4~Journalism

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"Du machst große Fortschritte, Evelyn. Ich bin überrascht. Ich denke, wir könnten dich schon sehr bald in die Schule schicken, oder zumindest eine Probe starten. Natürlich muss ich mit deiner Tante darüber reden, was sie davon hält und wie ihre Ansicht von diesem Vorhaben ist. " Am Tag nach Sopses Besuch hatte ich, wie üblich bei Frau Engelmann meine Sprechstunde. Sie hörte mir, wie jedes mal, sorgsam zu und machte den Vorschlag, dass wir beide uns von nun an nur einmal in der Woche treffen. Zumindest meinte sie, mehr Therapiestunden währen nicht mehr nötig. Eine Woche ist seit dem Gespräch vergangen, in der ich ein paar Besuche von Sabine genoss. "Ich möchte wirklich gerne in die Schule zurück und weiter lernen. Es ist öde nur Zuhause zu sitzen und nichts zu tun." "Du siehst die Wohnung bei deiner Tante also als Zuhause an?" Mein Gegenüber schien überrascht. "Ich denke, ich schließe langsam damit ab. Meine Eltern sind gestorben, das ist immer noch in meinem Kopf. Aber jeden Tag erzähle ich ihnen in Gedanken, was heute passiert ist und wie es uns allen hier unten geht. Es mag verrückt klingen, aber irgendwie fühle ich mich nicht mehr so alleine, seitdem ich das mache." Sie schrieb ein paar Notizen in ihren kleinen Ringhefter und sah zu mir auf. "Es gibt verschiedene Methoden mit solch einem Verlust fertig zu werden. Es gibt Kinder, die schreiben jeden Tag Briefe, beten, zünden eine Kerze an oder sprechen, wie bei dir, in Gedanken mit den Eltern. Sie alle verarbeiten den Verlust und ihnen allen bringt es etwas. Die Stunde geht immer ziemlich schnell vorbei, was? Also ich sehe dich nächste Woche wieder und bring bitte deine Tante mit, dann können wir wegen der Schule reden. Dir noch eine schöne Woche." Frau Engelmann begleitete mich zu Tür, winkte mir nach und verlor mich wenige Minuten später aus den Augen. Es war der erste warme Tag in diesem Jahr, 20°C sind hohe Temperaturen für Anfang März. Langsam lief ich los, zurück zur Wohnung von meiner Tante.  In mir drin keimte ein kleiner Samen an Hoffnung auf. 

"Bin wieder da." rief ich in die Wohnung. "Hallo Maus. Na, wie war es. " Tante Peggy hatte heute frei und ist deshalb Zuhause geblieben um den Haushalt zu machen und Wäsche zu waschen. "Es war gut, ja es war toll. Frau Engelmann sagt, ich kann bald wieder in die Schule gehen und daher sollst du nächste Woche mitkommen, um deine Zustimmung abzugeben." Der Kater kam schon, bevor ich meine Schuhe richtig ausgezogen hatte. "Auf jeden Fall komme ich nächste Woche mit. Ich hab für dich etwas mitgebracht, schau mal ins Wohnzimmer." Neugierig schlich ich auf leisen Sohlen in den besagten Raum. Auf dem Tisch stand ein Karton, auf dem ein Laptop abgebildet war. Tante Peggy mochte es, Menschen mit Geschenken in die Pfanne zu hauen. Vor ein paar Jahren hat sie meinem Vater zum Geburtstag eine Box geschenkt, auf dem das teuerste und neuste Smartphone abgebildet war, der Inhalt war jedoch ein Vergleichbares, viel günstiger und von einer anderen Marke. Gefreut, hat er sich trotzdem. 

Langsam öffnete ich den Karton, und der Inhalt war derselbe wie Vorne abgebildet; ein komplett neuer Laptop mit Intel-Prozessor und einer guten Grafikkarte. "Unsere Firma hat den Laptop falsch bestellt, er konnte die richtige Software nur mit einem Bug runterladen. Daher, wollten sie ihn wegschmeißen doch ich habe mich dazwischen gestellt. Da du eh sehr bald Bewerbungen schreiben musst, und der alte PC noch mit Windows 7 läuft, dachte ich, es währe an der Zeit für eine Neuanschaffung. Na, wie gefällt er dir ?" Ich konnte es immer noch nicht fassen. Stürmisch, und wahrscheinlich viel zu ungenügend, bedankte ich mich bei ihr und setzte mich sofort daran, den Laptop neu Einzurichten. Es ist viel entspannter alle E-Mail und neue Nachrichten aus der Welt auf dem Laptop abzurufen, als sie auf dem Handy zu sehen. Die wichtigsten Programme wie PowerPoint, Word und Exel waren schon installiert, was mir einwenig arbeit ersparte. In der Schule wird viel mit Technik gearbeitet, so können Schüler zum Beispiel den Vertretungsplan auf dem Handy abrufen. Die Hausaufgaben, die über mehrere Tage aufgegeben wurden, finden such schnell als E-Mail auf dem PC wieder. Mein erstes vorhaben war es, mich über den Laptop an unserer Schulhomepage anzumelden, und mich über die neusten Geschehnisse zu informieren. 

"Viele alte und neue Gesichter besuchten unsere Schule am Tag der offenen Tür. Es wurde viel gelacht und bestaunt, wie zum Beispiel die Fotogalerie der 9b, die seit Wochen daran gearbeitet haben. Die Klassen des siebten Jahrganges haben eine Vielfältigkeit an Essen organisiert, jeder wurde versorgt. " Gab der Artikel wieder. Angeheftet waren ein paar Bilder, die an dem Tag geschossen wurden. Insgesamt schienen alle sehr fröhlich zu sein, ich wünschte, ich währe dort auch gewesen.  

In der letzten Woche hat sich unsere Schülerzeitung reformiert. Ein mir unbekanntest Gesicht war nun Leiter der AG geworden, in der ich schon seit der siebten Klasse tätig bin. Unsere Artikel schrieben wir selbst, ebenso recherchierten wir dessen Inhalte ohne Hilfe von Drittpersonen.  Ich mag es heute noch, etwas Journalistin zu spielen, Informationen und Quellen zu hinterfragen und den Sachen auf den Grund zu gehen. 

"Willkommen zu unserer neuen Schülerzeitung! Das Team hat sich dafür entschieden, einige Aspekte, die uns schon etwas länger auf dem Herzen liegen, zu ändern. Die Zeitung wurde erschwinglicher! So könnt ihr immer am letzten Schultag im Monat euch die neusten Informationen für einen Wert von 0,50€ zu Gemüte führen. Am Ende des Schuljahres erscheint eine Sonderausgabe in der wir über das vergangene Jahr reden. Und das Kostenlos ! Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und Stöbern :)
Eure Schülerzeitung
Ich bin gespannt, wie wir uns in den nächsten Wochen entwickeln werden." Und damit schloss ich den Laptop um gemeinsam mit Peggy Abendessen zu können. 

Das Leben und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt