Kapitel 17

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Das erste, was Elun spürte, nachdem die Fledermaus landete und ihn absetzte, waren Wurzeln, die sich um seine Arme wickelten.
Sehen wollte er gar nicht, also öffnete er seine Augen gar nicht erst.
Aber er hörte Hufen. Vier.
Xavius hatte aber nur zwei.
Nun doch neugierig geworden, öffnete Elun seine Augen.
Es war ein Traumwesen, ein Zentaur.
Elun schüttelte den Kopf.
Sogar seine Gedanken spielten verrückt...
"Wenn selbst der Herr der Wälder verliert, und der Aspekt der Träume, wie kann dann noch irgendwer widerstehen?", fragte Elun und musterte den verseuchten Zentaur. "Lehrt mich, Cenarius, ich weiß es nämlich nicht."
Der Zentaur schwieg.
Nicht sonderlich verwunderlich, schließlich war er nur noch eine Marionette von Xavius, seine Stimme war Xavius' Stimme.
Ein kalter Schauer lief über Eluns Rücken, als er daran dachte, dass selbiges mit ihm geschehen könnte.
"Du bist erstaunlich ruhig für einen Gefangenen.", ertönte Xavius' Stimme aus Cenarius' Mund. "Du kannst dir doch sicher denken, was ich vorhabe?"
"Mehr als nur gut genug.", gab Elun zurück und spürte augenblicklich, wie die Wurzeln sich enger um seine Arme schlangen.
Diesmal wucherten aber auch Pflanzen an seinem Körper hoch.
"Warum schickt Ihr Cenarius zu mir?" Sein Herz klopfte wie verrückt, doch er schaffte es, nach außen hin die Ruhe zu bewahren.
"Ich habe zu tun.", grummelte Xavius' Stimme. "Sterbliche in meinem Reich."
"Dann ist dieser Cenarius bloß eine Illusion?", mutmaßte Elun und sah zu Malfurions ehemaligem Lehrmeister auf.
Er wusste von Rhean, dass Cenarius längst tot war.
"Zu viele Fragen.", knurrte Xavius' Stimme und zum ersten Mal schien der Albtraum wirklich nach Elun zu greifen.
Schmerz durchfuhr ihn und Elun fühlte, dass sich eine Pflanze unter seine Haut gebohrt hatte.

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Er nickte nur noch schwach, mehr zum Zweck denn zu Zustimmung.
Vor lauter Schmerz hörte er nicht richtig, als wäre so ein Dröhnen in seinen Ohren.
Er wünschte, er würde bald hier rauskommen.
Das könnte er schon längst sein, das wusste er. Nur müsste er dafür seinen Glauben und G'Hanir opfern.
Moment.
Eigentlich konnte er den Ast doch immer bei sich tragen.
Sicher könnte er Sathra nochmal damit wiederbeleben, oh ja.
Cenarius redete weiter auf ihn ein, langsam zogen sich die Pflanzen zurück und Elun wusste, dass Xavius ihn als Diener akzeptiert hatte.
Elun..., wisperten zwei Stimmen plötzlich in seine Ohren.
Er riss seine Augen auf und sah erschrocken hinter sich.
Er kannte diese Stimmen!
Er hatte beide einmal besucht, als er nach seiner ersten schmerzvollen Verwandlung in eine Katze einen Monat zwischen Leben und Tod schwebte.
Cenarius brüllte und Elun wusste, dass Xavius die beiden Göttinnen bemerkt hatte.
Sofort verschwanden die Präsenzen der zwei verschiedenen Schönheiten, doch Elun wusste, dass sie zurückkommen würden, um ihn daran zu erinnern, dass er noch immer gebraucht wurde.
Doch verwunderlicherweise schien das nicht nötig zu sein, denn die Pflanzen und Wurzeln verschwanden und Cenarius' Illusion löste sich auf.
Du hast nicht viel Zeit, bis die anderen Albtraumwesen Xavius' Tod bemerken und dann zu dir kommen. Romulus, Malfurion und Alea werden zu dir stoßen, wenn du gen Osten läufst., erklärte ihm Elune. Aber lauf schnell, es wird bereits unruhig...
Dem konnte Elun nur zustimmen, hinter ihm begannen Blumen zu rascheln.
Hastig stolperte er los, unfähig, sich zu verwandeln, da ihm die Kraft fehlte und seine Wunden schmerzten höllisch.
Kaum hatte er einen ehemaligen Traumpfad erreicht, kam Leben in den Albtraum.
Mit vor Schreck geweiteten Augen konnte Elun nur starr beobachten, wie die Wesen näher kamen, ihre einstige Hoffnung umzingelnd.
Das Gesicht eines Urtums schien in Trauer verzogen, Trauer für das Schicksal, das ihn ereilt hatte, da Elun nicht da war, als er gebraucht wurde.
Schnell, junger Druide, hier entlang! Eine weitere Stimme, die Elun bis in die Grundfesten erschütterte. Los, los, noch können wir den Traum retten!
Seine Beine bewegten sich von selbst und rannten zu der schummrigen Gestalt Yseras, deren Konturen die ganze Zeit verschwammen.
Die Herrin der Träume lief vor ihm her, führte ihn in die Richtung, in die er musste...und verblasste.

Wald von ElunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt