Dies ist eine Stunde meines heutigen Tages. Warum auch immer hatte ich plötzlich das Gefühl, alles aufschreiben zu müssen, was mir in den Sinn kam.
Ihr müsst das hier nicht lesen. Es ist...
Random.
Wirklich random.Wie ist es, nicht so zu sein wie ich?
Ich stehe an der Bushaltestelle, Kopfhörer stecken in meinen Ohren und mein Blick verfolgt die Leute, welche die Straße auf- und ablaufen. Der eine im Anzug scheint gestresst und rennt förmlich, während seine Aktentasche in seiner Hand wackelt. Wahrscheinlich ein Geschäftsmann, welcher diesem Job schon länger nachgeht, denn seine Tasche ist alt und das schwarze Leder löst sich bereits.
Eine Frau schützt sich durch eine Wollmütze vor dem Schnee, der wild durch die Luft fällt. Ihr Schal wird vom Winde mitgerissen und sie muss ihn festhalten, damit er nicht von ihr fliegt. Trotz des Wetters trägt sie ein kleines Lächeln im Gesicht, während sie ihre Handtasche richtet.
Mehrere Meter links von mir steht ein Mann, er trägt ebenfalls eine Mütze, hält einen DINA4 Umschlag in der Hand und zieht an einer Zigarette. An seinem Ringfinger entdecke ich einen Ring, er ist also verheiratet, das verratet mir das Aussehen und der Zustand des Ringes. Er wird von jemandem geliebt. Wie fühlt es sich an, von jemandem geliebt zu werden? Es muss ein wunderbares Gefühl sein. Jedoch raucht er. Warum? Ist es eine Sucht, von der er nicht los kommt? Oder geht es ihm nicht gut und er raucht, da er das Gefühl mag, wie der Rauch seine Lunge zerstört? Der Wind trägt den Rauch zu mir hinüber und ich atme ihn ein. Es fühlt sich lustig an, wie mein Hals vernebelt wird und ich schmunzle leicht in meinen Schal.
Mein Bus ist da. Die Leute rennen zur Tür, während ich langsam hinschlendere. Die Türen sind geschlossen, ich suche mir einen Platz und der Bus fährt los. Es sind nicht viele Menschen im Bus, doch der Großteil starrt auf sein Handy und aus dem Fenster.
Ein Mann setzt sich mir gegenüber. Ich sehe nur sein Profil. Er hat kurze Haare und scheint nicht älter als 20 zu sein. Er hat so wie ich Kopfhörer in seinen Ohren und schaut aus dem Fenster. Er trägt graue, alte Turnschuhe. Wieso sollte er sowas bei diesem kalten, nassen, gatschigen Wetter tragen? Vielleicht hat er zu wenig Geld? Er trägt eine gra- Ein Mann stellt sich in meinen Weg. Er ist groß, hat einen drei-Tage-Bart und hat eine türkise Umhängetasche, mit orangen Reisverschlüssen und einem roten Symbol um seine Schulter hängen. Ich finde diese Tasche ziemlich hässlich, um ehrlich zu sein. Er unterhält sich mit einer Frau, schätzungsweise um die 30. Sie hat dunkelrotes Haar und trägt eine Brille. Die beiden sind uninteressant, also lasse ich meinen Blick aus dem Fenster schweifen und lausche meiner Musik.
Meine Haltestelle wird aufgerufen und ich drücke den Stopp-Knopf. Sobald der Bus steht, erhebe ich mich und eile aus der Tür, welche sich knapp hinter mir schließt. Eine Tür vor mir steigt ein Mädchen aus meiner Parallelklasse aus. Ich denke sie hat mich gesehen, aber geht ohne sich umzudrehen weiter. Wieso sind Jugendliche eigentlich so? Wieso kann man sich nicht einfach freundlich begrüßen? Ist das uncool? Keine Ahnung. Sie hat orangefärbliche Haare und trägt eine Brille. Sie hat schwarze Stiefelletten mit hohen Absätzen an und eine schwarze Hose, welche ihre Beine schön betont.
Der Schnee sammelt sich auf meinem schwarzen Schal, welcher nur um meinen Hals hängt, jedoch nicht gebunden ist. Schließlich trage ich einen Rollkragenpulli. Wieso sollte ich noch den Schal darum binden? Meine dicke Winterjacke ist offen. Warum ich sie nicht zumache? Sieht besser aus und außerdem trage ich noch eine Jeansjacke darunter. Ich stapfe durch den hellbraunen Schneegatsch und sehe, wie er sich an der Spitze meiner Doc's sammelt. Ich spüre, wie der Schnee von den Häuserdächern auf meinen Kopf tropft, aber ich ziehe meine Kapuze nicht auf, ich trage ein Haarband und einen Pferdeschwanz. Das wär unangenehm unter der Kapuze. Wie auch immer.
Das Mädchen geht auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sie geht schneller als ich und biegt schon in die Gasse unserer Schule, während ich gerade den Zebrastreifen ansteuere. Ich habe noch genug Zeit. Schließlich komme ich erst zur 3. Stunde, da ich krank bin und nur in die Schule fahre, um die Schularbeit zu schreiben. Als ob ich zwei Stunden Turnen in der Früh gehe, wenn ich zwei Tage lang nur im Bett lag. Turnen ist nicht meins. 20 Mädchen die durch einen Saal rennen, schwitzen und Spiele spielen. Meiner Meinung nach wirklich doof.
Ich trete ins Schulgebäude ein und gehe zu meinem Spind, um meine Jacke und meinen Schal hinein zu hängen. Dann schultere ich meine Tasche und gehe zwei Stockwerke nach oben. Dort sitzen ein paar meiner Freunde, offensichtlich waren sie auch nicht im Turnunterricht. Warum? Geschwänzt. Eine hat dunkle, wilde Locken, ursprünglich waren sie blond, trägt ein rot-schwarz kariertes Hemd, wie fast immer.
Ein Junge mit hellbraunen, verwuschelten Haaren trägt ein beiges Hemd, dunkelblaue Turnschuhe und eine einfache Jeans. Er schaut auf, als ich auf alle zugehe und sie begrüße. Einst stand ich auf ihn und er weis es. Peinlich. Doch warum eigentlich? Schließlich stand ich auf ihn, ich stehe nicht mehr auf ihn. Doch so denken Jugendliche eben.
Ein weiteres Mädchen saß am Tisch, eine aus meiner Parallelklasse. Dunkelbraune Haare mit einer blitzblauen Mütze. Ich hole mir einen Stuhl und setze mich zu ihnen und sofort regen wir uns alle über die auf uns zukommende Schularbeit auf. Schularbeiten. Wieso? Man lässt uns Texte schreiben oder Fragen beantworten, Sätze übersetzen oder Gleichungen lösen und beurteilt uns dann. Teilt uns Zahlen zu, welche etwas über unsere Intelligenz aussagen sollen. Schwachsinn.
Wir verziehen uns irgendwann in den Gang zu dem Klassenzimmer, in welches wir in 10 Minuten müssen. Mir ist schlecht und ich habe Kopfweh, während ich versuche mir einzuprügeln, wie die Textsorte aufgebaut ist, die zur heutigen Schularbeit kommt. Nach und nach kommt auch der Rest der Klasse zu uns. Zuerst die Jungs. Eigentlich verstehe ich mich wirklich gut mit ihnen, doch keiner grüßt mich. War es egal, dass ich den kompletten gestrigen Tag krank im Bett lag? Haben sie mich überhaupt bemerkt? Ich denke mir nichts mehr dabei und schaue nach links, als sich jemand neben mich setzt. Das Mädchen vom Bus. Sie hält einen Zeichenblock in der Hand und meine Augen weiten sich. Ich frage, ob ich einen Blick hineinwerfen dürfte, da ich die Kunst liebe. Sie bejaht und reicht mir den Block. Vorsichtig blättere ich durch die Seiten und bin hin und weg. Wunderschöne Zeichnungen, Skizzen. Genau mein Stil. Nach zwei Minuten bin ich fertig, lobe ihre Künste und reiche ihr den Block zurück. Anscheinend ist sie doch ganz nett und hat mich ja vielleicht beim Bus tatsächlich nicht gesehen. Ach, was rede ich. Natürlich hat sie mich gesehen.
Es gibt so viele talentierte Menschen. Ich würde nicht sagen, dass ich untalentiert bin, keinesfalls. Ich bin eigentlich relativ stolz auf mich. Naja, manchmal halt. Wenn ich nicht gerade einen Hass auf mich selbst verspüre. In dem Moment kommen meine zwei engsten Freundinnen in den Gang und umarmen mich zur Begrüßung. Die eine dunkelbraune, fast schwarze Haare, klein, schlank und schön. Die andere hellbraune, kurze Haare, groß, ein kleines, kleines, kleines bisschen molliger, aber trotzdem schön.
Sie fragen, ob alles okay sei, ob es mir gut ginge. Ich bejahe, erwähne nur nochmal, dass ich krank bin und dass sich mein Gehirn tot anfühlt, aber sonst alles okay sei. Nein, nein es ist definitiv nicht alles okay. Nevermind.
Mehrere meiner Freundinnen kommen dazu, begrüßen mich, umarmen mich, bis die Klasse geöffnet wird und wir hineinkönnen. Auf in die Schlacht. Ich sitze in der ersten Reihe neben einer Freundin. Sie ist dünn, hat langes dunkelblondes Haar und ein so großes Herz.
Nach einigen Minuten kommt unsere Lehrerin. Eine junge Frau, mit einem Haarband und den Schularbeitenbögen unter ihrem Arm. Diese werden ausgeteilt, alles wird erklärt, doch ich höre nicht zu, bis uns das Startzeichen gegeben wird und man das Papier rascheln hören kann.
Wie soll ich mich nur auf die Arbeit konzentrieren? Ich bin doch völlig versunken. In meinen Gedanken.