I'll never wear your broken crown

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»Autsch!« Du zucktest etwas von dem Tuch zurück, welches Hidan an die Wunde an deinem Kopf hielt. Es war getränkt mit hochprozentigem Alkohol, welcher zur Desinfizierung dienen sollte. Dass es so elendig brannte hattest du aber nicht bedacht.
»Stell dich doch nicht so an.«, murrte Hidan und drückte den Lappen an deine Stirn. Er hatte gut reden, bei ihm wäre die Wunde schon längst wieder verheilt!
»Kümmer dich lieber um die Leichen.«, wiest du ihn an. »Immerhin hast du sie getötet!«
»Um dich zu retten!«, protestierte er genervt, warf das Tuch aber auf den Küchentisch und öffnete die Haustür, um den ersten der Toten nach draußen zu schleifen. Dass das Ganze ohne fluchen und schimpfen von sich ging, war natürlich undenkbar. Du versuchtest die Schimpfworte zu überhören und fragtest dich, wo Kakuzu blieb. Er müsste doch inzwischen schon lange misstrauisch geworden sein durch Hidans lange Abwesenheit. War er wirklich ohne Hidan weiter gegangen, so wie der jüngere Akatsuki dir von der Drohung berichtet hatte? Es war nicht sehr wahrscheinlich, doch Kakuzu war zuweilen auch etwas unberechenbar geworden.
»Warum sind Tote nur so schwer-!«, ächzte Hidan unter dem Gewicht des Dritten, den er mühsam über die Türschwelle schliff. »Du könntest mir ruhig helfen!«
»Es reicht schon, dass ich literweise Blut weg schrubben darf.«, erwidertest du kühl. »Du musstest sie ja nicht gleich aufschlitzen.«
»Gern geschehen, ich habe dir gern das Leben gerettet!«, kam es sarkastisch von draußen und du seufztest im Angesicht des sturen Jashinisten. Er war wirklich ein bockiger, dummer Junge! Und doch mochtest du ihn sehr, denn eigentlich war Hidan ein netter junger Mann, nur halt vollkommen desozialisiert und wahrscheinlich allein aufgewachsen. Mit der richtigen Führung wäre aus ihm sicher ein hervorragender Jonin geworden, grübeltest du. Und nun war er ein gewalttätiger, verlorener Mann mit einem Segen – oder war es ein Fluch? - der sicherlich auch schon Spuren an seiner Psyche hinterlassen hatte. Unsterblichkeit konnte nicht einfach spurlos an einem vorbei ziehen. Zugegeben, dir gegenüber war er recht gehorsam, aber du wolltest nicht wissen was er mit seinen 'Opfergaben' alles anstellte.
»Blutet es immer noch?« Du spürtest die Hand des Jashinisten auf deiner Stirn, als er die Platzwunde begutachtete. »Das muss doch langsam mal aufhören...«
»Dein Stirnband sollte im Badezimmer liegen.«, sagtest du leise und wichst seiner Berührung aus. Es wurde Zeit für ihn zu gehen. »Ich hole es dir.«
Er schien etwas überrascht von deiner kühlen Abfuhr, sagte jedoch nichts dazu. Stattdessen zerrte er die letzte verbliebene Leiche nach draußen und warf den Toten von der Klippe, die an das Haus grenzte. Kurz überlegte er, ob es wirklich sicher war einfach zu gehen. Was, wenn noch mehr Leute auftauchten die dir an den Kragen wollten?
Vor wenigen Tagen noch fand er dich nervig, ätzend und nicht vertrauenswürdig. Er hatte sich darüber aufgeregt, wie vertraut du mit Kakuzu umgingst und er hatte eine wilde Verschwörung vermutet. Aber in der kurzen Zeit hatte er dich wirklich lieb gewonnen – ungewöhnlich für ihn. Noch nie hatte er sich für andere Menschen außer sich selbst interessiert! Was war an dir anders, dass er froh darüber war deinen Arsch gerettet zu haben? War es die seltsame, mütterliche Art? Würde es ein Anderer wagen ihn so zu bevormunden, der konnte was erleben!
Aber es war nicht nur er selbst, auch Kakuzu war in deiner Nähe geradezu handzahm. Auf die Anschuldigung hin, er würde dich immer noch lieben, hatte er heftig reagiert. Da hatte Hidan wohl einen Nerv getroffen.
»Dein Stirnband.« Hinter ihm tauchtest du auf, das Gesicht noch immer blutverschmiert und etwas wackelig auf den Beinen. Er nahm es entgegen, band es sich um den Hals und seufzte.
Es war Zeit zu gehen, also schob er die keimende Sorge um dich beiseite und entschloss sich dazu, wieder der kalte und innerlich bereits tote Akatsuki zu sein. Die Tage bei dir waren schön, eine willkommene Abwechslung, die ihm aber nur vor Augen hielten wie kaputt er bereits war. Und diesen unangenehmen Gedanken wollte er unbedingt aus seinem Kopf bekommen.


»Und du bist dir sicher?«, fragte Hidan, zum gefühlt tausendsten mal.

»Ja doch.«, bestätigtest du und kipptest einen Eimer voll Wasser in die Spüle. Es roch nach Blut und Tod, doch was solltest du denn sonst tun? Die Küche notdürftig zu schrubben war das sinnvollste, auch wenn du wohl nicht alle Stellen erwischen würdest. Ein wenig Blut blieb wohl oder übel am Holz kleben, denn wie solltest du es auch sehen können?
»Ich kann noch eine Stunde bleiben. Kakuzu wird schon nicht ohne mich weiter gehen.«, protestierte Hidan weiter, doch du stöhntest genervt auf und ließt neues, frisches Wasser in den Putzeimer laufen.
»Hidan, verschwinde.«, sagtest du leise. »Ich komm zurecht. Denn, auch wenn du es mir nicht glaubst, ich bin auch gut im Leben klar gekommen bevor ich dich kennen gelernt habe.«
»Du hast keinen Wachhund mehr.«, merkte er an und du nicktest befangen. Kokoro würde dir fehlen.
»Jetzt geh.« Du schobst ihn geradezu aus der Tür, drücktest ihm seine Waffe in die Hand und wolltest gerade die Tür zu schlagen, als du ein zweites Chakra spürtest.
Kakuzu!
Du strecktest den Kopf zur Tür raus und wirklich, am Waldrand kam der Schwarzhaarige aus dem dichten Unterholz und verharrte kurz.
Kakuzu sah zu Hidan, sah die Blutspur von deiner Haustür aus zur Klippe und dann das Blut in deinem Gesicht. Sofort kam er näher, war bei dir, hob dein Kinn etwas an und inspizierte die Wunde auf deiner Stirn.
»Was ist passiert?« Die Frage ging an Hidan, der ihm sofort alles erzählte. Dass er dir den Arsch gerettet hatte, es Glück war dass er nochmal zurück kommen musste und dass du unbedingt wolltest dass er auf der Stelle wieder verschwand.
»Los, rein mit dir.« Kakuzu schob dich in die Küche, platzierte dich auf einem der Stühle und drückte das mit Alkohol getränkte Tuch wieder auf die Platzwunde.
»Au-«, jammertest du bei dem brennenden Schmerz los, doch er ignorierte es und wandte sich seinem Partner zu.
»Alle tot?« Hidan nickte. »Gut.«
»Ihr könnt gehen, ich komm klar-«, versuchtest du dich gegen die beiden besorgten Idioten aufzulehnen, doch Kakuzu streifte sich wortlos den Mantel ab, ließ eine seiner Fäden aus dem Arm hervor kommen und hielt deinen Kopf fest.
»Zähne zusammenbeißen.«, knurrte er und gab nichts auf das Theater, welches du beim Nähen der Wunde veranstaltetest. Er nutzte ein ausgesprochen dünnes Exemplar seiner schwarzen, lebendigen Fäden um dich zu nähen, doch eine Narbe würde es auf jeden Fall geben. Hidan stand ratlos daneben, beobachtete das Geschehen und seufzte schwer.
»Sie kann nicht hier bleiben.«, wandte er sich an Kakuzu, der konzentriert mit deiner Versorgung beschäftigt war.
»Das weiß ich.«, kam es ungeduldig von ihm. »Wir bringen sie am besten zum nächsten Schwarzmarkt, von da aus-«
»HEY!«, riefst du dazwischen uns beide schauten dich überrascht an. »Schluss jetzt! Ihr beide benehmt euch als wäre ich eine Prinzessin in Not!«
Sie tauschten einen kurzen Blick aus, der genau das besagte. Was, sahen sie dich wirklich als armes, hilfsloses Prinzesschen an, nicht in der Lage allein klar zu kommen?!
»Bevor ihr zwei hier alles auf den Kopf gestellt habt kam ich ganz wunderbar allein klar. Diese Typen waren auf der Suche nach euch und nicht nach mir!«
»Stimmt das?«, wandte sich Kakuzu an den Jüngeren, der zögerlich nickte.
»Ich glaube Ja.«, antwortete er.
»Glaubst du es oder weißt du es?«, hakte Kakuzu nach, ließ von deinem schmerzenden Gesicht ab und fuhr den Jüngeren an.
»Ich hab nicht alles hören können!«, giftete Hidan zurück und wieder einmal musstest du dazwischen gehen. Du erhobst dich vom Stuhl, doch ein plötzliches Schwindelgefühl, ließ dich stolpern. Du tratst einen Schritt zurück, stießt mit den Kniekehlen gegen den Stuhl und wanktest nach hinten. Sofort griffen zwei Hände nach dir und fassten deine Handgelenke. Beide Akatsuki hatten gleichzeitig deinen Fall nach hinten gebremst, Hidan am rechten Arm, Kakuzu an deinem linken. Sie sahen sich kurz an, ließen beide gleichzeitig los, so dass du letzten Endes auf dem Stuhl landetest und erschöpft ächztest. Dein Kopf tat höllisch weh und du hattest in diesem Moment beim besten Willen nicht die Kraft, dich mit den beiden Trotteln herum zu ärgern.
»Eine Nacht.«, gabst du nach. »Morgen verschwindet ihr.« 


Die Nacht war voller Albträume und am Ende saßt du mit den beiden Akatsuki bereits vor dem Morgengrauen am Küchentisch – der noch immer einige Blutflecken aufwies – und eine unangenehme Stille herrschte zwischen euch.

Du starrtest in deinen bereits kalten Tee, eine Hand an deinem schmerzenden Kopf und mit einem schweren Herzen. Die ganze Angelegenheit hatte unglaubliche Ausmaße angenommen. Anfangs dachtest du, es wäre nur wieder ein Job für Kakuzu, Informationen beschaffen und schon verschwand er wieder aus deinem Leben. Aber nicht nur dass, denn nun hattest du eine seltsame Freundschaft zu Hidan entwickelt, warst Kakuzu wieder ein Stück näher gekommen und wusstest selbst nicht mehr so recht, wo oben und unten in diesem ganzen Gemenge war. Zwei Angriffe in nur wenigen Tagen, beide weil die Akatsuki bei dir waren. Sie mussten gehen, dann hattest du wohl auch endlich wieder deine Ruhe!
Aber einsam würde es ohne die beiden und vor allem ohne Kokoro werden. Kakuzu hatte dir zwar versprochen, dass er dir bei Gelegenheit wieder einen Wachhund dalassen würde, aber bis dahin konnten schon ein paar Jahre ins Land gehen. 'Nächste Gelegenheit' war eine sehr vage Zeitangabe in deinen Augen. Du musstest ihn bitten, nicht zu lange auf sich warten zu lassen.
Hidan sah aus, als ob er etwas zu dir sagen wollte, doch er schien es nicht über sich zu bringen. Deutlich spürtest du seine Anspannung, sein Bedürfnis dir irgendetwas mitzuteilen – etwas, das er als wichtig empfand. Doch er schweig dich an, schlürfte an seinem Kräutertee und starrte auf die Tischplatte.
Und Kakuzu? Kakuzu war die Ruhe selbst. Er zeigte keine Anwandlung von Nervosität, Unruhe oder überhaupt irgendeiner Gefühlsregung. Würde er sich je ändern?


Nach einer kurzen Umarmung für Hidan, einem erneuten Danke für seine Hilfe und einem aufbauenden Lächeln deinerseits standest du auf deiner Veranda, vor dir Kakuzu. Er schien die Situation des Abchieds nicht wirklich zu mögen – war es die Tatsache, dass du nun vollkommen allein warst? Es war ja nicht so, als wärst du wehrlos, doch du hütetest dich davor diesen Streit noch einmal mit ihm anzufangen.

Der Schwarzhaarige schien nicht recht zu wissen ob es etwas zu sagen gab, also schwieg er nur. Du währenddessen griffst nach seinem Unterarm und schobst den schweren, dunklen Stoff mit den roten Wolken etwas hoch.
»Ich will einen Gefallen einfordern.«, sagtest du leise und strichst mit den Fingerspitzen über die dunkle Haut, auf der die Ringe tätowiert waren. Du tratst einen Schritt näher, lehntest den Kopf an seine Brust und genosst den kurzen Moment der Intimität. Er wich nicht zurück, im Gegenteil: Er lehnte sich dir entgegen, ein seltenes Zeichen seiner Zuneigung und des Bedauerns, dass alles in einem solchen Chaos geendet war.
»Und was soll ich für dich tun?« Seine Hand fuhr in dein Haar und eine lag auf dem Rücken, drückte dich etwas näher an ihn.
»Bitte komm wieder. Nicht erst in ein paar Jahren. Bald.«, gestandest du deinen tief gehegten Wunsch. Kakuzu seufzte kurz, nickte dann aber.
»Ich habe ja eh keine Wahl. Wenn du es als Gefallen einforderst...«
»Und noch etwas.«
»Was denn noch?« Du schmunzeltest bei seiner gespielt genervten Antwort. Typisch Kakuzu!
»Pass auf Hidan auf.«
»Und wie stellst du dir das vor?«, Oh, das wütende Knurren war echt. »Ich bin nicht sein Babysitter!«
»Ich habe noch drei ganze Gefallen bei dir gut. Nimm es als meinen Zweiten.«, bestandest du auf deine Bitte und er nickte erneut, doch etwas angespannter.
»Meinetwegen, ich werde tun was ich kann. Aber nur wegen dieser verdammten Gefallen!«
»Du bist der Beste.«, witzeltest du und löstest dich aus seiner Umarmung. Der Schwarzhaarige drehte sich um zum Waldrand, an dem Hidan schon wartete, unangenehm berührt von eurem recht intimen Abschied.
»Wir sehen uns, wenn wir die Biju gefangen haben.«, versprach Kakuzu dir. Hörtest du da etwa ein wenig Sehnsucht aus seiner Stimme heraus? Nein, das musstest du dir einbilden.
»Ja, das tun wir.«, stimmtest du zu. »Bis bald.«
Du wartetest vor der Haustür, bis die beiden im Wald verschwunden waren. Bis du ihr Chakra nicht mehr spüren konntest standest du im fahlen Licht des Sonnenaufgangs und ein unangenehmes Gefühl kroch deinen Nacken hoch.
Irgendetwas sagte dir, dass Kakuzu nicht wiederkommen würde.

Broken CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt