Touch my mouth and hold my tongue

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»Nichts, rein gar nichts!«, murrte Hidan und zerknüllte ein Blatt Papier. Zu seinen Füßen lag schon ein ganzer Haufen kleiner Bällchen, zerknittert und teilweise zertreten. »Wie sollen wir denn diese verdammte Kuh finden!«
»Reg' dich ab.«, erwiderte Kakuzu kurz angebunden, doch er selbst wurde auch langsam ungeduldig. Der Stützpunkt der Informanten war eine gute Idee gewesen, doch hier war nichts zu finden über die Zweischwänzige. Zwar war die kleine Hütte gut versteckt in der Nähe von Kumogakure – was bedeutete, dass es hier eigentlich irgendetwas Brauchbares geben musste – doch in den Papieren stand nur uninteressantes Gewäsch. Kakuzu schnaubte frustriert und ließ einen Stapel Daten über das Wachstum des Kumo-Finanzwesens zu Boden gleiten.
Es war nervtötend und sinnlos zugleich. Die Aufgabe lautete: Die Zweischwänzige finden und zur Extraktion ihres Jinchuuriki mitnehmen. Klang leichter als es wirklich war, da die Nibi untergetaucht war. Anscheinend wehte wieder das Geflüster von gefährlichen Akatsuki voraus. Kakuzu war schon immer der Meinung sie sollten nicht so auffällige Mäntel tragen. War bestimmt auf dem Mist vom Boss gewachsen, mal wieder vollkommen melodramatisch.
»Das ist doch Dreck!«, schimpfte der Jüngere neben ihm und trat kräftig gegen einen der Aktenschränke. »Pain hätte uns mehr Informationen geben müssen! Oder meinetwegen auch Konan! Einer von den beiden muss doch wissen wo sich die neun Idioten befinden!«
»Ich kenne jemanden, der uns helfen könnte.«, knurrte Kakuzu und blätterte weiter durch die Papiere. Sein Magen schmerzte bei dem Gedanken an das, was er vor hatte.
»Ach, und welches allwissende Wesen soll das sein?!«, maulte Hidan genervt. Er lehnte sich gegen die Kante des Schreibtisches und verschränkte die Arme.
»Halt die Schnauze.«, konterte Kakuzu barsch und warf die letzten, nichtssagenden Unterlagen zu Boden. Er hielt kurz inne, als er den Gedanken nochmal genau Revue passieren ließ. Wollte er wirklich sie um Hilfe bitten?


Nach einem kurzen Gähnen strecktest du deine Arme weit nach oben, bis es angenehm in deinem Rücken knackte.

»Ich werde alt...«, murrtest du und riebst dir den Nacken. Es war ein schöner, strahlender Morgen. Du spürtest die Sonne auf deinem Gesicht mit ihren warmen, einladenden Strahlen. Und trotzdem, am Nachmittag würde es sicher regnen – deine Nase kitzelte leicht bei der schwülen Luft.
Doch da war noch etwas anderes. Dein Magen war flau und du hattest ein ungutes Gefühl, bei dem sich dir alle Nackenhärchen aufstellten. Im Haus war sonst niemand, das wusstest du.
Aber was war es dann? Eine böse Vorahnung? Vielleicht auch nur Einbildung.
»Kaffee...«, seufztest du nach einer nachdenklichen Minute – es war viel zu früh für solch anstrengende Gedankengänge! 


