seine Haare, wie er es so oft machte.

Etwas verwirrt blieb Mila stehen. "Was meinst..." doch bevor sie die Frage fertig gesprochen hatte, wurde sie schon unterbrochen.

"Das!" er zeigte auf Samira und Emil. "Ich dachte du hasst die Menschen so wie ich und nun bist du mit ihnen befreundet? Nachdem, was sie dir angetan haben?" er legte eine Hand auf ihre Prothese.

Nun wurde auch Mila leicht wütend. Er war es doch, der weg ging! Er war es doch, der sie im Stich ließ!

"Die ganze Menschheit wegen einem Arm hassen? Wir sind doch selber Menschen. Und nur weil deine Eltern im Knast sind und Menschen dafür verantwortlich sind, ist noch lange nicht die ganze Menschheit scheisse! Und du könntest das auch sehen, würdest du dich nicht vor der ganzen Welt verkriechen. Und überhaupt, was machst du hier? Ich dachte du wärst in London?!"

Mila wurde vielleicht etwas zu laut, denn er zuckte leicht zusammen und nahm seine Hand von ihrer Prothese. Sie hatte einen wunden Punkt getroffen, das wusste sie.

"Ich..." setzte er an, doch Mila wollte ihn nicht zu Wort kommen lassen. "Leon! Wieso bist du hier?! Wieso tust du mir das an?" die letzte Frage war nur noch ein leises flüstern.

"Ich war in London, ja. Aber ich kam wieder zurück und muss jetzt feststellen, dass du überhaupt nicht mehr die Person bist, die ich mal als eine Freundin bezeichnen konnte!" 

Milas Augen wurden feucht. Sie dachte, Leon würde auf ihrer Seite sein, auch wenn sie sich mal noch mit anderen anfreunden würde, weil er nicht mehr da war. 

"Aber..." "Nein!" rief Mila und Tränen strömten in Wasserfällen über ihr Gesicht. "Nein..." flüsterte sie noch und lief dann fort. Fort von Leon. Fort von Samira und Emil.

Es war zu viel. Und sie dachte, sie könne wieder normal leben, wie damals...

Meine vielleicht erkennbaren FortschritteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt