Früchtl x F. Götze

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Kritisch blickte ich Felix an. „Bist du sicher, dass das so funktioniert?", fragte ich. „Klar", meinte ich und begann zu lachen, als er meinen Blick sah. „Ach Chris, sei mal nicht so skeptisch, das funktioniert schon! Ich hab das schon mal gemacht", meinte er überzeugt. Ich zuckte nur mit den Schultern und tauchte den Pinsel in die Farbe um weiter zu streichen. Wir sind gerade dabei, unsere neue Wohnung zu streichen. Wir haben beschlossen, eine WG zusammen zu beziehen. Er wollte endlich von zuhause ausziehen und ich hatte keine Lust mehr, im Campus des FC Bayern zu wohnen. Perfekte Möglichkeit also für uns. Zumal wir wirklich die einzigen sind, die in drei Mannschaften mittrainieren. Obwohl Felix schon 20 ist, darf er wie ich bei den internationalen Spielen in der U19 spielen. Zusätzlich spielen und trainieren wir dann regelmäßig bei den Amateuren in der vierten Liga. Außerdem stehen wir beide seit dieser Saison im Profikader und absolvieren so viele Trainingseinheiten wie möglich mit der besten Mannschaft Deutschlands.

Das alles hat uns irgendwie zusammengeschweißt, sodass wir inzwischen schon so etwas wie beste Freunde sind. Naja, auf jeden Fall stehen wir jetzt hier seit ungefähr zwei Stunden im gleichen Raum und pinseln die Wände. Felix ist überzeugt, dass es nachher alles schön gleichfarbig und regelmäßig aussehen wird, doch ich habe dabei so meine Zweifel. Die Farbe ist an einer Stelle bereits trocken und schimmert angenehm hellblau. Direkt daneben hängen allerdings nach dicke, gefühlt noch nicht mal ansatzweise getrocknete, deutlich dunklere Farbtropfen, die eigentlich die gleiche Farbe haben sollten. „Fee, ich glaube, wir müssen nochmal neu anfangen", stöhnte ich und lies mich erschöpft an der sowieso schon hässlichen Wand hinunter gleiten. „Warum?", fragte er überrascht und drehte sich zu mir um. „Was machst du denn?", rief er erschrocken, als er mich an der Wand lehnen sah, „du machst die ganze schön gestrichene Wand kaputt!". Ich schüttelte nur den Kopf. „Schau doch mal, wie die Wand aussieht Fee. Das hab ich auch nicht mehr kaputt gemacht. Da ist nichts mehr zu retten". Er seufzte und trat an die Stelle, auf die ich gedeutet hatte. „Du hast ja Recht", gab er zerknirscht zu und lies sich neben mich auf den Boden fallen. Enttäuscht schleuderte er den Pinsel, den er bis eben in der Hand gehalten hatte, gegen die gegenüberliegende Wand.

„Das ist doch scheiße", fluchte er und ballte seine Hände zu Fäusten, „warum klappt das denn nicht? Wir haben alles so gemacht wie damals in Marios Wohnung auch". Vollkommen verzweifelt zog er die Knie an und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Oh man, was ist denn mit dem los? „Hey, komm, mach dir nichts draus!", versuchte ich ihn zu beruhigen, „wir machen die Tapeten jetzt einfach wieder runter und dann fragen wir nochmal deine Brüder, wie es wirklich funktioniert, okay?". Er schüttelte nur den Kopf. „Nein, nichts ist okay. Ich bin 20, erwachsen, und schaff es nicht einmal, meine Wohnung selber zu tapezieren. Das ist doch einfach nur traurig!", meinte er mit verdächtig zitternder Stimme. Ich riss geschockt die Augen auf. Was ist nur mit ihm los? Vorsichtig rückte ich näher an ihn heran und schlang einen Arm um seine Schultern, um ihn leicht an mich zu ziehen und tröstend in den Arm zu nehmen. „Fee, das ist doch nicht schlimm! Als ich in den Campus gezogen bin, konnte ich nicht einmal Nudeln kochen, und das ist wirklich einfach", sprach ich leise zu ihm. Ich spürte, wie sein zuvor bebender Körper langsam zur Ruhe kam und er schmunzeln musste. „Du hast ja recht! Lass uns die Tapete abreißen und Fabi um Hilfe bitten!", stimmte er meinem Vorschlag zu und begann sogleich, die Tapete abzureißen.

Die nächste Viertelstunde waren wir beide schweigend emsig am arbeiten und man hörte nur ein reißendes Geräusch, wenn wieder einer von uns die völlig verunstaltete Tapete von der Wand zog. Als wir schließlich nach einiger Zeit fertig damit waren, bestellten wir etwas zu Essen und machten uns damit auf den Weg zu Felix' Brüdern.

Fabi und Mario, der gerade zu Besuch war, erklärten uns den halben Nachmittag, wie tapezieren und streichen richtig funktioniert, gaben aber nach einigen Stunden verzweifelt auf, da wir anscheinend nichts verstehen würden. Somit machten wir uns am frühen Abend auf in unsere WG um gemeinsam zumindest ein Zimmer fertig zu bekommen. Das klappte erstaunlich gut, sodass wir abends um 10 mehr als die Hälfte aller Wände der ganzen Wohnung fertig hatten und nun erschöpft zu zweit auf unserem Sofa im nun frisch gestrichenen Wohnzimmer lagen und einen Film auf meinem Laptop schauten.

Felix unterbrach die angenehme Stille zwischen uns schließlich, als er sich aufsetzte und in mein Gesicht blickte. „Danke, dass du mich heute wieder aufgemuntert hast. Du warst meine Rettung, sonst hätte ich mich wieder im Selbstmitleid ertränkt. Ich denke in solchen Momenten immer daran, was meine Brüder immer zu mir sagen. Also, dass ich kindisch bin. Ich weiß, dass sie das nur scherzhaft sagen, aber es verletzt mich trotzdem. Und wenn ich dann sowas simples nicht kann, wie heute das tapezieren, dann glaub ich immer, dass sie Recht haben.", sagte er leise und blickte auf seine Hände. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich war es nicht gewohnt, dass man sich bei mir bedankte und so freute mich der Dank von Felix besonders. Irgendwie fühlte ich mich nicht ganz wohl in meiner Haut. Mein Gesicht fühlte sich ungesund heiß an und mein Herz sprang mir förmlich aus der Brust. Warum das so war, konnte ich mir nicht so ganz erklären, diese Gefühl kannte ich nicht. Mir fiel auf, dass ich noch gar nichts zu Felix gesagt hatte und so schüttelte ich mich kurz, bevor ich eine seiner Hände in meine nahm und sie leicht drückte. „Das hab ich doch gerne gemacht. Wir ziehen gemeinsam hier ein, da ist das doch selbstverständlich. Und du bist sicherlich nicht kindisch. So sind halt ältere Brüder, die brauchen immer was, mit dem sie jüngere Geschwister aufziehen können. Ich spreche da aus Erfahrung", meinte ich und grinste, schließlich bin ich auch der Älteste von meinen Geschwistern und will meinen Spaß.

Im nächsten Moment umarmte Felix mich fest und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Sie begann augenblicklich zu kribbeln. „Trotzdem", murmelte er, „ich hab dich lieb". „Ich dich auch", wisperte ich zurück und meinte es ernst. Wobei ich mir nicht so sicher bin, ob ich ihn nur lieb habe oder eher in ihn richtig verliebt bin.


Okay, wow, ich hab es tatsächlich nach einem Jahr Abstinenz geschafft, weiter zu schreiben. Ich hoffe, euch gefällt der Teil:)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 01, 2018 ⏰

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