Nach den ersten paar Schritten, die ich in den Wald hinein gemacht habe, packt mich plötzlich eine Hand und zieht mich ins Gebüsch. Jedenfalls versucht es diese Person. Denn blitzschnell zücke ich meinen Dolch und will ihn ihm oder ihr an die Halsschlagader legen. Doch stattdessen kreuzt meinem Dolch ein anderer Dolch. Als ich aufschaue, schaue ich in ein Paar türkis blaue Augen, die mich spöttisch Mustern.
„Ich hätte mir von der meistgesuchten Person in ganz Evendor, über die man sogar munkelt, sie würde die Schatten, das Feuer und die Kälte beherrschen, etwas mehr erwartet." grinst er mich nur an. Dem werde ich es zeigen. Mit einer schnellen Bewegungen trete ich zurück und befreie mich. Schneller als er sehen kann gehe ich um ihn herum, ramme ihm mein Knie gut platziert in den Rücken, so dass er sich nicht schwer verletzt, sonder sehr unelegant zu Boden gleitet. „Hier hast du deine Vorstellung. Bitteschön. Immer wieder gern." grinse ich nur spöttisch runter. Doch mit einem hätte ich nicht gerechnet.
Er steht auf, grinst mich an, und umhüllt mich mit Nebel, sodass ich diejenige bin, die zuerst die Orientierung verliere, über den nächsten Ast stolpere und schon auf dem Hosenboden sitze. Soviel zu dem Thema, eine elegante Show abzuliefern...
Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Er war es !!
Er hat mich gerade eben aus dieser aussichtslosen Situation von den ganzen Soldaten befreit !!
Langsam lüftet sich der Nebel wieder und ich fange an, wieder klarer zu sehen. Doch das tue ich nur optisch mit meinen Augen. Was ich nicht sehe, begreife und zu wissen vermag ist ein sehr wichtiger Punkt.
Wer ist dieser unverschämt gut aussehende Typ, der mir womöglich mein Leben gerettet hat ?
Okay, er mich gerade ziemlich bloßgestellt.
Von dem Nebel ist mittlerweile nichts mehr zu sehen. Daher stehe ich geschmeidig vom Waldboden auf und schaue mich um, um mich wieder zu orientieren. Doch viel mehr suche ich die Gegend nach besagtem Typ ab...Ich spüre, dass er da ist und bleibe auf der hut.
Nur weil er mich vorher gerettet hat, heißt das noch lange nicht, dass er nicht auch böse Hintergedanken hegt. Hier kann man nie wissen und man muss immer vorsichtig sein, sonst ist man früher unter der Erde als man ihn kommen sieht...Ich gehe in letzter Sekunde auch schon in Deckung und verschmelze mit dem Schatten der Bäume. Das hätte ich schon viel früher machen sollen. Doch dieser mysteriöse Typ verwirrt mich dermaßen !
„Hey, wo auch immer du bist, komm bitte raus ! Ich habe nicht vor, dir etwas zu tun. Das Verspreche ich."
Still und leise beobachte ich ihn aus dem Schatten heraus. Dazu suche ich die Umgebung nach anderen Menschen ab. Doch ich kann keinen sehen. Nicht einmal jemanden spüren, geschweige etwas verdächtiges hören. Doch genau das macht das ganze umso Verdächtiger.
„Eden Castorian, ja, ich weis wer du bist! Ich habe schon von dir gehört. Bitte komme heraus."Meine Neugier, wer diese Person ist, ist einfach zu groß. Daher kann ich fast nicht anders, als mein Verseck aufzugeben und herauszutreten.
„Es freut mich zu hören, dass immerhin einer von uns weis, wer der andere ist. Doch könntest du mich bitte aufklären, wer genau du bist? Ich denke, das wäre nur fair mir gegenüber" setzte ich gleich an und muss wieder über diese Schönheit und Präsenz, die er ausstrahlt, staunen.
Er holt Luft und öffnet gerade den Mund um zu sprechen, da zucken wir beide plötzlich zusammen.Aus dem Dickicht springt eine große, verzerrt aussehende Kreatur heraus. Doch was mich mehr in Angst versetzt ist die Person, die auf dessen Rücken sitzt.
Er ist wieder da und hat mich gefunden.
Es ist Lerolon.Was jedoch im nächsten Moment passiert, kann ich mir nicht mehr erklären. Das Biest hält mitten in der Bewegung inne. Dann dreht es sich um und rennt wieder in die Richtung zurück, aus der es, zusammen mit seinem Reiter, gekommen ist. Lerolon schreit das Biest an, verflucht es und versucht, dass es wieder umdreht. Doch es rennt weiter.
Plötzlich jedoch steht Lerolon vor uns beiden. Sein ekliges Grinsen verursacht bei mir eine Gänsehaut, doch ich lasse mir nichts anmerken und erwiderte seinen Blick.
„Eden, es freut mich, dich endlich wieder zu sehen. Es war lange her..." doch ich unterbreche ihn mitten im Satz! „Spar dir deine Worte! Du bist nicht auf Smalltalk aus. Das einzige, was du willst ist mich tot zu sehen. Das weist du ganz genau. Doch glaube mir, darauf kannst du lange warten."Er grinst mich noch weiter an. Jetzt verstehe ich auch wieso. Neben ihm tauchen plötzlich Kor und Laron, seine Leibwächter, auf. Okay, Leibwächter ist etwas übertrieben. Sie sind diejenigen, die seine Drecksarbeit erledigen.
„Wie ich sehe, hast du Verstärkung geholt. Wie süß! Bist du nicht alleine dazu in der Lage, mich zu töten ?" Kor macht ein bedrohliches Geräusch, das mir wohl signalisieren soll, dass ich mich zu fürchten habe. Doch ich habe oft genug gegen ihn gekämpft, um zu wissen, dass er derjenige ist, der sich zu fürchten hat. Doch da ist auch noch Laron.
Laron, der jetzt plötzlich weg ist. Und hinter uns steht. Ja, sowohl Laron wie auch Lerolon haben die Fähigkeit, sich zu teleportieren.
Spätestens da müsste auch der mysteriöse Typ neben mir die Gefahr wahrnehmen, die hier besteht. Doch ein Seitenblick zu ihm sagt mir genau das Gegenteil.
Er steht lässig da, seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben und beobachtet alles.
Diesen Blick hätte ich nicht riskieren sollen, den genau in dieser Sekunde zückt Laron seinen Dolch und sticht zu...Nein, er bleibt plötzlich mitten in seiner Bewegung verharrt, dann, mit aufgerissenen Augen, macht er einen Schritt nach dem anderen um uns herum, zurück zu Kor und Lerolon.
Die beiden betrachten das ganze mit weit aufgerissenen Augen. Ihren Gesichtern kann man den Schock ansehen.
Laron steckt nun den Dolch wieder zurück und bleibt stehen. „Lerolon, Kor, wir müssen sofort zurück",sagt er mit monotoner Stimme, die nicht ihm zu gehören scheint.
Die beiden wachen aus ihrer Schockstarre wieder auf und plötzlich sind sie alle verschwunden.Da überkommt es mich. Dieser mysteriöse Typ neben mir hat Laron gesteuert und womöglich noch mit den Gedanken von Kor und sogar Lerolon gespielt, damit sie allesamt verschwinden.
Doch ich habe bis jetzt nur von einer Person gehört, die in der Lage ist, solche Sachen zu machen. Solche Fähigkeiten zu haben.
Diese Person ist niemand geringeres als...
„Du bist Levin Koryndus"
Zugehöriger des Königshauses Koryndus, das seit fünf Jahren nicht mehr existiert. Seine Mitglieder wurden alle getötet... sagt man sich.
Doch hier steht er vor mir. Lebendig, selbstbewusst und unfassbar attraktiv mit diesen strahlenden Ozeanblauen Augen, den dunkelbraunen Locken, die ihm leicht auf die Stirn fallen und der sonnengebräunten Haut.
„Wie ist das nur möglich?" frage ich ihn fassungslos.
„Um das zu erfahren musst du mit mir mitkommen."
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Evendor
FantasyEvendor- die Stadt der Liebe, der Freundlichkeit, der Wärme. Gleichzeitig aber auch der Kälte, dem Hass, der Zerstrittenheit und über allem: Die Stadt der Heimat. Doch genau aus dieser Heimat wird Eden Castorian vertrieben. Verjagt. Ausgestoßen. Ed...