~ Kapitel 7 ~

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Nach der Unterredung mit unseren neuen Verbündeten im Wald sind Levin und ich wieder in unsere Höhle zurückgekehrt und haben uns noch einmal schlafen gelegt. Es war schließlich mitten in der Nacht, als Levin und dann auch ich uns mit den Bewohnern des Waldes getroffen haben.
Doch an Schlaf ist für mich, ganz im Gegenteil zu Levin, der wie ein Murmeltier schläft, nicht zu denken.

Die Worte von Gandaros wollen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Die Worte über meine Magie und meine Eltern. Er meinte nur, dass er so eine Ahnung habe. Aber mehr hat er dazu nicht gesagt.

Meine Eltern sahen mir, wenn ich so darüber nachdenke, überhaupt nicht ähnlich. Mein Vater hatte braune Augen und blonde Haare. Meine Mutter hatte auch braune Augen und rote Haare. Ich jedoch habe blau-grüne Augen und dunkelbraune Haare. Von den Gesichtszügen ähnelt mir auch keiner der Beiden.
Sie waren dazu sehr Leidenschaftlich, wenn es zur Landwirtschaft kam. Doch ich habe mich immer für Bücher interessiert und konnte mit Gartenarbeiten und Tieren nie wirklich viel anfangen.

Das erste Mal in meinem Leben frage ich mich ernsthaft, ob meine Eltern vielleicht garnicht meine biologischen Eltern sind...
Aber wer sind dann meine biologischen Eltern ? Wie kam es, dass ich nicht bei Ihnen aufgewachsen bin ? Sind sie noch am Leben ?
Mein Kopf schwirrt nur noch so voller Fragen.
Doch momentan komme ich so nicht weiter. So gern ich jetzt sofort alle Fragen beantwortet haben möchte, gibt es noch andere Sachen, um die ich mich kümmern muss. Wie der König von Tarion, der viele Menschen, unter anderem Levins Eltern, auf dem Gewissen hat.

Nach einer gefühlten Ewigkeit überkommt mich schließlich doch noch der Schlaf.

Langsam wache ich auf, geweckt von zarten Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg in die Höhle stehlen. Die Vögel zwitschern eine Melodie und alles erscheint so friedlich und normal. Doch von Normalität kann man nicht mehr reden, nachdem was vergangene Nacht geschehen ist.

Ich schaue zu Levin rüber und stelle fest, dass sein Bett bereits leer ist. Also laufe ich nach draußen und sehe, wie Levin ein Feuer gemacht hat, auf dem etwas köstlich duftend in einem Topf brutzelt.

„Guten Morgen, Schönheit" begrüßt er mich. Mit einem Augenrollen erwidere ich seinen Morgengruß. Doch der Duft aus dem Topf vertreibt schnell meine Müdigkeit. „Was genau ist das, was so lecker duftet ?" frage ich. Er grinst mich nur an und erwidert „das willst du lieber nicht wissen." „Es wird wohl schon kein Würmer und Schnecken Eintopf sein. Und sowieso habe ich schon vieles gegessen, was du dir in deinem kleinen Primaten Hirn nicht einmal mehr vorstellen kannst." „Hey hey, was ist den mit dir passiert ? So hitzig bereits am frühen Morgen. Das gefällt mir!" Daraufhin mache ich eine vulgäre Geste und setze mich auf einen Stein möglichst weit von ihm und möglichst nahe vom Essen entfernt, was schwieriger ist als gedacht.

Während wir gemeinsam unser unbekanntes Essen verspeisen (er will mir einfach nicht verraten, was genau es ist), machen wir Pläne, wie es nun weitergeht.
„Wenn wir im Wald bleiben sind wir zwar sicher, können aber nichts erreichen und sind auch bei weitem keine Bedrohung für den König von Tarion" meinte Levin. „Ich würde vorschlagen, dass wir anfangen, Evendor und ganz besonders alles, was rund um den König und seinen Palast sich ereignet, auszukundschaften und anfangen, einen Plan von allem zu machen, damit wir wissen, wo die Schwachpunkte sind und wie, wo und wann wir am Besten angreifen können" schlug ich dann vor. Levin antwortete darauf nur „das klingt nach einem guten Plan, erstmals. Doch nach allem was ich gehört und gesehen habe brauchen wir noch mehr Verbündete. Viel mehr Verbündete als die Waldbewohner. Natürlich sind diese schon einmal ein guter Anfang. Aber wir brauchen einfach noch mehr!"
„An wen könnten wir uns denn noch wenden ? Wer würde auf unserer Seite noch stehen ?" fragte ich mehr mich selber als ihn.

Lange sagte keiner von uns mehr etwas. Doch schließlich war es Levin dir mit einer überraschenden Antwort kam. „Im Grunde sind wir ja nur Teil von einer gewissen Interessengruppe. Ich will den König von Tarion runter von dem Thron wegen meinem Volk. Er unterdrückt meine Leute, die Menschen des Königreiches Koryndus, da sie in seinen Augen minderwertig sind. Er behauptet, sie sind von einer minderwertigeren Rasse. Sie sind in seinen Augen in einem falschen Land geboren. Generell behauptet er ist es eine Schande, dass sie überhaupt geboren sind. Ich will, dass sie wieder in Frieden leben können. Natürlich auch wegen meinen Eltern. Wegen meiner Mutter und all dem, was er ihr angetan hat. Ich stehe für die Leute aus Koryndus." weiter sagt er „Du kommst nicht aus Koryndus. Dein Motiv ist persönliche Rache. Du willst dich rächen für alles, was dir der König von Tarion angetan hat. All den Jahren auf der Flucht und vieles mehr. Viele Menschen in Tarion haben auch ähnliche Motive. Wir müssen nur schauen, dass wir diese beiden Gruppen von unseren Absichten überzeugen können."

Das was er sagt scheint mir sehr plausibel. „Mich würde garnicht wundern, wenn es nicht schon jetzt einige Untergrund Gruppierungen geben würde, die alle den König stürzen wollen und seiner Machenschaften ein Ende setzen wollen" erwidere ich.

Plötzlich steht Levin auf und meint nur: „Wenn wir also weiter hier rumsitzen und darüber grübeln wie, was, wann und wo, können wir jetzt auch losziehen und nach Evendor gehen um dort diese Menschen zu finden."

Lange zögerten wir daher nicht mehr. Schnell packten wir alles, was eigentlich fast nichts ist, zusammen und verließen unsere Höhle. Als wir uns dem Waldrand näherten hätte ich schwören können, eine Stimme gehört zu haben, die sagt: „Geh, mein Kind. Geh und rette sie alle."
Als ich mich umschaute konnte ich jedoch niemanden sehen. Vielleicht habe ich mir diese Stimme auch nur eingebildet. Vielleicht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 21, 2019 ⏰

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