11.

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Anstatt wie geplant spazieren zu gehen, lief ich wieder nach Hause. Dort angekommen ging ich sofort nach oben in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Ich wollte diese ganzen Ereignisse einfach nur vergessen, aber es ging nicht. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Vor ein paar Tagen war mein Leben noch so einfach und perfekt gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass sich in so kurzer Zeit alles ändern konnte. Auf einmal klingelte mein Handy. Damon stand auf dem Display. Ich schmiss es auf meine Couch und starrte es böse an. Es hörte einfach nicht auf zu klingeln. Warum konnte er mich nicht in Ruhe lassen? Ich stand auf und lief auf die Couch zu. Es klingelte immer weiter also ging ich ran. "Ja?" "Jenny? Ich ruf dich seit 5 Minuten an, warum gehst du nicht ran?" fragte er. Seine Stimme klang irgendwie erleichtert. "Stimmt es?" fragte ich ihn, ohne auf seine vorherige Frage einzugehen. "Was meinst du?" "Stimmt es, dass du Menschen tötest?" Einen Moment war es still und ich dachte schon, er würde nicht mehr antworten. Doch dann sagte er "Bleib wo du bist." und legte auf. Ich hielt verwirrt den Hörer in der Hand. Was sollte das denn jetzt? Da ich nicht wusste was ich sonst tun sollte setzte ich mich auf mein Sofa und legte das Handy neben mich auf den kleinen Tisch. Nachdem ich 2 Minuten gegen die Wand gestarrt hatte, hörte ich ein Klopfen. Es kam vom Fenster. Ich ging hin und schaute hinaus, allerdings war es zu dunkel, um etwas zu erkennen. Als ich es öffnete, sah ich Damon auf dem Fenstersims sitzen. "Kann ich reinkommen?". "Warum bist du hier?" fragte ich, bemüht darum, dass meine Stimme nicht zitterte. "Bitte lass mich rein, dann können wir reden.". Ich trat zur Seite. "Ok, komm rein". "Danke, ich wollte dieses... Thema nicht am Telefon besprechen." In seiner Stimme lag ein gewisser Unterton, den ich nicht deuten konnte. "Also, stimmt es? Hast du Menschen getötet?" fragte ich so ruhig wie möglich. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, was für ein Sturm in meinem Inneren wütete. "Ja." Dieses eine Wort, diese kurze Antwort die aus seinem Mund kam, veränderte alles. Ich spürte ein Stechen in der Brust und keuchte auf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war mir so gut wie sicher, dass er Nein sagen würde. Entweder weil er wirklich niemanden getötet hatte, oder weil er mir die Wahrheit nicht sagen wollte. Doch mit dieser schockierenden, ehrlichen Antwort hatte ich nicht gerechnet. Doch so gerne ich mich auch unter meiner Bettdecke verkrochen und alles vergessen hätte, ich brauchte Antworten und war entschlossen sie mir zu holen. "Warum?" Meine Stimme hörte sich fest an, wie ich erleichtert feststellte. Ich wollte nicht schwach wirken, wie ein Mädchen, dass bei jeder Kleinigkeit schreiend wegrannte. Allerdings war dies keine Kleinigkeit, wie mir bewusst wurde. Er hatte Menschen getötet! Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Auf meiner Couch, keine 10 cm von mir entfernt, saß ein Mörder. Ich überlegte, ob es nicht schlauer wäre die Polizei zu rufen oder wenigstens etwas Abstand zwischen ihn und mir zu bringen. Aber ich merkte, dass ich selbst jetzt keine Angst vor ihm hatte. Er würde mir nichts tun, da war ich mir sicher. Und ich könnte ihn auch nicht bei der Polizei verraten. Allein der Gedanke daran, es zu tun, schreckte mich ab. Außerdem könnten sie sowieso nichts gegen ihn ausrichten. Er war ein Vampir. Vorsichtig blickte ich nach rechts. Damon saß angespannt neben mir und biss die Zähne zusammen, sein Blick war auf den Boden gerichtet. Plötzlich stand am Fenster und schaute raus. "Ich weiß es nicht." sagte