8~Education

2 0 0
                                    

"Hast du denn auch alles eingepackt ? Was zu trinken, etwas zu essen, dein Handy und die ganzen Schulsachen?" Tante Peggy war einmal mehr viel zu besorgt um mich, Aufgrund meines ersten Schultages nach langer Zeit. "Ja, hab ich alles. Wenn etwas ist, rufe ich dich an. Ich muss aber wirklich los, Sopse wartet unten. " Drängelte ich, um mich aus der Fürsorglichkeit meiner Tante zu befreien. Schon seit Freitag fing die Nervosität bei ihr an, obwohl ich eigentlich diejenige bin, die zur Schule geht, und nicht sie. Ich kann ihre Sorgen zwar nachvollziehen, jedoch werde auch ich eines Tages ausziehen und möchte nicht erahnen, welche Aufruhe sie dann veranstalten wird. "Okay, dann viel Spaß und grüße Sopse von mir !" Und so lief ich das Treppenhaus hinunter und traf auf Sabine. "Freut mich dich zu sehen. Und, gespannt auf deinen Schultag?" "Die Aufregung hält sich in Grenzen. Was soll schon anders sein. Ich meine, es ist doch ein Schultag wie jeder andere." Ich habe mir seit gestern vorgenommen, nicht so viel aus der ganzen Sache zu machen. Ich bin wieder da, darf bis Mai noch schön lernen, Prüfungen schreiben und dann die Ausbildung anfangen. "Es soll einfach keine große Sache aus meinem Erscheinen gemacht werden. Ich bin wieder hier, lerne und lebe vor mich hin. Themawechsel; gibt es was neues von den Leuten, die nach den Osterferien zu uns in die Klasse kommen ?" Doch sie schüttelte nur den Kopf. "Nein, leider nicht. Außer, dass es nicht zwei Kerle, sondern ein Junge und ein Mädchen werden, da wurde was in den Akten vertauscht von den Schülern der ehemaligen Zehnten. Die beiden kennen sich wohl schon, sind entweder auf die gleiche Schule, oder in dieselbe Kasse gegangen." Wir quasselten den restlichen Weg zur Schule weiter und versuchten, keine tiefgründigen Gespräche anzufangen, da uns dazu einfach die Zeit fehlte. Von weitem konnte man schon die Leute aus unserer Klasse erkennen, die alle zusammen in einer Runde standen und über das Wochenende erzählten. "Leute, da ist ja Evelyn!" Und sofort drehten sich alle in meine Richtung. "Hi Leute." Die volle Aufmerksamkeit von 23 Leuten, machte mich noch als 16-Jährige nervös. Von einigen Klassenkameraden wurde ich umarmt, von den nächsten gab es ein High-Five. "Ich bin froh, wieder hier zu sein." Das Grinsen in meinem Gesicht und in das einiger meiner Mitschüler ließ nicht nach. "Du hast uns auch gefehlt. Es war so still in der letzten Reihe. Aber nun bist du ja da. Wir sollten aber rein gehen, der Unterricht fängt gleich an." Simon war einer der Klassenkameraden, mit dem ich den Schulweg laufen könnte, allerdings geht er früher los und kommt später wieder zurück. Daher habe ich keine Lust immer auf ihn warten zu müssen, und gehe stattdessen nach Hause.
Wir begaben uns also kollektiv ins Schulhaus und zu unserem Raum, in dem wir als nächstes Unterricht hatten. Das könnte noch lustig werden.