»Wann sind wir denn endlich da!«, nörgelte Hidan entnervt, während er sich durch die kratzigen Brombeersträucher kämpfte, Kakuzu dicht auf den Fersen. »Und ganz im ernst, gibt es denn keinen einfacheren Weg dahin?!«

»Wenn es einfach wäre, würde sie wohl nicht mehr leben.«
Hidan verharrte kurz.
»Sie?«
»Wie du es sagtest, ein 'allwissendes Wesen'. Oder eher eine verdammt gute Informantin.«
»Und warum hast du sie vorher noch nicht erwähnt? Immerhin hätten wir so eine scheiß tolle Informantin schon öfters gebrauchen können!«
Kakuzu knurrte genervt und riss sich aus einem besonders anhänglichen Strauch heraus.
»Sie ist teuer.«
»Ach, jetzt hast du wieder Schiss um deines Geld, hm?!«, rief Hidan ihm zu und wischte sich fluchend Brombeersaft von den Armen. »Warum bringst du sie nicht einfach dazu dir die Informationen zu geben - mit Gewalt, wie sonst auch.«
»Weil man sie nicht mit Geld bezahlt. Und jetzt halt deine verdammte vorlaute Schnauze!«
Der Wald um die beiden herum war so dicht gewuchert, dass kaum einige Meter weit sehen konnte. Das dichte Laub ließ keinerlei Geräusche durchdringen, nicht einmal das Zwitschern der Vögel. Nur die Augen eines Fuchses drangen durch das dämmrige Licht des Unterholzes, der jedoch rasch den Blicken der beiden Akatsuki entschwand. Der Waldboden war überwuchert von Wurzeln und Pilzen, die unter den schweren Schritten der beiden Männer in kleinen Porenwolken explodierten.
»Scheißdreck-«, fluchte Hidan wieder los, doch Kakuzu brachte ihn zum schweigen, indem er abrupt stehen blieb. »Was ist denn jetzt los?«
»Sei still.«, herrschte Kakuzu ihn möglichst leise an. »Sie hört uns sonst.«
»In diesem verschissenen Wald?!«, erwiderte der Jüngere und warf dramatisch die Arme in die Luft. »Hier ist nichts, nicht einmal ein scheiß Zelt oder sowas!«
Doch Kakuzu winkte ihm nur, bedeutend dass er ihm weiter folgen sollte.
Er wurde unruhig, je näher sie dem Haus kamen. Jahrelange hatte er diesen Teil des Waldes ganz bewusst gemieden und wer sie kannte tat ebenfalls genau das. Wenn man etwas von ihr wissen wollte war der Preis meist hoch. Sehr hoch.
Und selbst Kakuzu war nur selten bereit diesen Preis zu zahlen. Hidan würde sich noch wundern, was für ein Teufel diese Frau war – und wie mächtig sie war.
»Sind wir jet-hmpfg!!« Dem Jashinisten wurde abrupt der Mund gestopft, als Kakuzu ihm die Hand vors Gesicht drückte.
»Sei still!!«, fauchte er, so leise wie nur möglich. »Da.«
Der Wald endete abrupt an einer Klippe, an der ganz unscheinbar ein Haus stand. Nicht sehr groß, aber schon mit zwei Stockwerken und einem kleinen Kräutergarten vor der Tür. Dort könnte eher eine nette alte Dame wohnen und nicht eine weit gefürchtete Kunoichi.
Ein ungläubiger Blick aus zwei violetten Augen ließ Kakuzu seine Hand aus Hidans Gesicht nehmen und er nickte mit dem Kopf in Richtung des Hauses.
Durch das Fenster an der Frontseite war eine Frau zu sehen, die am Küchentisch saß. Kakuzu beobachtete sie einen Moment, zögerte dann aber.
Doch er fing sich sofort wieder und klopfte kräftig an die Holztür. Ohne auf eine Antwort zu warten trat er ein und Hidan folgte misstrauisch.
»Ich traue meinen Augen nicht!«, riefst du überrascht, als du die Schritte der beiden Männer hörtest. »Ist das etwa Kakuzu? Oh- und auch noch in Begleitung.«
Du schobst mit dem Fuß den Stuhl dir gegenüber unter dem Tisch hervor, als Zeichen dass sie sich setzen sollten.
