Teil 2

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"Das kann doch nicht ihr Ernst sein? Wie können sie Dir so etwas antun? Nicht nur du, auch wir werden doch darunter leiden! Bisher hatte ich deine Eltern immer gemocht, aber das geht echt gar nicht! Vielleicht sollte ich..." Langsam wurde es Zeit den Wortschwall meiner Freundin zu unterbinden, denn sonst würde sie noch etwas sagen, dass ihr später leidtun würde. "Kaylee, nur weil ich am anderen Ende der Welt lebe..." "Am anderen Ende der Welt nennst du das? Das ist der Weltuntergang meine Liebe! Wir können uns nicht mehr jeden Tag sehen, sprechen, umarmen..." Ohje, die ersten Tränen kamen schon hoch. "Hey Süße, tief durchatmen. Alles ist gut, noch bin ich hier. Wozu gibt es denn Skype? Und telefonieren geht auch, WhatsApp..." Trotzdem musste ich schlucken. Der Gedanke fast dreizehn Stunden Flugzeit von meinen Freunden entfernt zu sein, war auch mir unangenehm. Beruhigend legte Joonas seine Hand auf Kaylees Schulter. Sie dagegen sah ihn liebevoll an und hauchte ein "Danke". Was die beiden hatten, würde ich wohl nie verstehen. Er brauchte sie nur anzuschauen und die Welt war schon nicht mehr ganz so düster, ihr Blick wurde weich und dieses etwas dümmliche Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Schon waren beide in ihrer eigenen kleinen Welt. Ich sag's ja, unverständlich. 

Tapio und ich warfen uns vielsagende Blicke zu und fingen zeitgleich an zu grinsen. "Mit den beiden war's dann erstmal bis zur nächsten Stunde." kicherte ich. "Oh ja, ein Glück, dass ich nächste Stunde mit keinem der beiden zusammen habe. Sonst könnte ich mir wieder die ganze Stunde lang anhören wie stahlblau doch ihre Augen sind und wie wunderschön sie doch glänzen." Er machte ein Würgegeräusch und ich musste noch mehr lachen. Tapio konnte mich einfach immer zum Lachen bringen, egal wie schlecht es mir ging. Das schätzte ich auch sehr an ihm. Außerdem wäre ich ohne ihn sang- und klanglos untergegangen im Matheunterricht. Er war nämlich zusätzlich noch mein Mathenachhilfelehrer. Wir alberten noch ein wenig herum, bis es schließlich gongte. Erst als ich mir meine Tasche schnappte, um die Cafeteria zu verlassen, standen unsere beiden Turteltäubchen auf. Augenverdrehend nahm ich Kaylee an die Hand und zog sie mit mir aus dem großen Raum mit dem Essen. Wenn die beiden nicht bald zusammenkommen, würde ich dafür sorgen müssen. Notfalls auch vom anderen Ende der Welt aus.

Lautstark ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen, bevor ich in die Küche stapfte. Mein Bruder hatte heute mal wieder nicht auf mich gewartet und war einfach nach Hause gefahren, ohne Bescheid zu geben. Wenn er jetzt auch noch mein Kieferneis gegessen hatte, war er eindeutig tot. Ich hatte eine halbe Stunde vor dem Schulgebäude rumgestanden und dadurch meinen bussi (Bus) verpasst. Ich öffnete das Tiefkühlfach und musste feststellen, dass er mir mein Eis wirklich geklaut hatte, das ich so gerne aß und nicht immer erhältlich war. Wütend ging ich nach oben und öffnete Nolans Tür, nur um festzustellen, dass er gar nicht in seinem Zimmer war. Genervt betrat ich mein eigenes Zimmer und blieb noch auf der Türschwelle stehen. Vor mir auf meinem Bett saß mein Lieblingsbruder und sah mich zerknirscht an. Langsam zog ich meine Augenbrauen zusammen und sah ihn verwirrt an. "Was machst du hier?" Er war nie in meinem Zimmer. NIE. Außer er hatte etwas auf dem Herzen..."Was willst du?" "Muss ich immer etwas wollen, wenn ich hier bin?" fragte er mit Schmollmund. Grinsend nickte ich, bis mir der Grund meines Ärgers wieder einfiel. "Also?" Er räusperte sich und seine Stimme klang etwas belegt. "Ich wollte mich entschuldigen, dass ich einfach gegangen bin. Meine Kumpels haben mich praktisch entführt. Sie wollten mich verabschieden." Meine Wut verflog augenblicklich. Ich setzte mich neben ihn und lächelte ihn an, denn ich wusste, dass es für ihn auch nicht einfach war. "Okay, alles gut. Ich war zwar echt sauer auf dich, aber es war ja nicht sooo schlimm. Ich lebe zumindest noch. Aber sag mal, was hast du mit meinem Eis gemacht?" Verlegen kratzte er sich am Nacken und grinste mich dann schief an. "Vielleicht habe ich es vor Frust gegessen. Ich kann einfach nicht glauben, dass unsere Erzeuger uns so etwas antun können." Niedergeschlagen seufzten wir beide gleichzeitig. Schließlich hofften wir beide irgendwie, dass wir aus diesem Traum noch aufwachen können. Aber wir beide waren uns dessen bewusst, dass unsere Eltern von dieser Entscheidung auf keinen Fall abweichen würden. Immerhin würden wir noch uns beide haben, das war wirklich der einzige positive Aspekt. Ich liebte meinen Bruder trotz aller Geschwisterdiskussionen. Auch wenn ich ihm manchmal am liebsten mit dem Stuhl eins überziehen würde. Das waren eben wir beide, Nolan und Jazz, und niemand, nicht einmal unsere Eltern würden das ändern können. 

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AN: Hey, hier einmal ein paar Worte von mir, der Autorin.

Ich würde gerne allen Leuten danken, die es bis hierhin geschafft haben XD Ich weiß, dass das erst das zweite Kapitel ist, aber ich kann es einfach immer noch nicht glauben. Wie oft Kapitel kommen, kann ich so noch nicht sagen. Ich studiere nebenbei Skandinavistik, zur Zeit habe ich allerdings Semesterferien.

Ich hoffe wirklich, dass meine Geschichte gefällt, denn sie ist schon jetzt eine Herzenssache. <3

Das ist übrigens Jazz :D

Idiootti ja minäWo Geschichten leben. Entdecke jetzt