Gleissendes Licht durchflutete Alles um mich herum - ich wusste nicht wo oder wer ich war, nur wovor ich flüchtete. Panisch breschte ich mich eng zusammengepressten Augen durch das grelle Licht - immer und immer wieder versuchte ich verzweifelt die Augen zu öffnen... doch das Licht brannte meine Sehnerven entlang in mein Hirn, wie Feuer einer Benzinspur. Gepeiningt versuchte ich zu schreien, doch mehr als ein ersticktes Ächzen entsprang meiner Kehle nicht. Wieder probierte ich die Augen zu öffnen - endlich schaffte ich es und sah... kein Licht, im Gegenteil, es war komplett dunkel um mich herum. Panisch versuchte ich im Liegen weiter zu rennen - nur weg vom Licht und schnappte gierig nach Luft - doch wie Peitscheschlag durchfuhr ein stechender Schmerz meinen Körper und schnitt mir endgültig den Atem ab. Mein Zwerchfell stand in Feuer und jeder Atemzug schüttete weiter Benzin hinzu, nach dem der Schmerz wie gierige Flammenzungen leckte. Gleichzeitig ergoß sich ein Schwall warmes Blut über meinen Mund als ich ausatmete - etwas davon verschluckte ich beim einatmen wieder und begann zu husten und würgen, was nicht wirklich dazu beitrug den brennenden Schmerz zu mildern. Langsam legte sich der Schleier des Albtraums und mit einem Mal wurde mir meine missliche Lage bewusst: ich hatte einen allergischen Anfall und brauchte unbedingt meine Medikamente! Panisch drehte ich mich zur Seite und versuchte mich zu orientieren - ein Ladekabel lag direkt vor meinem Gesicht auf dem Boden und hinter ihm streckte sich eine dunkle, rechteckige Gestalt gegen Decke - die Tür. Kraftlos schabten meine Fingerspitzen über das dunkel Holz, während meine Zehen gegen ein loses Stück Stoff stießen... gegen das Hosebein meiner Jeans und wo meine Jeans war, mussten auch meine Tabletten sein! Hoffnung erklomm für einen kurzen Moment meinen Horizont und ich versuchte mich umzudrehen - einfacher gesagt als getan. Mein Gesicht klatschte endgültig in das blutige Nass meines Teppichs, während der Strom unentwegt und eindeutig zu motiviert seine Flussrichtung änderte und nun senkrecht meine Lippen entlang floss. Doch ich drehte mich wieder um und schlug mit meiner Hand nach der Schublade meines Nachtkästchens die ich kurzerhand heraus und mir direkt ins Gesicht schlug (Ich konnte nicht sagen was mehr weh tat; die Bewegung selbst oder das harte IKEA- Pressspahnholz, das schadenfreudig mein eh schon blutiges Nasenbein maltretierte). Nervös fummelte ich ein Tempo aus der Packung und stopfte mir damit die Nase. Die Schublade wurde durch eine kraftlose Hand zur Seite geschoben... von meiner Hand... allzu plötzlich verschwomm die Sicht, wich fröhlich tanzenden Punkten und einer willkommenen Ohnmacht. So schnell wie die Dunkelheit mich verschluckt hatte spuckte sie mich wieder aus und ich plumpste auf eine bezaubernde Lichtung mitten im Wald. Der Schmerz war schlagartig verschwunden und die Tür einer helleren gewichen und das Ladekabel hatte sich in ein dreiblättriges Kleeblatt verwandelt - nur ein USB Zeichen auf dem vierten Blatt am Stängel verkündete noch Stolz von seiner ehemaligen Existenz. Neue Kräfte durchflossen meinen Körper und ich sprang motiviert auf und betrachtete verwundert das kleine Haus vor mir; eine Alm mit vom Alter deutlich gekennzeichneten Schindeln. Während der gesamte Stil der Hütte von Alter und Vergänglichkeit verkündete, schrie einem die jüngere - nein neuere - Tür aus hellem Birkenholz praktisch entgegen und mit ihr ein altes Schild mit der Aufschrift ”†Heavens Door†“. Ich blinzelte verwundert. War das nur ein Traum oder doch Realität...? Ängstlich klopfte ich an der Tür. Nach einer langen Sekunde atmete ich aus...natürlich würde mir niemand öffnen, schließlich war dies nur ein weiterer Traum - nach einer wesentlich kürzeren zweiten Sekunde öffnete sich die Tür geräuschlos und ich erblickte einen alten Mann, gekleidet in eine lange weiße Toga und einen noch längeren weißen Bart (mir fiel nicht nur sprichwörtlich die Kinnlade runter). Deutlich amnüsiert begrüßte mich der alte Mann: „Willkommen im Himmel!“ „Ähm..“ ohne mich ausstammeln zu lassen hielt er mir das Ende einer seeehr langen Pergamentrolle gemeinsam mit einem mit einer weißen Taube geschmücktem Kulli unter die Nase „Allgemeine Geschäfts- und Nutzungsbedingungen - selbsterklärend hoffe ich“ Meine Verwunderung war mittlerweile beim sechzehnten Buchstaben des Alphabets angekommen „Ohm...“ - was der alte Mann sichtlich genoß „Haha voll erwischt, die haben sie schon bei ihrem Tod automatisch unterschrieben - Verfügung vom Boss.“ Meine Verwunderung war am Ende angelangt und da es schwer war Wörter mit dem Anfangsbuchstaben »Z« zu finden, äußerte ich sie durch sehr... stilles Schweigen. „Angeblichen helfen solche zwanglosen Witze bei der Überwindung des Schocks“ Langsam fand mein Sprachzentrum zurück in normale Sphären „P-Petrus?“ „Bist wohl ’n ganz schlauer“ - sein hämisches Kichern untermalte sein immer breiter werdendes Grinsen - „Aber ich war doch eben noch...“ „Inmitten einer Lache deines eigenen Blutes...?“ „Uh verdammt...“ „Mach dir nichts draus, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung - hehe“ „Was mache ich denn jetzt ich bin ja noch nicht mal...“ „Verheiratet? Ich will sie ja nicht aus dem Konzept bringen, aber sie haben im Moment größere Probleme - Ihre große Liebe wird von nun an ohne sie auskommen müssen“ „... Level 100 in Battlefield 3...“ - Nun schien er etwas aus dem Konzept geworfen und blätterte fast schon hektisch in seiner Liste, beziehungsweise scrollte in seiner Rolle. „Upsi, sie sind gar nicht Erik Anderson?“ „Sehe ich so aus?“ „Nein sie sind mir eher ein südländischer Typ... wie dem auch sei, in genau fünf Minuten stelle ich sie ihrem Schöpfer vor, bis dorthin können sie im Warteraum Platz nehmen - Erfrischungen finden sie auf dem Tablett vor ihnen und die Toilette den Gang runter links - noch Fragen?“ „Gibt es hier Gratis W-Lan?“ - der Alte legte verwundert den Kopf schief „Sie haben nicht mal ein Handy“ „Uh ja stimmt, sry“ - murmelnd druckste ich mich an ihm vorbei in den kleinen Warteraum und pflanzte mich entspannt in den bequemen Ledersessel. - Oh mein Gott... was sollte ich nur zu Gott sagen - nach qualvollen fünf Minuten, in denen ich panisch nach Ausreden für mein Verhalten der letzten Jahre gefischt hatte, rief mich Petus endlich durch die runde Tür zu ihm. Mit zitternden Beinen trat ich durch die noch hellere Silber - Tür und wurde wieder von einem hellen Licht geblendet, sodass ich nur den alten Mann mit vor Stolz angeschwollener Brust sehen konnte. Petrus wandte sich mit einem noch reiferen Grinsen als zuvor theatralisch an mich: „Nur zu, lege deine Scheu ab und sprich zu deinem Schöpfer!“ „Ähm...hi, ich heiße Dominik - aber sie dürfen mich gern Dome nennen...“ - und dann geschah das, was ich unbedingt vermeiden hatte wollen: „ eigentlich... bin ich Atheist...“ - peinlich bedrückt biss ich mir auf die Zunge - Petrus’ breites Grinsen fror förmlich ein. „Hättest du das gleich gesagt - ihr Verfahren ist bis auf weiteres ausgesetzt - dort ist die Tür.“ - der Ausgang war EU- vorschriftsgemäß mit einem grünen Schild das ein rennendes Strichmännchen, sowie ein Pfeil zeigte gekennzeichnet - „Sollten sie bis zum nächsten Mal nicht gläubig sein, vergeht ihre Seele - sie haben genau fünf Minuten in der Welt der Lebenden um ihre Gesinnung zu adjustieren, guten Tag.“ - verblüfft gaffte, (beziehungsweise blinzelte) ich am Schöpfer vorbei Petrus an und rannte so schnell wie möglich in Richtung Notausgang. Keuchend und Blut prustend schlug ich die Augen auf - mein erster Gedanke galt meiner Jeans; so schnell es mir möglich war, drehte ich mich um, zog ich sie zu mir vom zweckentfremdeten Dreckewäschestuhl herunter, fischte das silberne Döschen hervor und schluckte den gesamten Inhalt, spülte alles mit einem Schluck aus der nächsten Wassrflasche hinunter und drückte mit einem neuen Tempo fest gegen die Blutung. Danach wartete ich - und wartete (und wartete) - erst als es im Dachfenster über mir langsam wieder hell wurde war ich mir sicher, dass die fünf Minuten vorbei waren - erleichtert rappelte ich mich auf und ging ins Bad um mir das verkrustete Blut abzuwaschen. Fröhlich “Knocking On Heavens Door“ summend tanzte ich ins Freie und genoß jeden Atemzug der frischen Luft und (man glaubt es kaum) grüßte sogar jeden zwitschernden Spatz enthusiastisch mit "Guten Morgen Bruder Vogel!" Irgendwann traf dann ein Wagen des psychatrischen Notdienstes ein und ein besorgter Zivildiner klopfte mir auf die Schulter „Ähm..alles okay bei ihnen..?“ „Sie glauben gar nicht wie okay ich mich gerade fühle, aber ebenso glaube ich, dass sie mir noch weniger glauben werden was mir gerade passiert ist...“