Biep Biep Biep Biep – Ein beherztes Eingreifen meinerseits stoppte den morgendlichen Übeltäter. Verdammt! Es war schon 8.45 Uhr und in einer Viertelstunde sollte die erste Stunde beginnen. Schnell sprang ich elegant wie eine Ente aus dem Bett und wie sollte es anders sein, blieb mit meinem Zeh an der Bettdecke hängen und packte mich beinahe der Länge nach hin. Allerdings konnte ich mich rechtzeitig abfangen und schüttelte erstmal genervt über mich selbst den Kopf. Dann sprintete ich ins Bad und machte mich im Turbogang fertig. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich wirklich froh darüber, mich gestern schon zum Haare waschen gezwungen zu haben. Mein Herz pumpte wie verrückt, aber im Moment konnte ich sowieso nichts an meiner misslichen Lage ändern. Also atmete ich einmal tief durch und schloss die Augen. Schnell richtete ich noch meine Haare und schminkte mich so dezent wie möglich. Die Treppe ging ich vorsichtshalber doch langsam runter, ich kannte meine Tollpatschigkeit ja nur zu gut.
„Mum? Dad? Noch jemand da?" „In der Küche Schatz" rief meine Mutter. Schnell bewegte ich mich dorthin. „Ich bin jetzt schon zu spät dran, kannst du mich bitte in die Schule fahren?" Mein bester Hundeblick musste jetzt halt herhalten. Ich selbst hatte ja leider weder ein Auto, noch die Erlaubnis selbst Auto fahren zu dürfen. „Schon wieder? Letzte Woche habe ich dich doch schon mindestens 3mal gefahren." Mein Vater klang zu meinem Unmut sehr belustigt, als er seinen Kommentar dazu abgeben musste. „Gar nicht, das waren nur 2mal! Biiiitte, Mum" „Ist ja gut, ich muss sowieso los. Steig schon mal ins Auto." Dankbar drückte ich ihr schnell noch einen Kuss auf die Wange und ging schon mal nach draußen. Meine Mutter kam nur eine Minute später und sofort als ich im Auto saß, schrieb ich meiner besten Freundin, dass ich gleich da sein würde.
Unterwegs schaute ich die ganze Zeit aus dem Fenster und betrachtete die wunderschöne Landschaft. Ich war hier in Finnland geboren worden. Meine Mutter war Finnin und hatte sich damals in einen amerikanischen Austauschschüler verliebt. Dieser war "ganz zufällig" auch mein Dad. Ich und mein ach so wunderbarer Herzensbruder Nolan Keijo Johnson Korhonen, der heute Morgen einfach ohne mich zur Schule gefahren war, waren halb finnisch, halb amerikanisch. Ich hatte mit meiner Familie bisher zweimal Urlaub in Amerika gemacht, einmal in New York und einmal in Minnesota. Es war schon gruselig zu wissen, dass dort drüben jeder zweite mit einer Waffe im Nebenzimmer schläft. Ich meine Hallo? Gefährlich! Mein Vater oder wie ich ihn eigentlich nenne isä kam aus San Francisco. Meine Mutter, äiti, dagegen kam aus der nördlichen Region Finnlands, einem kleinen Ort namens Petsukka und hatte schon in Oulu und Turku gelebt, bevor sie mit meinem Vater in die Nähe Helsinkis (Espoo) gezogen war. Ich hatte wie jeder Finne wohl einen ausgeprägten Nationalstolz und war sehr froh über meine finnische Herkunft. Ich liebte es hier zu leben. Ich hatte meine beste Freundin Kaylee und meine Kumpels Tapio und Joonas hier. Ich war wie meine Freunde ein absoluter Eishockeyfanatiker und unterstützte tatkräftig den Helsingin IFK, meine absolute Lieblingsmannschaft. Ich war rundum glücklich, denn wirklich alles war perfekt.
In der Schule angekommen, rannte ich zur Mathestunde, als würde mein Leben davon abhängen. Okay, das war gar nicht so weit hergeholt. Frau Heikkinen war ein echter Drache, vor allem wenn ICH zu spät kam. Ich weiß nicht, was ich der armen Frau getan hatte, ehrlich! Es konnte auf keinen Fall daran liegen, dass ich immer mit meiner Tischnachbarin über sie ablästerte. Nein, also sicher nicht. Vielleicht hatte sie einmal gehört wie ich mich über ihren Hintern beschwert hatte, der wohl bemerkt direkt IN MEINEM GESICHT gehangen hatte. Aber sonst? Sonst hatte ich nichts falsch gemacht. Aber sie war offensichtlich nicht meiner Meinung. Als ich klopfte, drang ein schneidendes "Herein" durch die Tür. Ich konnte ihr gemeines und hinterhältiges Grinsen durch die Tür spüren und... ich hatte Recht. Dieses Biest hatte nur auf meine erste Verspätung gewartet. Das hieß dann wohl, dass diese Stunde für mich gelaufen war.
Der Rest des Tages wurde erheblich besser allein dadurch, dass meine besten Freunde bei mir waren. Kaylee regte sich die ganze Mittagspause mit mir zusammen über die Heikkinen auf. Es war aber auch unfair, dass so etwas Lehrer werden durfte. Aber zum Glück war sie die einzige, die so unfair den Schülern gegenüber war. Aber dafür hat man ja beste Freunde und mit meinen würde ich definitiv durch die Hölle gehen.
Deshalb riss es mich aus allen Wolken als meine Eltern uns zwei Tage später mitteilten, dass wir zum Ende des Schuljahres unsere Sachen packen sollten, unser Leben hinter uns lassen und die ganze Familie nach Los Angeles ziehen wird.
WAS ZUR HÖLLE?!
DU LIEST GERADE
Idiootti ja minä
RomanceDer Idiot und Ich Als der 17jährigen Jazz gesagt wird, dass sie mit ihrer Familie nach Amerika umziehen soll, bricht ihre perfekte Welt zusammen. Sie will ihr geliebtes Heimatland, Finnland, und ihre Freunde nicht hinter sich lassen. Aber die Entsch...