3. Brief: An deine Eltern

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Ich schreibe diesen Brief an meine Großeltern, anstatt an meine Eltern, weil ich Oma und Opa viel mehr zu sagen habe als Mama und Papa.

Liebe Oma, lieber Opa.

Ich habe es euch noch nicht oft gesagt, aber: Ich liebe euch!

Jedes Mal wenn wir uns sehen, begrüßen wir uns mit einem Wangenkuss. In diesen Momenten würde ich euch am liebsten einfach umarmen. Ich habe euch noch nie umarmt, was ich sehr traurig finde.

Ich würde übrigens auch sehr gerne zu euch kommen, um ein paar Tage Ferien zu machen, ohne Internet; aber dafür mit euch. Ich traue mich nur leider nicht, diesen Wunsch auch auszusprechen. Das tut mir sehr leid, bitte verzeiht mir. 

Aber das tut ihr, ihr vergesst es ja eh.

A propos: Es tut weh. Es tut unglaublich weh, zu sehen, wie es euch immer schlechter geht. Früher ward ihr immer so stolz auf euch, weil ihr psychisch und physisch so fit ward. Das seid ihr aber nicht mehr. Das meiste geht zwar noch, aber es geht bergab. Immer steiler und steiler.

Ich will euch nicht verlieren. NIE. Auch wenn ich weiß, dass ich es werde. Vielleicht schon morgen. Vielleicht aber auch erst in 20 oder 30 (okay Kathi, nicht so übertreiben bitte) Jahren. Zweiteres wäre mir echt um so einiges lieber.

Ich weiß gar nicht, was ich hier noch alles schreiben soll. 

Vielleicht sollte ich einfach mal "Danke" sagen. Für alles.

Für den Kuchen, den Kakao, das Geld, die tollen Tage, die wir schon zusammen verbracht haben... Aber vor allem für all die Liebe, die ihr mir geschenkt habt. Einfach so. Mit euren Kindern streitet ihr euch schon mal, mit euren Enkeln nicht. Wahrscheinlich, weil ihr uns zu sehr liebt, und zu schätzen wisst. Und uns nicht so gut kennt. Ich glaube auch, weil ihr euch bei euren eigenen Kindern etwas mehr erlaubt. Ist aber auch egal.

Opa, Oma, ich habe so viel von euch bekommen.

Die Sturheit und die (schönen) blauen Augen von Opa, die Nettigkeit und die Liebwürdigkeit von Oma. Und natürlich das aussehen.

Oma, du ähnelst Oma Bäbchen, deiner Mutter.

Mama ähnelt dir. 

Und ich ähnele meiner Mutter. Also gleiche ich dir. Wenn ich in 58 Jahren so aussehe wie du jetzt, dann bin ich froh. Außer deinen Haaren, um die du dich was öfter kümmern könntest, siehst du immer toll aus. Okay, deine Haare mag ich auch. Sind ein Teil von dir. Und ich darf nicht vergessen, dass ich sie schließlich von dir geerbt habe. Ist doch so. Braun und dünn.

Warum um Gottes Willen schreibe ich über Haare?

Ich sollte zu einem Punkt kommen. Oh, da war grade einer. Und noch einer. 

Kathi, das ist nicht lustig.

Kathi findet sich trotzdem cool.

Langsam wird's gruselig. Echt.

Was ich euch aber eigentlich sagen will, ist ganz simpel.

ICH LIEBE EUCH, OMA & OPA!!! ♥♥

Kathrin

30 Briefe an 30 TagenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt