Feuer

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Feuer

Alles brennt.

Eine Flammenwalze jagt durch den Raum. Zeit, wie zähes Magma. Blicke, die viel zu spät realisierten, was passierte. Hitze, die Körper einfach verdampfte. Ein in rot-goldenes Haar eingerahmtes Gesicht, ein letztes Erschrecken in den gelben Augen.

Feuer

„Aaahhhh...", wie nach der kühlen Bordluft schnappend richtete sich Rhett „Faker" Allison auf. Es war wirklich kalt in dem dunklen Gemeinschaftsraum, erfrischend. Nur eine einzelne Glühbirne erleuchtete die gut 20 Betten hier in diesem Raum.

„Faker, alles in Ordnung bei dir?", fragte Mary-Ann „The Lamb" Thompson. Sie schlief unter der Koje von Faker. Sie war aufgestanden und schaute nun zu seiner Koje herauf.

„Ich... weiß nicht...", antwortete dieser, noch immer außer Atem, „ein schlechter Traum... denke ich..."

„Mensch, du glühst ja förmlich", stellte Mary-Ann fest. Sie hatte ihn kurz am Arm gepackt, dann aber erschrocken wieder los gelassen. „Hast du Fieber? Du wirst doch nicht etwa Krank? Du weißt, dass wir heute zusammen fliegen sollen."

Faker drehte den Kopf zu ihr und Grinste, es wirkte noch etwas gezwungen, aber in seiner Stimme war wieder die alte Selbstsicherheit: „Ach was, krank, ich werde mir doch nicht von einer Frau vorführen lassen, wie man zu fliegen hat."

Mary-Ann verdrehte die Augen, er war definitiv gesund. „Mach dich fertig", kommentierte sie bloß und verschwand wieder in ihrer Koje um sich ihrerseits ihr Zeug zu schnappen.

Faker blieb noch einen Moment sitzen, dachte über den Traum nach. Viel war nicht im Gedächtnis zurück geblieben. Irgendwas mit Feuer... und ein Gesicht das er nie zuvor gesehen hatte, aber irgendwie bekannt vor kam. Doch der Traum verblasste bereits, er konnte das Gesicht noch nicht einmal zurück ins Gedächtnis rufen.

Mary-Ann schlug von unten gegen die Matratze.

„Beweg dich. Der Alte hat dich eh auf dem Kicker. Sonst darfst du nachher wieder da Katzenklo reinigen."

--==--

„Und Ausklinken", die Stimme des Chiefs kam verzerrt durchs Funkgerät und der Hebekran lies die Sopwith fallen. Ein freier Fall, der Zeppelin der Royal Air Force verschwand nach oben weg nach unten, unendlich nichts und das wörtlich. Sie hatten noch nicht die europäischen Inseln erreicht sondern flogen noch immer über das Loch, das der Mittelgraben hieß. Eine unzutreffende Beschreibung für viele Meilen lang nichts zwischen den Afrikanischen und Europäischen Inseln. Nichts bis auf den Dunst von Wolken, weit, weit unter ihnen. Niemand ist von dort aus je wieder hinauf gekommen.

Sogar Faker flößte dieses Nichts Respekt ein und das mochte schon etwas heißen. Doch davon lies er sich nicht abhalten, er drückte die Nase des alten Doppeldeckers nach unten und nahm Geschwindigkeit auf.

„Langsam, Rookie", kommentierte Flight Lieutenant Howard Longdale vom Geschützsitz hinter Faker gegen den Wind, „du solltest die Nase hoch ziehen, bevor wir auf die Wolkendecke treffen."

Der Juniorpilot grinste, zog dann aber wie geheißen das Flugzeug nach oben. Einige hundert Meter über ihn war der baugleiche Flieger von May-Ann, die dort wohl mit Squadron Leader Arthur Johnson flog und noch mal darüber die beiden zigarrenförmigen Körper der Luftschiffe. Rechts der schwarze Rumpf der „HMAS Leopold George", genannt „Black Spear" und links daneben die „Red Rose", ein ziviles Transportschiff, dem die Flugstaffel der 241 Squadron auf der Black Spear Geleitschutz gab.

„Pilot Officer Allison", blaffte die Stimme von Arthur Johnson durch das Funkgerät, „sehen sie zu, dass sie in Formation kommen."

„Aye, Squodron Leader", erwiederte Faker grinsend, „bin auf dem Weg." Dann lies er den Motor des Doppeldeckers aufheulen und dirigierte es nach oben.

Sie waren jetzt knapp zwei Wochen unterwegs. Den Transporter nach Indien begleiten, eine der letzten verbleibenden Kolonien des britischen Empires, dort irgend eine geheime Ladung aufnehmen und wieder zurück bringen. Ein einfacher Job den man sogar der 241ten anvertraute. Langweilig wie die Hölle. Würde Squadron Leader Robert Jefferson nicht ab und zu ein paar Trainingsflüge mit den jungen Piloten wie Mary-Ann und Faker machen um das Team zu stärken, wäre Faker selbst schon vor Langeweile durchgedreht. Nicht einmal in Indien durften sie das Luftschiff verlassen. Er hatte ganz stark die Vermutung, dass dieser langweilige Job genau der Grund war, warum die 241te dafür eingesetzt war. Diese Einheit war nun nicht gerade für den besten Ruf in der Royal Air Force des Britischen Empires bekannt. Faker fragte sich, was wohl Howart angestellt hatte hier zu landen oder Arthur oder gar der Alte, aber er wagte es nicht zu fragen. Die Vergangenheit war in dieser Einheit tabu.

„Land in Sicht", sagte Howart hinter Faker ruhig und deutete auf einen Dunklen Streifen zwischen den Wolken.

„Hey, Howie, du hast recht", meinte Faker nachdem er sich die dunkle Stelle in den Wolkendunst mit zusammengekniffenen Augen angeschaut hatte, „das könnten tatsächlich schon die Griechischen Inseln sein."

Flight Lieutenant Howard Longdale reagierte nicht auf den Spitznamen, Faker war der einzige, der ihn so nennen durfte. aktivierte er das Funkgerät: „Land zwei Uhr voraus."

„Haben verstanden, Lieutenant", kam die Antwort von Arthur Johnson, „schauen wir uns das mal an, aber langsam, damit die Luftschiffe hinterher kommen." Mary-Ann am Steuer der ersten Sopwith 1½ Strutter schwenkte in die angegebene Richtung und Faker reihte sich an praktisch an ihrer Flügelspitze ein.

PIK ASS - Das Kind des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt