Es raschelte. Ich brummte. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken. Du bist vor drei Stunden bei Biene Maya eingeschlafen und ich dachte, im Bett schläft es sich besser.“ Ich gähnte und setzte mich aufrecht hin. Er zog sich ein schwarzes T-Shirt an und sprang dann ins Bett. „Hey, pass auf!“, lachte ich und schlug mit einem der Kissen. „Das hast du nicht gemacht? Na warte!“ Er packte mich um die Taille und zog mich zu sich. Dann setzte er sich auf meine Beine und fing an mich zu kitzeln. „Nein! Hör auf! Ich ergebe mich.“ Er hörte auf mich zu kitzeln und sah mich nur an. Dann beugte er sich langsam zu mir runter. Millimeter vor meinem Gesicht zögerte er. Ich legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn das letzte Stück zu mir.
Endlich trafen meine Lippen auf seine und der Schmetterling in meinem Bauch schlug Saltos.„Line. Wir müssen jetzt aufstehen!“ , brummte eine verschlafene Stimme in mein Ohr. Ich öffnete die Augen und sah nur schwarzen Stoff. Dann ließ ich meinen Blick nach oben gleiten und sah zwei grüne Augen mit braunen Sprenkeln. Automatisch musste ich lächeln. „Morgen.“ , flüsterte ich. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte. „Morgen. Gut geschlafen?“ „Ich lag in deinen Armen, wie sollte ich nicht gut schlafen?“ Er versuchte aufzustehen, doch ich weigerte mich ihn loszulassen. „Na komm, es ist Zeit deine Welt zu retten.“ Er löste sich von mir und stand auf. Mit sich nahm er die Decke. Ich brummte, stand dann aber auf.
40 Minuten später war ich zwar wach, aber dafür auch sehr aufgeregt. Wir standen vor der Tür des Instituts und Elias sprach mir nochmal Mut zu. „Du schaffst das. Wir gehen darein und du schnappst dir Ley. Hier der bringt dir Glück.“ Er nahm den Ring, den er trug, und steckte ihn mir an. Er war silbergrau und hatte ein eingravierten Kreuz. Ich lächelte ihn an und gab ihm einen kurzen Kuss. „Ich liebe dich.“, flüsterte ich. „Ich liebe dich auch.“, flüsterte er.
Wir gingen in das Gebäude. Er sah ziemlich gelassen aus, während ich mich an meine Tasche klammerte, die ich (samt Plan und Tränken) dabei hatte. Nach einem kurzen Gespräch mit einer Sektärztin, hielt ich schließlich eine Scannerkarte in der Hand. Danach gingen wir zum Untersuchungsraum.
Vor der Tür tauschten wir noch einmal Blicke aus. „Nicht vergessen, du heißt Line Neumann, bist 16 und sehr interessiert in Naturwissenschaften.“ Ich nickte und er öffnete die Tür.
Im Raum standen acht Wissenschaftler sowie zwei Anzugtypen im Kreis um eine Art Tank. In diesem sah ich Ley. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, da alle Augen auf uns gerichtet waren.
„Mr. Neumann. Wie schön sie heute Mal zu sehen. Über ihr Verschwinden gestern reden wir nochmal. Dann ist dies wohl ihre Schwester?“, sagte einer der Anzugtypen. „Ja, das ist sie. Line, das sind Mr. Miller und Mr. Emmers, mein Boss und sein Stellvertreter. Die anderen Anwesenden sind die besten Wissenschaftler des Landes.“ Ich lächelte. „Sehr erfreut. Ich bin Line Neumann und würde später gerne selbst in den Bereich der Biochemie gehen.“
Einige nickten mir kurz zu, andere wendeten sich bereits wieder ab. Sehr sympathisch. Elias ging zu einem Tisch und las sich die Akten durch. „Wenn sie es erlauben, würde ich gerne eine Probe des Wassers nehmen, in dem sich das Wesen befindet, und diese dann mit dem normalen Wasserdaten vergleichen, um herauszufinden, welche Stoffwechselprozesse es vollzieht.“ Miller nickte ihm zu und er füllte eine Phiole mit dem Wasser aus dem Becken. Ein kurzer Blick zu mir und er verschwand aus dem Raum.
Die Wissenschaftler redeten einige Minuten und ignorierten mich dabei komplett nach einer gefühlten Ewigkeit, ging die Tür wieder auf und Elias kam herein. „Das müssen sie sich ansehen, ich hab etwas sehr interessantes entdeckt. Line, bleib hier und überwache das Wesen. Wenn es irgendetwas ungewöhnliches macht, kommst du sofort rüber. Wir sind im Nachbarraum.“ Ich nickte und alle verschwanden.
Kaum war die Tür zu gefallen, kramte ich den Trank aus der Tasche und hielt ihn in das Becken. Line griff sofort danach und trank es. Dann reichte sie mir ihre Hände und ich zog sie aus dem Riesenaquarium. „Danke, Line. Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst, um mich zu retten, nachdem ich so gemein zu dir war. Das tut mir so Leid.“ Sie umarmte mich. Ich schob sie von mir weg. „Hoheit, bitte, wir haben nicht viel Zeit, sie müssen hier raus.“ Ich drückte ihr ihre Tasche in die Hand und zeigte ihr die Scannerkarte und den Plan. „Hier müsst ihr lang gehen. Durch die Tür kommt ihr mit dieser Karte. Danach müsst ihr zum Hafen, ihr könnt einfach den Schildern folgen. Ich zerstöre die Aufzeichnungen und komme dann nach.“ „Pass auf dich auf, Line. Und hör endlich auf mich zu siezen, du hast mir gerade das Leben gerettet.“ Mit diesen Worten verschwand sie aus der Tür.
Ich ging zum Computer und war heilfroh, dass ich diese Dinger schon früher sehr interessant fand und deshalb genau wusste was die Festplatte war. Schnell schnappte ich mir eine scharfe Schere vom Schreibtisch und schraubte damit den Kasten auf. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich die Festplatte gefunden und zog sie aus dem Computer.
Sofort fing der Computer an zu piepen. Was war den jetzt los? Ich stach schnell mit der Schere in die Festplatte und warf dann alles in das Becken. Danach wollte ich mich den Akten zuwenden, als schon die Tür aufflog und Mr. Miller und Mr. Emmers mit drei Wissenschaftlern in den Raum gestürmt kam. Ihnen folgte Elias. „Was haben sie getan? Wo ist das Wesen?“, fragte Mr. Miller fassungslos. „Ich hab ihnen gesagt, die Kleine ist mir nicht geheuer. Das eine 16-jährige nicht allein zu Hause bleiben kann, war offensichtlich eine Ausrede.“, fauchte Mr. Emmers. Einer der Wissenschaftler meldete sich zu Wort.
„Ich habe eine Hypothese, was passiert ist. Das Wesen hatte Schwimmflossen und Kiemen. Um hier heraus zu kommen, brauchte es Lungen und diese Fußabdrücke hier, weisen keine Absonderlichkeiten, im Vergleich zu den eines Menschen auf. Also hat das Wesen vermutlich eine Verwandlung zu einem Menschen durchlaufen. Ohne Hilfe, wäre es hier nicht heraus gekommen. Kein Mensch würde es einfach befreien. Logische Schlussfolgerung: Ein identisches Wesen, hat sich ebenfalls in einen Menschen verwandelt und ihm so hier raus geholfen. Danach hat es die Festplatte zerstört und wollte ebenfalls fliehen. Dies war Line. Die einzige Ungeklärte Frage ist wieso Mr. Neumann gegen uns arbeitet.“
Während ich noch zur Salzsäule erstarrt war, schnaubte Elias abfällig. „Menschlichkeit? Schutz der Umwelt vor Menschen? Liebe? Suchen sie sich was aus.“
Ich hörte ein Klicken und sah plötzlich eine auf mich gerichtete Pistole in der Hand von Mr. Emmers. Was war denn jetzt los? „Du sagst uns jetzt sofort alles über eure Spezies, dem Ort von dem ihr kommt und wie ihr lebt. Oder ich erschießen dich.“ Ich sah ihm fest in die Augen. „Das würden sie nicht tun. Ich bin die Einzige, die ihnen für ihre Experimente zur Verfügung steht.“ Nun lachte Emmers. „Du hast es immer noch nicht verstanden, oder Kleine? Du bist jetzt ein Mensch. Das einzige, was dich für uns interessant macht, ist dein Wissen und wenn du uns das nicht gibst, dann brauchen wir dich nicht.“
Ich verengte meine Augen. „Lieber sterbe ich, als mein Volk zu verraten.“ Elias stellte sich neben mich und nahm meine Hand. „Wenn sie ihr auch nur ein Haar krümmen, dann geh ich an die Presse und verrate alle illegalen Aktivitäten, die hier laufen. Das überlebt das Institut nicht. Wenn die Menschheit rausfindet, dass hier nur versucht wird, ihnen Macht und Geld zu bringen, dann gibt es definitiv kaum noch Sponsoren.“
Noch während er sprach, zog Emmers eine Augenbraue hoch. Dann zielte er mit der Pistole auf Elias Brust und drückte ab. Nein! Er brach sofort zusammen. „Nein! Seid ihr bescheuert?“ Ich fiel neben ihm auf die Knie, direkt in die Blutlache, die sich um ihn herum gebildet hatte. Ich versuchte seinen Puls zu fühlen, doch da war nichts. „Nein. Nein. Nein. Nein. Lass mich hier nicht allein.“, wimmerte ich. Das durfte nicht wahr sein. Mein Herz zerbrach in Millionen kleine Stücke.
Plötzlich flog die Tür auf und eine Hand legt sich über meinen Mund, während sich roter Dampf im Raum ausbreitete. Eine Blase legte sich um meinen Kopf. Ich drehte mich um und sah – Ley? „Was zur Hölle ist passiert? Ist er tot?“ Völlig fertig nickte ich. Sie setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm. Mir strömten Tränen über die Wangen.
Als sich der Rauch verzogen hatte, sah ich das alle bewusstlos waren. „Wir müssen jetzt echt verschwinden. Der Trank hält eine Stunde und ich möchte wieder im Meer sein, wenn sie aufwachen. Vorher flösse ich ihnen noch das hier ein, das lässt sie vergessen, was passiert ist. DuDu beruhigt dich und verabschiedest dich irgendwie von deinem Menschenfreund.“ Ich schüttelte den Kopf. „Vergiss es. Er ist gestorben um mich und unser ganzes Volk zu schützen. Das mindeste, was wir tun können, ist ihn bei uns zu beerdigen.“ Ley zögerte kurz und nickte dann aber und gab mir noch eine Ampulle. Der Inhalt war lila.“ Flöss ihm das ein und nimm auch selbst ein paar Tropfen. Dann seid ihr unsichtbar. Du bist voller Blut, das würde auffallen.“ Ich tat was sie sagte, während sie den Männern um uns rum einen weißen Trank gab. Dann trank sie selbst von dem Lilanen. „Lass uns verschwinden.“
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Ocean Heart
Short StoryStell dir vor, es gibt eine Welt, unter Wasser, in der Wassermenschen existieren. Eine Welt voller Dinge, die wir nicht verstehen. Klingt das verrückt? Vielleicht. Doch trotzdem ist es wahr. Das ist meine Welt. Und dort hab ich immer gelebt. Bis jet...