»Es ist schön dich zu sehen, Kakuzu.«
Er schnaubte ungläubig und sah in deine weißen Augen.
»Immer noch blind wie ein Maulwurf, hm?«
»Hey, über Blinde macht man keine Witze.«, erwidertest du, künstlich gekränkt. »Außerdem sehe ich sehr viel besser als andere und das weißt du ganz genau.«
Du nahmst einen Schluck deines Getränkes und lehntest dich gegen die Rückenlehne des Stuhls. Deine milchigen Augen wanderten rüber zu Hidan, der dich nur misstrauisch anstarrte.
»Wie soll uns so eine scheiß blinde Frau helfen die Zweischwänzige zu finden?!«, zeterte er los, doch innerhalb von wenigen Momenten hattest du ein Kunai gezogen und es mit einem heftigen Wurf in Hidans Kehle versenkt. Er röchelte, griff sich an den Hals und versuchte es heraus zu ziehen, doch dabei bekleckerte er sich nur mit dem Blut, welches aus der verletzten Arterie sprudelte.
»Versau' mir nicht den Teppich, Bursche.«, knurrtest du, erhobst dich und mit einem kräftigen Tritt befördertest du ihn in die Ecke des Raumes – damit er den Boden, aber nicht deinen Teppich voll bluten konnte.
»Tut mir leid um deinen Partner.«, sagtest du zu Kakuzu gewandt, doch er winkte ab.
»Der steht wieder auf.«
Verwundert runzeltest du die Stirn. »Was meinst du damit?«
»Er ist ein Steh-Auf-Männchen, fürchte ich.«, knurrte Kakuzu und zog sich die Maske vom Mund. Hidan röchelte erbärmlich in der Ecke, sein Körper zwar im Todeskampf, aber schon wieder heilend.
»Ich verstehe. Faszinierend – weißt du mehr darüber? Es wäre eine hübsche Anzahlung für die Informationen, die du von mir willst.«
»Wenn du damit auf diese Unsterblichkeitsnummer abzielst, er ist ein ganz gewöhnlicher Bengel mit interessanten Fähigkeiten. Mehr nicht.«, grollte der Ältere. »Du weißt genau, ich halte nichts von diesem Gerücht.«
»Es gibt mindestens einen Unsterblichen auf dieser Welt und das weißt du. Aber ob dieser kleine Pimpf es ist... Naja, das ist eher fraglich.«
»Du glaubst auch wirklich alles, hm?« Die stechend grünen Augen musterten dich einen Augenblick, senkten sich dann aber wieder. Du spürtest einen Anflug von Nostalgie in ihm – wurde er etwa doch langsam alt?
»Kakuzu.«, rauntest du und risst ihn aus seinen Gedanken. »Was möchtest du wissen?«
Er atmete einmal tief durch und nickte leicht.
»Ich muss die Bijuu finden.«
Deine leeren Augen weiteten sich leicht und ein sanftes Lächeln schlich sich auf deine Lippen.
»Soso, die Bijuu also – ich hätte mir denken können, dass Obito von Madaras Größenwahn nicht ablässt.«
»Madara? Etwa Uchiha?«, fragte Kakuzu irritiert nach, doch du winktest ab.
»Das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.«, beschlosst du und schenktest dir nach. Der Wein war trocken, aber leicht süßlich und schmeckte auszeichnet – doch der bittere Nachgeschmack blieb.
»Du weißt, mein Preis ist hoch.«, rauntest du und warfst einen leeren Blick zu Hidan, der langsam begann sich aufzurappeln. »Kannst du denn zahlen?«
»Das konnte ich bis jetzt immer.«, erwiderte Kakuzu trocken und du nicktest schließlich. »Gut, dann lass uns nach drüben gehen. Sag deinem Anhängsel dass er nichts kaputt machen soll.«
Du erhobst dich, gingst sicheren Schritte um den Tisch herum und verschwandest im Nebenzimmer.
»Bleib hier.«, knurrte er den Jüngeren an, der sich nur stöhnend den verheilten Hals rieb.
»Hey, wo willst du denn hin!«, fragte er sofort, doch bekam keine Antwort. 


