Die Scherbenwelt

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Die Scherbenwelt

Vor tausenden von Jahren passierte eine Katastrophe, die in Sagen, Religion und auch in der Wissenschaft nur als Tag des Feuers bekannt ist. Die Wissenschaftler bestätigten, was mündlich überlieferte Sagen und auch die christliche Bibel erzählen, nämlich dass die Welt einst ein zusammenhängender Globus war. Doch am Tag des Feuers passierte etwas, das die Welt wortwörtlich aus ihren Fugen riss. Eine Katastrohe unbeschreiblichen Ausmaßes musste stattgefunden haben, denn die Welt heute besteht nur noch aus Splittern der einstigen Kontinente. Splitter, die im Äther über einen Endlosen Abgrund schwebten. Äther war der Kitt, der diese zerbrochene Welt noch zusammen hält. Natürliche Ätherkristallvorkommen in den Inseln sorgten dafür, dass diese schweben konnten, weit über den Dunst des Abgrunds.

Die Inseln auf denen die Erkunder der 241te Schwadron nun zu flogen waren besonders zersplittert. Sie zählten zu den so genannten griechischen Inseln und es gab sie in den unterschiedlichsten Größen. Es gab Felsbrocken, nicht größer als ein Haus und doch offenbar mit genug natürlichen Ätherkristallen um an ihren Platz zu schweben. Andere Inseln waren größer, beherbergten ganze Dörfer mit dazu gehörigen Weinfeldern und Olivenheinen, nur erschlossen mit primitiven Anlegestellen für Luftschiffe. Außerdem gehörten diese Inseln zu den niedriger liegenden in Europa, der Dunst und die Wolken aus dem Abgrund stiegen hier öfters auf und brachten fruchtbaren Regen mit sich, zumindest in den Wintermonaten. Der Sommer wollte gerade erst beginnen, so dass das Wetter zwar schön und warm war, aber noch nicht heiß und die Inseln noch in vollem Grün waren.

„Endlich wieder Land unter den Beinen", kommentierte Faker, als sie über die ersten Inseln hinweg flogen.

„Ja, dieser unendliche Abgrund lässt einen doch schon irgendwie nervös werden, nicht wahr?", fragte Howard, „wenn hier der Motor aussteigt kannst du noch versuchen auf einer der Inseln zu landen, oder nen Fallschirm nehmen, über den Mittelgraben war es dann. Noch niemand ist jemand von unter der Wolkendecke wieder aufgestiegen."

„Obwohl mich wirklich interessieren würde, was unter den Wolken ist", erklärte Faker, „ich meine irgendwas muss ja da sein, es kann ja nicht einfach nur nichts sein, bis man auf der anderen Erdhalbkugel wieder aus den Wolken auftaucht, oder?"

„Willst du nachschauen?", fragte Howard mit belustigter Stimme, „dann sag bescheid, dann steige ich vorher aus."

Bevor Faker antworten konnte, war die Stimme von Arthur Johnson aus dem Funkgerät zu hören: „in Ordnung, wir fliegen noch um der großen Insel auf ein Uhr herum und dann geht es zurück zur Black Spear, wir sind bereits außerhalb der Funkreichweite."


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„Flugzeuge auf drei Uhr", meldete Mary-Ann per Funk. Howard hinter Faker holte sein Fernglas hervor. „Die sind nicht von der Royal Air Force und gehören auch nicht zur griechischen Flugeinheit", stellte er fest.

„Das sind altdeutsche Hoheitszeichen", erklärte Arthur über Funk, „noch aus der Zeit der Ätherschiffe."

„Was sucht das deutsche Kaiserreich hier?", fragte Faker und beobachtete die fremden Maschinen, die zwischen zwei schwebenden Felsen sichtbar geworden sind, „was wollen sie von uns, sie scheinen in unsere Richtung zu kommen."

„Sofort zurück zur Black Spear", rief Arthur plötzlich aus, „die einzige Staffel, die solche Zeichen trägt ist die Eiserne Garde. Söldner, die schon vor Jahren vom Kaiserreich dessiniert sind. Die sind NICHT zufällig hier."

Faker riss sein Flugzeug herum und schon den Beschleunigungshebel bis nach ganz oben. Der Motor der Sopwith 1½ Strutter heulte auf und Faker ging zur zusätzlichen Beschleunigung in einen leichten Sinkflug über.

„Was suchen deutsche Söldner hier?", fragte Faker gegen den Wind an, der nun an Pilotenmütze und –schal zerrte.

„Die sind überall dort, wo es Geld zu machen gibt", kam die Antwort von Arthur nur noch schwer verständlich, „hauptsächlich im Habsburger Reich tätig. Darum ist es kein Zufall, dass sie hier sind."

„Ich glaube, wir sind schneller", kommentierte Howard, „kommen wohl auch nicht an schnellere Maschinen heran, was? .... Verdammt, zwei Maschinen 60° über uns auf zehn Uhr. Ausweichen, Faker!"

Doch das musste man nicht erst sagen, in dem Moment, als die Flugzeuge über ihnen im Sturzflug gingen, riss der junge Pilot die Strutter herum, näher an den Felsen heran, um wenigstens ein wenig Deckung zu haben.

„Ich nehme alles zurück", rief Howard gegen den Wind und den Lärm der Motoren an, während er seine Maschinengewehr-Lafette ausrichtete, „das sind zwei Fokker D.VII."

Kurz darauf hämmerten die Maschinengewehre los. An dem Felsen neben ihm abprallende Querschläger zeigen Faker, wie nah die erste feindliche Salbe gewesen ist. Er riss seine Maschine noch weiter herunter und ging ebenfalls im Sturzflug, an der Insel vorbei nach unten. Mit einem mulmigen Gefühl bemerkte er, dass er wieder über dem endlosen Nichs des Abgrunds war, hier wollte man nicht abgeschossen werden. Das MG von Howard hämmerte los, versuchte das verfolgende Flugzeug vom Heck zu verscheuchen, aber die Fokker war deutlich schneller, als die veraltete Sopwith. Eine weitere Salve, dieses mal von hinten, zwang die Fokker dann doch, abzudrehen. Mary-Ann und Arthur in der zweiten Maschine setzten sich hinter Faker und Howard, ebenfalls verfolgt von einer Fokker.

„Faker", brüllte die Stimme von Arthur Johnson zwischen zwei MG Salven durch das Funkgerät, „wir sind noch außerhalb der Funkreichweite zur Black Spear. Wir beschäftigen die Krauts hier ein wenig, ihr fliegt los und hohl Verstärkung."

PIK ASS - Das Kind des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt