Teil 4

18 2 0
                                    

Es erforderte einiges an Kraft und gutem Willen, die ganze Zeit dieses ehrliche Lächeln im Gesicht zu behalten. Ehrlich. Ich hatte erwartet, dass ich zwischen meinen Eltern und meinem Bruder sitzen würde. Allerdings war das unvorteilhafterweise eine Fehlannahme. Für mein Wohlbefinden unzuträglich saß ich viel zu viele Stunden neben einem kleinen Knirps mit Matrosenhut, der andauernd versuchte mich zu Tode zu ärgern. Er zog an meinen Haaren, streckte mir die Zunge raus und schlug mich mit seiner kleinen Kinderhand. Jedes Mal wenn ich mich wehren wollte, bekam ich einen strafenden Blick seiner Mutter ab und lehnte mich genervt so weit wie möglich in die andere Richtung. Als es mir irgendwann dann doch zu viel wurde, stand ich auf und ging in Richtung Toilette. Das war echt nicht zum Aushalten, gerade eben hatte diese kleine Ausgeburt des Teufels mich einfach gebissen. Der hatte aber auch echt einen Biss drauf.. Das tat ganz schön weh. Als ich ihm meine Meinung geigen wollte, scheiß auf's Alter, hat diese Teufelin persönlich (also seine Mutter) mich dafür verantwortlich gemacht und mir erstmal eine Standpauke gehalten, die sich gewaschen hatte. Mir klang es jetzt noch in den Ohren: "du armes kleines, mitleidbedürftiges Wesen, was denkst du dir eigentlich dabei so mit meinem Baby zu reden?"...ich hätte sie doch nicht mehr alle, mich auf kleine Kinder zu stürzen, grundlos, und sie fertig machen zu wollen, ich gehörte eingesperrt.. ein Zumutung für meine Mitmenschen... Jaja, das einzige was eingesperrt gehörte, war ihr eigenes kleines Baby! Von wegen Baby, Monster passte echt besser. Noch in Gedanken merkte ich nicht, dass die Toilettentür aufgegangen war und rannte genau hinein.

 "Au! Perkele!" schrie ich noch, während ich zu Boden segelte. Stöhnend hielt ich mir den Kopf und versuchte wieder etwas zu sehen, was mir nur teilweise gelingen wollte, denn noch war alles verschwommen. Was ich allerdings bemerkte, dass sich jemand über mich beugte. Oder waren es zwei? Verwirrt schloss ich die Augen und kniff sie zusammen bevor ich sie langsam wieder öffnete. Ich sah als Erstes, dass mir jemand die Hand hinhielt. Noch mit heftigen Kopfschmerzen ergriff ich jene und ließ mich eher hochziehen als selbst mitzumachen. Ich hielt mir mit einer Hand die pochende Stelle auf meiner Stirn und mit der anderen stützte ich mich an der Wand ab. So etwas konnte echt nur mir passieren. Ich seufzte und beschloss mir meinen Helden etwas näher anzusehen. Männlich, gut gebaut, viele Muskeln, blond, groß und Mitte 40. Ich lächelte verlegen. "Danke für's Hochziehen, ich bin Ihnen ja keine große Hilfe gewesen." "Ach kein Problem" lachte er. "Man muss einer jungen Dame in Not natürlich zur Seite stehen. Das verlangt der GentlemenCodex." zwinkerte er mir zu. Ich senkte den Kopf, während mir die Röte ins Gesicht schoss. Das kam unerwartet. Ich unterdrückte das nervöse Lachen das sich in meinem Körper breit machte, bevor die Situation noch "awkwarder" wurde. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die immer wenn ihnen etwas unangenehm wurde, anfing zu lachen. Sehr viele verstörte Blicke hatte das schon bei meinen Gesprächspartnern hervorgerufen. Allerdings hatten sich mit der Zeit alle daran gewöhnt, was sehr zu meinem Vorteil gereichte. Ich hatte mich nicht mehr dafür schämen müssen, was jetzt mit der neuen Lebenssituation auch wieder auf mich zu kam. "Kiitos, wirklich" lächelte ich noch einmal, bevor ich meinen Weg zur Toilette fortsetzen wollte. Doch bevor ich das tun konnte, hörte ich das Lachen. Dieses wunderschöne, ehrliche Lachen... Erschrocken fuhr ich herum und wäre fast über meine eigenen Füße gestolpert. Das brachte dieses Lachen nur dazu, sich zu vertiefen. Als meine Augen endlich die Quelle des Lautes fanden, musste ich schlucken. Hinter mir stand ein Junge, der vom Aussehen genau meinem Beuteschema entsprach, .... hätte er mich nicht ausgelacht. So schob ich meine positiven Gedanken einfach beiseite und funkelte ihn wütend an. "Ich verstehe nicht ganz, was daran jetzt witzig war. Kannst du es mir erklären?" Er bekam sich gar nicht ein vor Lachen. "Es... sah einfach... so witzig aus... wie du auf... einmal auf dem Boden lagst. Ich habe nur... das Gewicht gespürt und mich gewundert, warum die Tür... nicht richtig... aufging." brachte er gerade noch raus, bevor er wieder anfing zu kichern. Ich schnappte nach Luft. "Du? Du warst das? Du hast es nicht mal für nötig gehalten, mir aufzuhelfen, sondern LACHST MICH AUS?" Zum Ende hin wurde ich lauter. Das konnte doch nicht wahr sein! Was dachte er sich dabei?! Wahrscheinlich nichts. Verärgert warf ich ihm noch ein paar Beleidigungen um die Ohren. "Senkin ällöpaska! Senkin läskiperse! Haista paska!" Er zuckte nur mit den Schultern. "Ich verstehe sowieso nichts davon, gib dir keine Mühe." Verächtlich schaute ich ihn an. "Siehst du, da kann man mal sehen. Man sollte sich nicht über jemanden lustig machen, den man nicht versteht. Vor allem nicht, wenn der den höheren IQ hat." Dann verschwand ich in der Toilette. Ich hörte ihn noch kichern. "Sie hat sich als er bezeichnet." Dann war er weg. 

Das konnte ja wohl nicht wahr sein.


Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 05, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Idiootti ja minäWo Geschichten leben. Entdecke jetzt