Hidan sah euch beiden nach, setzte sich dann aber genervt an den Küchentisch und dachte nach. Das alles war seltsam und vor allem Kakuzu benahm sich sehr komisch. Normalerweise hätte er dich einfach getötet, aber ganz im Gegenteil – er gehorchte wie ein gut dressierter Hund.

Die Sense lehnte er an die Tischkante, stand aber nach kurzen Zögern auf um sich etwas umzusehen. Die Küche war offen und einladend, gut geputzt und gefüllt mit frischen Obst und Gemüse.
Das Haus ist unnatürlich sauber und gepflegt - selbst wenn sie hier allein lebt, dachte sich Hidan. Sein Magen signalisierte ihm deutlich, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Es war vielleicht nicht so intelligent und berechnend wie Kakuzu, doch dumm war er nicht. Und auf sein Bauchgefühl hatte er sich schon immer verlassen können!


Es dauerte über eine Stunde, bis die beiden aus dem Zimmer wieder heraus kamen. Hidan lag gelangweilt mit dem Kopf auf dem Küchentisch, sah aber auf als die Tür sich öffnete.

»Endlich.«, murrte er genervt, sah aber dass Kakuzu sich gerade seinen Mantel über die Schultern zog – warum hatte er ihn ausgezogen? »Habt ihr etwa gevögelt?«
Kakuzu und du erstarrtet kurz und dann begannst du zu lachen.
»So ein Unsinn.«, winktest du ab und wandtest dich an Kakuzu. »Zeig es ihm ruhig, dann kennt er das System.«
Der Ältere knurrte, zog aber den weiten Ärmel des Mantels hoch. Hidan runzelte die Stirn.
»Eine neue Tätowierung?« Die Ringe an Kakuzus Unterarmen zählten bis jetzt immer nur drei – einer war neu, es waren nun vier. »Wozu? Ich dachte die stehen dafür, dass du im Gefängnis warst!«
»Das bedeutet, dass ich jederzeit einen Gefallen verlangen kann. Und er ist verpflichtet diesen dann zu erfüllen.«, erklärtest du und setztest dich wieder an den Tisch. »Was auch immer es sein mag – ob ich will dass er mir einen Kaffee macht oder ein ganzes Dorf auslöscht.«
Etwas Dunkles glitzerte in den weißen Augen und Hidan sagte nichts zu alldem. Doch das flaue Gefühl im Magen wurde mehr und mehr.
»Kakuzu, lass uns gehen.«, sagte der Jashinist und griff nach seiner Sense. »Wohin müssen wir?«
»So einfach ist es nicht.«, erwiderte Kakuzu und sah in die violetten Augen.
»Wieso nicht?«
»In ein bis zwei Tagen weiß ich mehr.«, sagtest du beschwichtigend. »Meine Vögelchen sind schon ausgeflogen, ich trage alles zusammen was ich finden kann.«
»Du weißt also nicht wo Nibi ist!«, schimpfte Hidan los und schnaubte ungeduldig. »Komm Kakuzu, lass uns gehen! Sie hat keine Ahnung wovon sie da redet! Die verarscht uns doch nur!«
Doch der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf.
»Wir warten. Sie hat bis jetzt immer geliefert.«
Hidan war irritiert von dem schelmischen Blitzen in deinen leeren Augen, ging aber auch nicht mehr gegen Kakuzu an.
»Und was machen wir so lange?«, blaffte er, mit gewissem Trotz in der Stimme.
»Es gibt einige Kopfgelder in der Nähe.«, sagtest du beiläufig und setztest ein breites Lächeln auf.
'Falsche Schlange!', zuckte es Hidan durch den Kopf, doch er sah zu Kakuzu, der schon aufstand und sich an die Arbeit machen wollte.
Hidan verzog die Mundwinkel nach unten, misstrauisch und verwirrt – was ging hier nur vor?!

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