Wie ist es, nicht so zu sein wie ich?
Wie ist es, von jemanden geliebt zu werden? Jemanden zu haben, von dem man weis, dass man ihm wichtig ist. Jemanden zu haben, der einen hält und stützt.
Der Tag war anstrengend und ich liege erschöpft in meinem Bett. Ich habe ein großes Bett. Neben mir wäre genug Platz für eine zweite Person. Eine Person, die ich gerne bei mir hätte, die mich gerne bei sich hätte. Eine Person dessen Geruch ich immer wieder erkennen würde, den ich lieben würde und der mein liebstes Parfum sein könnte.
Ich brauche jemanden, mit dem ich die ganze Liebe in meinem Herzen teilen kann. Jemanden, der sich dazu bereit erklärt, seine Liebe mit mir zu teilen. Sein Leben mit mir zu teilen.
Wie wäre es, jemanden zu haben, dem ich alles erzählen kann, der mir alles erzählen kann. Eine Person in dessen Armen ich lachen, weinen, mich aufregen oder schlafen kann. Eine Person, die mir soviel Geborgenheit schenkt, dass ich drohe, darin zu versinken.
Ich ziehe die große Doppeldecke fester um meine Schultern. Ich schlafe mit zwei Decken, da es wirklich kalt ist. Die untere ist eine flauschige, graue Decke, aus Plastikstoff, also knistert sie und kleine Blitzchen erscheinen, wenn ich daran reibe. Die obere ist eine dicke Daunendecke mit einem Überzug aus England, verziert mit einem schönen bunten Blumenmuster.
Sie spiegeln mich wider.
Außen bunt und fröhlich, innen grau und zerbrechlich.
Ja, man kann alles übertreiben, aber dies sind nunmal meine Gedanken.
Es würde eine zweite Person unter die Decke passen. Eine Person dessen Körper mich so wärmen würde, dass ich nur eine Decke bräuchte und die graue, Plastikdecke aus meinem Bett verbannen könnte. Aus meiner Seele.
Jemanden der meinen Körper umschlingt und mich festhält, hin und her wiegt und kuschelt. Der mir Liebe schenkt. Die Liebe nach der ich mich schon so lange sehne.
Ach, das sind nur die Gedanken eines Teenagers, dessen Hormone verrückt spielen und meint einen Partner zu brauchen.
Ja! Ich bin ein Teenager, der wie jeder normale Mensch Hormone besitzt und der jemanden braucht. Ich brauche jemanden.
Jeder macht mittlerweile seine ersten Erfahrungen. Nicht, dass ich jetzt einem Trend nach gehen würde. Keinesfalls!
Niemals würde ich so etwas wie den Ersten Kuss oder das Erste Mal verschwenden. Es sind besondere Momente. Man sollte es nicht aus Geilheit tun, sondern aus Liebe.
Deswegen warte ich. Ich warte, bis die richtige Zeit kommt, der richtige Moment kommt, der Richtige kommt.
Niemals könnte ich einfach irgendjemanden küssen, weil man das als Jugendlicher so macht. Was zur Hölle?
Küssen. Ein Symbol der Liebe. Beschmutzt durch all die übereilte Liebe, beschmutzt durch die Hormonschübe, die in uns Menschen hervorbrechen können, beschmutzt von Lügen.
Wie fühlt es sich an, sanft von jemanden genommen zu werden? Eine Hand an die Wange gelegt zu bekommen, ein Daumen, der diese streichelt, ein verliebter Blick auf meine Lippen und dann werde ich hinauf gezogen. Hinauf, bis sich unsere Nasen berühren und ich seinen Atem spüren kann. Unsere Lippen streifen sich und dann liegen sie aufeinander.
Läuft es so ab? Ist es wirklich so, oder sind das nur meine Vorstellungen?
Ich habe keine Eile. Ich lasse mir Zeit.
Doch, ich habe Eile. Ich will es erleben.
Aber nicht verschwenden.
Es ist dunkel und ich starre an die weiße Decke, die in der Dunkelheit grau ist. Meine Pupillen haben sich schon ausgeweitet und wenn ich an ihn denke, werden sie noch größer.
Er ist in meinem Kopf. Den ganzen Tag. Er kommt dort nicht mehr heraus und es scheint, als hätte er dies auch nicht vor.
Ist er vielleicht der Richtige?
Wie soll ich das wissen?
Ich bin doch nur ein Jugendlicher.
Eine Jugendliche.
Eine von vielen, die höchstwahrscheinlich nie geliebt wird.
Es ist nicht so, dass ich unattraktiv wäre, oder hohl im Kopf oder dass ich stinke. Nein. Aber irgendwas muss ich doch falsch machen, sonst würde jetzt jemand bei mir liegen.
Was mache ich falsch?
Was
mache
ich
falsch?
Bin ich zu dick, zu klein, nicht schön genug? Macht mich mein Charakter hässlich?
Sind es meine Stimmungsschwankungen?
Aka die Momente in denen ich einfach mein Inneres hinaus lasse, was soviel bedeutet, wie still dasitzen, den Mund geschlossen halten und ins Leere zu starren.
Ich bin ein nachdenklicher Mensch und dies zeige ich manchmal auch.
Es gibt Tage, da bin ich super gut drauf, lache viel und rede. Lächle.
Es gibt Tage, an denen ich ruhig bin, mich in meinem Zimmer einschließen will und keinen Ton von mir gebe.
Es gibt Tage, da...
Es gibt Tage, da bin ich gestresst, unruhig, mental unstabil.
Es gibt Tage, da...
Es gibt Tage, an denen ich meiner künstlerischen Ader freien Lauf lasse.
Es gibt eine Woche im Monat, in der andere Mädchen Krämpfe kriegen, weinen, lachen und wirkliche Stimmungsschwankungen haben.
Ich hingegen werde in dieser Woche ganz freundlich, hilfsbereit(-er als sonst) und trage nur dunkle Hosen.
Oh, war das nun peinlich?
Ich denke nicht. Warum denn auch?
Ich drehe mich auf meine linke Seite und schaue zur Wand, drehe mich jedoch sofort auf die rechte Seite, da mein Herz anfängt schneller zu schlagen, sobald ich mein Zimmer nicht mehr unter Beobachtung habe. Achluophobie.
Genau in solchen Momenten brauche ich jemanden bei mir. Jemanden der mich beschützt, mir durchs Haar fährt und mir beruhigende Dinge zuflüstert.
Eventuell auch jemanden, der diese Angst teilt, doch zusammen können wir sie überwinden.
Help me.
Save me.
Hold me.
Keep me.
Hug me.
Kiss me.
Take care of me.
Be there for me.
Please me.
Fight for me.
Be gentle with me.
Don't. Cheat. On. Me.
Love me.
Zu viel verlangt? Probably.
Es ist nicht die richtige Zeig, der richtige Moment, geschweige denn die richtige Person gekommen. Noch nicht. Aber bald. Oder auch nicht?
Ich weis es nicht.
Wahrscheinlich gibt es so jemanden nicht für mich.
Nur in meinen Gedanken.