15 Sätze - 15 Momente [Projekt]

Kageyama x Oikawa - Bleib bei mir

Hell und unaufdringlich strahlt das warme Sonnenlicht durch die kleinen Spalten der dunklen, zugezogenen Gardine. Das hatten wir gestern noch in Eile gemacht, gerade, als er dabei gewesen war, mir den restlichen, wenigen Stoff vom Körper zu reißen, den ich noch an mir trug.

Doch jetzt, wo ich hier so im Bett liege, ganz bequem, eingekuschelt und todmüde, wünsche ich mir wirklich, ich wäre letzte Nacht nicht so nachlässig gewesen.

Ich reibe mir über die Augen, will mich aufsetzen, doch spüre dann einen stechenden Schmerz, der mir die Wirbelsäule hochfährt. Ich zische ein wenig, drehe mich dann auf den Bauch. Mein Gesicht ist jetzt in die Kissen gedrückt, was dafür sorgt, dass ich schlecht Luft bekomme. Wohl oder übel muss ich den Kopf zur Seite drehen und erblicke dann auch direkt den Grund für mein Leiden.

Oikawa.

Er schläft noch seelenruhig. Ganz sanft hebt und senkt sich sein Brustkorb, er sieht fast so aus wie ein Gemälde. Selbst, wenn er schläft, sieht er perfekt aus. Seine Haare sitzen einfach, er sabbert nicht, schnarcht nicht… Manchmal frage ich mich, ob er wirklich echt ist. Wie schafft er es denn sonst, immer so makellos auszusehen? So, als wäre er gezeichnet, gemalt von Gott selbst.

Als ich ihn länger betrachte, fallen mir weitere Spuren von letzter Nacht auf. Ein paar Knutschflecken an seinem Hals, rote, längere und teilweise wirklich tiefe Kratzer an seinem Schulterblatt, die seinen Rücken runtergehen. Wie gut, dass ich sie nicht sehen kann, weil er mit dem Rücken zur Wand gedreht liegt.

Ich schließe die Augen, versuche mich ein wenig zu beherrschen. Langsam fahre ich mit den Fingern über das weiche Bettlaken, welches an einigen Stellen merkwürdige, verkrustete Flecken aufweist. Also noch mehr Überbleibsel von letzter Nacht. Es kribbelt mich kurz, ich ekle mich etwas, doch schaffe es dann tatsächlich, mich ein wenig aufzurichten. Ich setze mich auf, gähne laut.

Das geht jetzt seit Monaten schon so. Jedes Wochenende komme ich zu ihm, und wir… Tun diese Dinge, die sich wirklich gut anfühlen, aber von denen keiner etwas wissen darf. Also, die Leute dürften es schon wissen, nur will ich es nicht. Wie würde das denn aussehen? Wenn ich mit meinem alten Senpai zusammen kommen würde?

Vor allem nach den ganzen Sachen, die ich über ihn gesagt habe, wie ich generell immer über ihn sprach.

Abgesehen davon, es würde seinem Ruf sicherlich schaden, wenn plötzlich bekannt wäre, dass er in einer Beziehung ist. Die Hälfte seiner Fans hat er ja nur, weil er so gut aussieht und die machen sich alle Hoffnungen. Also würden sie seinen Partner hassen.

Ob das nun ein Mädchen, oder ein Junge ist, wäre relativ egal, denn so gut wie jeder weiß, dass er Bi ist.

Er macht schließlich auch kein Geheimnis daraus, dass er an beiden Geschlechtern Interesse hat.

Aber trotzdem. Es gab mal ein Gerücht, das damals herum ging, als wir noch im selben Team spielten. Irgendwer hat erzählt, dass Oikawa eine Freundin hätte. Keine Ahnung, ob das stimmte, oder nicht. Bis heute kam ich noch nicht dazu, ihn darauf anzusprechen. Es geht mich ja auch nichts an. Jedoch habe ich ein paar Wochen später gehört, dass dieses Mädchen die Schule wechseln musste, umgezogen ist, weil sie die Hänseleien und das Mobbing nicht mehr ertragen hat.

Menschen können grausam sein.

Deswegen haben wir beschlossen, es geheim zu halten.

Ein leises Rascheln holt mich aus meinen Gedanken. Die schlafende Schönheit vor mir hat sich mittlerweile auf den Bauch gedreht, da die Decke dabei ein wenig heruntergerutscht ist, kann ich seinen malträtierten Rücken begutachten.

Oh mein Gott.

War ich das?!

Ich schlucke ein wenig, meine Augen weiten sich und ich halte mir geschockt die Hand vor den Mund.
Rote Kratzer zeichnen seinen ganzen Rücken. Manche so tief, dass sie sogar geblutet haben. Wenn man die Bettdecke genau betrachtet, kann man auch sehen, dass auf dieser einige, kleine rote Punkte verteilt sind. Auch auf seinem Schulterblatt sind tiefblaue, fast schon lilafarbene Flecken vorhanden. An seinem Hals, seinem Nacken, kleinere Bissspuren.