~Zeitsprung; nach der Schule~ 

"Dafür, dass ich zwei Wochen lang nicht in der Schule war, verlief der Tag heute nicht schlecht. Das ständige Fragen von wegen Wie geht es dir und Hast du auch alles verstanden, Evelyn ? hat etwas genervt." Die Auswertung zu diesem Tag übernahmen Sopse und ich auf dem Weg nach Hause. "Du hast dich aber heute auch gut gemacht. Ich dachte zuerst, dass nur das Vorbeibringen von Aufgaben uns das flüchtige Erklären nicht reichen würden. Zum Glück bist du mit uns auf der gleichen Welle, das hat mir Eingangs etwas Sorgen gemacht." Gemeinsam liefen wir die Straße entlang und genossen das wärmer werdende Wetter. "Wie läuft das eigentlich mit deiner Bewerbungsphase ? Hat sich schon jemand gemeldet, oder hast du noch gar nicht angefangen ?" "Ich hab mal bei der Freundin meiner Mutter angefragt, ob die ein Azubi suchen. Sie muss natürlich erstmal die Personalleitung fragen, aber sie meldet sich heute Abend bei mit. Ich hoffe, dass es klappt, die Ausbildungszeit wird bestimmt richtig cool." Wir unterhielten noch über ihre künftige Schulbildung, wie die ganze Sache mit dem Abi funktioniert, bis wir uns schließlich vor unserer Haustür für heute trennen mussten. "Wir sehen uns dann morgen. Und falls du Fragen zu den Hausaufgaben hast, kannst du mich gerne anschreiben." Eine kleine Umarmung zum Schluss, und schon trennten sich unsere Wege für heute.
In der Wohnung meiner Tante angekommen, begrüßte mich der haarige Teufel und bettelte nach einem Leckerli. "Nein Mikusch. Du wirst sonst fett und bekommst Diabetes." Ich ignorierte das empörte Miauen seinerseits und fixierte mich auf die Hausaufgaben. An sich konnte ich alles verstehen und dem Unterricht auch folgen, jedoch steht eine gewisse Unsicherheit im Raum. Vor allem, wenn es um Winkelfunktionen geht. 

Nach ca anderthalb Stunden war ich mit den kompletten  Aufgaben fertig, und das weitgehend ohne Fragen. "Hi Mama, Hi Papa. Ich schaffe das jetzt ganz gut mit der Schule. Die Hausaufgaben sind in Ordnung und auch im Unterricht geht's voran. Alle haben sich gefreut, dass ich wieder da bin und auch die Lehrer haben mich motiviert und sehen potential, dass ich meinen Abschluss schaffen kann. Ich werde mich bemühen, das alles zu lernen. Ich hab euch lieb." Das klingeln meines Handys riss mich komplett aus der Bahn. Es war Marie. Eilig nahm ich den Anruf ab und schon fing sie an zu erzählen. "Also ich habe nachgefragt und kannst bei uns theoretisch die Ausbildung anfangen! Doch proforma musst du noch eine Bewerbung und alles schreiben, die Personalabteilung braucht schließlich alle wichtigen Unterlagen, das müssen die aus rechtlicher Sicht machen. Ich freue mich für dich, dass es geklappt hat. Schreib die am besten noch diese Woche, dann hast du es hinter dir." Ich war vollkommen außer mir vor Freude. "Ich danke dir, Marie. Ich setzte mich gleich dran und bringe sie diese Woche vorbei." Sie musste leider auflegen, da das Geschäft voll war, und sie während der Arbeitszeit anrief. Sobald der Anruf als beendet galt, setzte ich mich vor den Laptop uns schrieb die Bewerbung mit Deckblatt, Anschreiben und Lebenslauf. Aus dem Regal suchte ich die Bewertung meines Praktikums und das Zeugnis von diesem Halbjahr raus und kopierte beide Unterlagen. Morgen würde ich direkt nach der Schule in die Stadt gehen um Bewerbungsfotos zu machen und um die  Bewerbungsmappen zu holen. Ein bisschen aufgeregt bin ich jetzt schon, doch die Ausbildung wird ein voller Erfolg werden. Wir alle werden uns in dieser Zeit, ob nun FsJ, Abitur oder Ausbildung, mehr anstrengen als in den letzten zehn Jahren Schulzeit, da wir einfach etwas konkretes für unsere Zukunft  tun können. Das wird eine geile Zeit. 

Das Leben und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt