evening thoughts

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Meine Nase kribbelte und zog.
Meine Augen begannen zu brennen und langsam aber doch spürte ich, wie sich Tränen in sie hinein schlichen.
Ich starrte weiter gerade aus.
Langsam wurde meine Sicht verschwommen und zitterte wild.
Die Welt tanzte um mich, obwohl mir gar nicht nach Tanzen zumute war.
Mein Herz fiel, meine Knie wackelten.
Mein Körper fühlte sich schwach, nur mein Kehlkopf saß angestrengt in meinem Hals und versuchte den schmerzvollen Kloß in diesem zu verdrängen.
Ich spürte, wie sich meine Augenbrauen ungewollt etwas zusammenzogen und mein Kinn zitterte.
Meine Lippen begannen sich ein Stück zu kräuseln und angestrengt presste ich sie zusammen, ließ sie mit einem Atemstoß locker.
Atmen.
Es gelang mir nicht.
Ein Schluchzer rutschte aus meinem Mund und die erste Träne formte sich.
Sie hing an meinem unteren Wimpernkranz, bis sie sich von den Härchen löste und endgültig aus meinem Auge schlüpfte.
Stumm rollte sie über meine Wange und ich machte keine Anstalten, sie wegzuwischen.
Ich ließ sie hinunterkullern und fühlte die feuchte Spur, die sie hinterließ.
Der Tropfen schmiegte sich an meine Haut und kam über meiner Lippe für einen Moment zum Stillstand.
Dann wich sie auf meine Oberlippe aus und ich schmeckte das Salz.
Ein gestockter Atemzug und dann presste ich meine Augen zusammen.
Mehrere Tränen kamen nun aus meinen Augenwinkeln und flossen an meinen Backen hinab.
Erschrocken über die Tränenflut wischte ich über meine Augen und betrachtete meine nassen Hände hinter dem Tränenschleier.
Ich zerrieb eine Träne zwischen meinen Fingern und schluchzte.
Meine Nase ließ mittlerweile keine Luft mehr zum Atmen hinein und so atmete ich durch leicht geöffneten Mund.
Ich habe nie oft geweint, aber in letzter Zeit übermannen mich meine Gefühle immer und immer wieder.
Ich weis nicht warum.
Es passiert einfach.
Sei es, dass sich mein Körper schwach fühlt, ich weine.
Sei es, dass ich mich psychisch nicht gut fühle, ich weine.
Sei es, dass ich keinen Ausweg finde, ich weine.
Weinen ist eigentlich schön.
Es hat etwas befreiendes.
Als ob man alles einfach aus dem Körper spült.
Dennoch erzähle ich es niemandem.
Ich meine... sie würden mich nicht verstehen.
Oder vielleicht würden sie meinen, es zu verstehen, sehen aber den Sinn und die Bedeutung des Ganzen nicht.
Sie würden nicken, lächeln, mir die Schulter tätscheln und liebliche Worte sagen, aber ich will das nicht.
Es bleibt mein Geheimnis.
Mein Geheimnis, das mich zum Grübeln bringt, das mich zum Weinen bringt.
Es ist nicht unbedingt etwas negatives.
Eigentlich ist es ein schönes Geheimnis.
Es kommt nur auf deine Einstellung an.
Entweder du freust dich für mich, du siehst mich überrascht an oder spielst ein Lächeln. Eventuell kannst du es nicht nachvollziehen.
Eventuell... fühlst du auch so?
Eventuell fühlst du dich genauso hin und her gerissen und weist nicht, welche Seite die richtige ist, ob es eine richtige Seite gibt oder ob für dich beide Seiten zählen.
Ich habe eingesehen, dass ich zu beiden Seiten stehe.
Eingesehen...
Eingestehen...
Zwei Wörter die so ähnlich sind, aber doch so vollkommen anders.
Eingesehen hat man etwas, wenn man erkennt, warum es gut ist, wenn man merkt, dass es das Richtige ist.
Eingestehen tut man sich etwas, wenn es nicht anders geht, wenn es einfach die Realität ist.
Ich denke, ich habe es mir eingestanden...
Aber es ist okay.
Ich bin okay.
Dennoch weine ich.
Meine Schnappatmung beruhigte sich allmählich.
Mit geschlossenen Augen ließ ich die letzten Tränen laufen, wischte sie dann von meinem Gesicht und seufzte.

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I'm fine. Ich bin nur sehr aka zu nachdenklich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 06, 2018 ⏰

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