New York, 1880
,,Ich kündige! Sie sollten ihren Töchtern erst Benehmen beibringen, bevor sie sie auf andere Menschen loslassen!" ,, Sie brauchen überhaupt nicht kündigen, den hiermit entlasse ich sie. Meine Töchter sind wohlerzogene Kinder und haben nur das Beste verdient!" Das war jetzt die dritte Gouvernante innerhalb zwei Wochen. Seit Miss Abigail vor ungefähr einem Monat geheiratet hatte, ging im Haus alles drunter und drüber. Ihre zwei jüngeren Schwestern Eliza und Charlotte vertrieben eine Dame nach der anderen. Mutter war in ihrem Element und hatte schon rote Flecken auf dem Hals. Mrs. Higgins welche soeben an ihr vorbeirauschte, keifte wütend :,, Es ist eine Frechheit! Ihre Töchter sollten anfangen sich wie Damen ihres Alters zu verhalten. Zu Beginn hatte ich noch Verständnis für die kleinen Tiere die Eliza immer wieder anschleppte, doch ein Frosch im Bett... das ging zu weit. Ich werde mich beim Arbeitsamt über sie beschweren!" Damit machte Mrs. Higgins auf dem Absatz kehrt und marschierte aus dem Haus. ,,Machen sie das ! Wer meine Kinder schlägt, hat keinen Platz in meinem Haus verdient", rief Mutter hinterher. Von dem lauten Geschrei angelockt kam mein Vater aus seinem Arbeitszimmer herbei gelaufen. ,,Henrietta beruhige dich, denk an deinen Blutdruck", versuchte er Mutter zu beschwichtigen und führte sie in den Salon. Ihre Eltern war das perfekte Paar, obwohl es sich um eine arrangierte Ehe handelte, liebten sie sich. Margreth wusste, dass es nur selten vorkam, dass die Ehe auch aus Liebe und nicht nur rein geschäftlich bestand. Sie bewunderte ihre Eltern und trat jetzt auch zu ihrer Mutter, um diese zu besänftigen. ,, Mutter, wir werden schon die richtige Gouvernante für Charlotte und Eliza finden. Soll James dir eine Tee bringen lassen?" ,, Ach Oliver, ich bin es leid. Wie konnte diese Frau es wagen unsere Kinder zu schlagen. Wir gehören der oberen Schicht New Yorks an! Ich glaube es wäre besser wenn du dich nächstes mal um die Bewerber kümmerst." Mutter wandte sich an mich und meinte: ,,Ein Tee würde mir jetzt gut tun Maggs." Sie nickte und ging zu ihrem Butler James, welcher am Eingang stand. ,, James lass mir und meiner Mutter Fencheltee bringen und bitte die Köchin noch ein paar Scones dazu zu legen." Der Butler antwortete mit einem ,,Wie Madam wünscht" und machte sich in Richtung Küche davon. Margreth konnte über die Steifheit des Butlers nur den Kopf schütteln. Ihre Eltern hatten ihr, trotz ihren hohen Standes in der Gesellschaft, erlaubt mit den Dienstboten zu sprechen und zu spielen. Sie vermisste ihren alten Butler Morris, welcher sie als Kind immer auf den Schoß genommen und ihr Geschichten erzählt hatte. Doch ihr alter Butler hatte ihre Gouvernante geheiratete, wodurch sie wieder beim eigentlichen Thema angekommen waren. Margreth konnte Mrs.Higgins von Anfang an nicht leiden. Die alte Dame war der Ansicht, dass eine Frau nur dafür da war, um zu heiraten, ihrem Mann gehorsam zu sein und Kinder zu gebären. Für sie kam dass nicht in Frage. Natürlich wollte sie heiraten, doch nicht allzu bald. Sie wollte etwas sinnvolles tun, nicht nur Zuhause sitzen und die Arbeiten im Haus zu überwachen. Der Pastor in ihrer Kirche hatte schon oft davon gesprochen, das man seine nächsten Lieben und auch den Armen etwas geben sollte. Ihre Familie brauchte sich keine Sorgen um Geld zu machen, da die Handelskette ihres Vaters sehr erfolgreich lief und ihre Mutter stammte ebenfalls aus einer reichen Familie.
Margreth wandte sich wieder ihren Eltern zu, doch als sie sah, dass ihr Vater gerade leise mit ihrer Mutter diskutierte- wahrscheinlich über das Einstellen einer neuen Gouvernante- beschloss sie, es wäre an der Zeit schnellst möglichst zu verschwinden. Mutter machte sich Sorgen und wenn sie sich sorgte fing sie an davon zu sprechen, dass Margareth endlich heiraten sollte, da sie sonst als alte Jungfer enden würde. Sie lief an den Zimmern ihrer Schwestern vorbei und trat durch die Tür in das Zimmer, welches ihr gehörte. Neben dem großen Bett befand sich ein Sessel, sowie eine kleine Kommode mit Spiegel im Raum, welcher in warmen Gelbtönen gehalten war. Eine weiter Tür führte ins Bad und Ankleide Zimmer. Vergangene Woche hatte sie die Frauenbewegung besucht und Ruth Smith hatte ihre das Buch 'We don't need a man' empfohlen. Die Autorin Kate Wilkins war unter den Frauen der Suffragettenbewegung weit verbreitet und das Buch wurde von Mrs.Smith- der Leiterin der Bewegung- wärmstens empfohlen. Normalerweise las Margareth lieber Romane, doch diese Lektüre hatte sie bisher sehr gefesselt und sie konnte es kaum erwarten weiter zu lesen. Ihre Pläne wurden je zunichte gemacht, als ihre Mutter das Zimmer betrat. ,,Mary wird gleich kommen und dir ein Bad einlassen." Was hatte ihre Mutter den jetzt schon wieder geplant? Erst letzte Woche, als sie Gouvernante Nummer zwei entlassen hatten, war ihre Mutter ebenfalls ins Zimmer gekommen und Margreth mit in eine Oper zu schleifen. Irgendwoher hatte sie das Gerücht aufgeschnappt, dass die Abendvorstellung auch von dem begehrteste Jungeselle New Yorks besucht werden sollte. Also musste sie sich in ein noch engeres Korsett so wie in weit ausladenden Reifröcke zwängen lassen. Den ganzen Abend hielt ihre Mutter Ausschau nach Sir Scott und in den Pausen, zwischen den einzelnen Akten, musste sie immer wieder runter in den Empfangsbereich gehen, anstatt wie sonst immer einfach auf ihrem Balkon zu bleiben. Doch zu ihrem Glück erschien der ach so tolle Mister Scott nicht und so blieben ihr einige Peinlichkeiten erspart und ihre Mutter war enttäuscht wieder nach Hause gegangen.
Als Margreth den Blick ihrer Mutter sah und deren entschlossenen Mienen ahnte sie bereits was auf sie zukommen würde.
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A twisted Match
Historical FictionMargareth Addison wurde vor drei Jahren in die Gesellschaft eingeführt und gehört bald zu den alten Jungfern in New York City. Doch für sie kam bis jetzt kein Bewerber in Frage, lieber liest sie Liebesromane oder besucht die Suffragettenbewegung. Si...