er leise. Plötzlich stand er vor mir. "Ich weiß es nicht!" wiederholte er seine Worte, diesmal lauter. "Ich bin kein guter Mensch Jenny. Ich bin böse. Ich tue schlimme Dinge, schlimmer als du dir vorstellen kannst. Und das schlimmste ist, es macht mir nichts aus. Das heißt es machte mir nichts aus, weil ich meine Menschlichkeit abgestelt hatte. Doch irgendwie ist sie wieder da. Etwas, oder jemand.." Er sah mir kurz in die Augen, dann wandte er den Blick wieder ab. "..hat mich dazu gebracht, wieder etwas zu fühlen." Ich hielt die Luft an. Meinte er mich damit? Nein, das war unmöglich. Ich kannte ihn doch kaum. Aber war das wichtig? fragte ich mich selbst. Spielte Zeit eine so große Rolle, wenn man jemanden trifft, für den man etwas empfindet. Denn, da war ich mir plötzlich sicher, ich empfand etwas für ihn, auch wenn ich nicht wusste, was es war. Er hatte einfach etwas an sich. Ich konnte es nicht beschreiben. Ich stand auf und wir standen uns nun gegenüber, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich musste hochblicken, um ihm in die Augen zu sehen. Er war mindestens einen halben Kopf größer als ich. "Also hast du damit aufgehört? Ich meine Menschen zu... töten?" das letzte Wort bekam ich kaum über die Lippen. "Ich habe mich unter Kontrolle und weiß jetzt was ich tue. Aber ich bin nunmal nicht Gut. Ich kann sowas nicht. Ich war immer der Böse, der schlechte Bruder. Ich.." "Bitte Damon, versuch es! Du musst nicht böse sein. Ich weiß, dass du in Wirklichkeit anders bist!" unterbrach ich ihn. Plötzlich trat er zurück und sah mich kalt an. "Woher willst du das wissen? Du kennst mich nicht! Du weißt nicht wozu ich fähig bin!". Ich versuchte ruhig zu bleiben und sprach leise weiter. "Ich weiß, ich kenne dich kaum. Aber wenn ich an dich denke, denke ich an den Mann, der mich getröstet und nach Hause gefahren hat, als ich traurig war. Und dieser Mann bringt keine Menschen um.". "Das denkst du! Was meinst du, warum ich dich überaupt angesprochen habe? Du warst meine Beute, mein Opfer. Ich wollte dich zu mir locken, um von dir zu trinken. Ich bin nicht gut Jenny, wie oft soll ich es noch sagen?". Innerlich traf mich dieses Geständnis von ihm sehr, aber ich wusste, wenn ich jetzt aufgeben und ängstlich wegrennen würde oder so, würde er sich nur bestätigt fühlen und denken, dass er recht damit hatte, dass er böse ist und böse Dinge tun muss. "Aber du hast es nicht getan. Ich bin noch hier, lebendig wie du siehst. Du hast mir nichts getan." stellte ich fest und sah ihn so lange an, bis er wieder zu Boden blickte. "Das beweist gar nichts." flüsterte er und blickte zu Boden. "Doch, das tut es. Du kannst aufhören, schlechte Dinge zu tun, wenn du es willst." Ich trat einen schritt vor und schloss damit den Abstand zwischen uns. Er blickte wieder auf. "Jenny.." "Nein! Du wirst aufhören! Es ist falsch und das weißt du selber." Ich nahm seine hand in meine. "Bitte!" flüsterte ich. "Ok, ich versuche es." ein leichtes, schiefes, lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Das Lächeln, das ich so an ihm mag. Genauso wie seine Augen, welche in meine blickten. "Danke." sagte ich und lächelte ebenfalls. Dabei hatte ich gerade Dinge erfahren, die mich erschreckten. Er, Damon, hatte Menschen getötet. Er war wirklich böse, auch wenn er sich jetzt bessern wollte. Er war gefährlich, unmenschlich und ganz sicher nicht gut für mich. Aber warum beugte ich mich dann gerade vor, meinen Blick auf seine Lippen geheftet. Warum legte ich meine Hand in seinen Nacken. Warum ließ ich zu, dass er seine Hand um meine Taillie legte. Und warum, um alles in der Welt, drückte ich meine Lippen auf seine?

Dangerous Love? (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt