Die Zeit verging bis Nico und Jose aus dem Wasser kamen. Alex hat derweil geschlafen und ich hab mal wieder nachgedacht. Ich denke an den Spruch, den ich heute Morgen in meinem Philosophie Kalender gelesen habe. Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Vielleicht habe ich dieses Chaos gerade selbst in mir, weil ich einfach Angst habe vor Streit oder irgendetwas anderem und ich trotzdem glücklich bin. Und dieses nicht ausgeglichene macht es zu einem Chaos. Ich bin mir jedoch sehr sicher, dass alles was kommt man bewältigen kann. Man muss immer daran denken, je weniger Menschen wissen, dass du glücklich bist, umso länger bist du es.
Jose und Nico kommen zurück und legen sich neben uns. Die Atmosphäre ist zu gut um sie jetzt kaputt zu machen. Also beschließe ich, dass ich mit Lulu ein bisschen am Strand entlang gehe, damit ich in Ruhe nachdenken kann.
Ich gehe immer weiter und hab Lulu weiter an der Leine, denn ich möchte den Kindern mit ihr keine Angst machen. Sie ist sehr ruhig und läuft entspannt neben mir her. Aber ich bin innerlich nicht so entspannt. Mir gehen viele Fragen durch den Kopf. Was machen wir mit Antonio? Was ist wenn es wirklich mit Nico und Jose Streit geben sollte? Sollte ich vielleicht nochmal mit Alex reden? Vielleicht kann ich ihn nochmal umstimmen… aber was ist wenn das dann mit ihm Streit gibt, unsere Beziehung ist noch nicht sonderlich lang, wäre ein Streit da wirklich vorteilhaft? Stelle ich mir gerade verdammt nochmal ein Ultimatum mit wem ich besser Streit haben kann? Ohh Gott ich kann nicht mehr klar denken. Ich hab einfach zu sehr Angst. Angst davor einer meiner besten Freunde zu verlieren. Halt stopp… Alex ist mein Freund und nicht mehr mein bester Freund… oder doch vielleicht beides?
Ich laufe weiter, die Sonne neigt schon leicht dazu unterzugehen und das Wasser glitzert so still. Ich bleibe stehen und schließe die Augen und lausche dem Meeresrauschen. Das Meer hat eine extrem beruhigende Ausstrahlung auf mich. Obwohl der Ozean womöglich extrem gefährlich ist, fühle ich mich hier sicher. Es ist schön hier, wieso bleiben wir nur so kurz? Ach ja, der Alltag will ja auch beachtet werden. Lulu zieht an der Leine und reißt mich zurück ins jetzt. Wir gehen zusammen ein Stück weiter am Strand lang und beobachten die Menschen dort. Und dann sehe ich ein kleines Mädchen am Meer stehen und es ist deutlich zu erkennen, dass sie weint. Lulu und ich gucken uns an und gehen auf sie zu. Zuerst erschreckt sie sich ein bisschen und wischt die Tränen weg und dann schaut sie mir in die Augen.
„Was ist los mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Nein, ich glaube nicht, dass du einen Tod rückgängig machen kannst. Aber wenn du es doch kannst, dann wäre deine Hilfe jetzt genau richtig.“ Ich schätze sie ist acht Jahre alt.
„Wen hast du denn verloren? Und ich bin Isabella und das ist Lulu.“
„Ich habe meinen Hund verloren. Ich bin Lisa und bin neun Jahre alt. Er sah aus wie deiner nur etwas kleiner und strubbeliger. Ich vermisse ihn so sehr, denn so alt war er gar nicht.“
„Hallo Lisa, ich bin zwar kein Mensch, der einen Tod rückgängig machen kann, jedoch möchte ich dir gerne helfen. Ich weiß zwar noch nicht ganz wie, aber uns wird schon was einfallen.“ Sie tut mir leid, ich kann mir ein Leben ohne Lulu nicht vorstellen.
„Mmhh, dann macht das die ganze Sache nicht einfacher. Jedoch wäre ich dir schon dankbar, wenn du mir zuhörst.“ Sie ist ein ziemlich offenes Kind, was keine Angst hat. Ich kenne niemanden, der so offen ist in diesem Alter.
„Okay, erzähl mir alles was dich bedrückt ich höre dir zu.“ Lulu und ich setzen uns neben sie und schauen mit ihr auf das Meer und sie fängt an zu erzählen. „Also ich hatte Keks. Keks war ein Freund, nein er war mein bester Freund. Ich kannte ihn seit ich auf der Welt war. Und jetzt ist er nur noch ein Teil von mir in meinem Herzen und er ist nur noch in Erinnerung. Ich war früher oft hier am Strand und wir haben zusammen spielt. Ich kann nicht verstehen, wie man ihn töten konnte, er hat niemanden etwas getan und ich weiß es ist vielleicht schwer zu verstehen, aber ich denke du wirst das verstehen, denn du hast selbst einen Hund, das ein Hund einem niemals im Stich lässt.“ Sie macht eine kurze Pause und bricht in Tränen aus.
„Du weißt gar nicht wie weh das tut, wenn dann auch noch die Eltern versuchen deinen besten Freund zu ersetzen.“ Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich bin sprachlos und bringe nichts aus mir raus. Lulu hingegen steht auf und schmiegt sich an Lisa. Lisa fällt ihr um den Hals und weint noch mehr. Ich möchte ehrlich gesagt nicht mit ihr tauschen. Der Strand leert sich immer mehr und nach einer Weile Stille klingelt mein Telefon. Alex ruft mich an.
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Perfekt Unperfekt
Teen FictionIsabella und Josefine hatten alles was sie sich wünschten, mehr als sie je wollten. Eine Arbeit, wo sie ihr eigener Boss waren und sich als beste Freundinnen. Liebe war ein Ausblick, aber sie stellten es sich nie einfach vor, einen Freund zu haben...