Schließlich erreichten wir eine Art Hafen. Hier? Hier waren überall Menschen, da können wir uns nicht verwandeln! Doch Ley steuerte weiter zielstrebig auf einen Anleger zu und ich traute mich nicht, ihr nochmal zu widersprechen.
Vor einem Boot drehte sie sich zu mir um. „Pass auf! Der gelbe Trank ist für die Verwandlung in einen Menschen, der Grüne für die Verwandlung zurück in einen Wassermenschen. Verstanden?“ Ich nickte. „Du musst den Trank unter Wasser in den Mund nehmen, dann auftauchen und ihn dann runterschlucken. Sonst kann dein Kreislauf keine Luft aufnehmen und du ertrinkst als Mensch. Bei der Rückverwandlung natürlich genau andersrum.“
Mit diesen Worten drückte sie mir ihre Tasche in die Hand und nahm sie eine der gelben Ampullen.
So schwamm sie zu einem der Stege, um sofort auftauchen zu können.
Und dann wurde sie plötzlich ohnmächtig. Sofort griff jemand von der Oberfläche ins Wasser und zog sie auf den Steg. Nein! So sollte das definitiv nicht laufen!
Ich beeilte mich zu der Stelle zu kommen, an der sie eben noch war, doch bevor ich sie erreichen konnte, tauchte jemand ins Wasser ein. Es war ein Mann in Hemd und Sakko, mit braunen Haaren. Er stieß mich mit einer Hand unter den Steg und legte sich einen Finger auf die Lippen. Ich verstand, was er mir sagen wollte: Bleib bloß da und mache niemanden auf dich aufmerksam!
Ich wagte es nicht auch nur einen Finger zu bewegen und so wartete ich dort. Schließlich tauchte eine Hand ins Wasser und winkte mich zu sich. Aber könnte ich ihm vertrauen? Hätte ich überhaupt eine Wahl? Das ich Ley retten mussten, war sowieso klar, sonst würde ihr Vater mich erledigen.
Plötzlich fiel mein Blick auf Leys Tasche, die sie mir in die Hand gedrückt hatte. Wenn ich ein Mensch wäre, dann könnten sie mir nichts mehr. Schnell schnappte ich mir die Ampulle, die Ley fallen gelassen hatte und ließ einige Tropfen davon in meinen Mund treiben. Dann hing ich mir die Tasche im und sprang mit Anlauf aus dem Wasser. Sobald ich an der Luft war, schluckte ich den Trank. Mein ganzer Körper begann zu brennen, sodass ich nicht einmal spürte, wie ich auf dem Steg landete.
Nach einigen Minuten hörte der Schmerz auf und schloss kurz die Augen um mich zu sammeln. „Lebst du noch?“, hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir. „Nein.“, brummte ich. „Was war das? Du siehst aus wie ein Mensch!“
Sofort schnellte ich in die Höhe. Hatte es geklappt? Ich sah auf meine Finger und dann auf meine Füße. Die Schwimmhäute waren tatsächlich verschwunden. Meine Ohren waren geschrumpft. Ich war ein Mensch! Jetzt müsste ich ihn nur noch überzeugen, dass ich das schon die ganze Zeit war.
„Ja, ich weiß. Das liegt daran, dass ich ein Mensch bin. Was du gesehen hast war einfach nur eine Verkleidung. Ich bin Cosplayer.“ Er zog eine Augenbraue hoch.
„Hör zu, ich sag dir das jetzt nur einmal, weil es eigentlich nicht mein Problem ist. Du hast genau zwei Möglichkeiten: entweder du tust so, also wäre nichts passiert, wartest bis ich weg bin und suchst dann die ganze Welt nach deiner Freundin ab. Eine Welt, die du nicht zu kennen scheinst. Das könnte allerdings etwas mühsam werden. Die andere Möglichkeit ist, dass du mit dem Quatsch aufhörst, mir erklärst was hier abgeht und ich dir dann helfe deine Freundin vor den Wissenschaftlern zu befreien.“
Ich sah ihn kurz an und Tat als ob ich nachdenken müsste. Doch eigentlich war die Sache klar, auch wenn es mir nicht passte. Ohne ihn konnte ich Ley nicht retten. Einige Sekunden lang schwierig ich noch, in der Hoffnung den letzten Rest meines Stolzes zu bewahren, bevor ich kapitulierte.
„Schön. Ich brauche deine Hilfe. Wir leben am Meeresgrund. Das Mädchen das gefangen wurde war Ley, unsere Prinzessin. Ich bin ihre Zofe. Sie hatte diese bescheuerte Idee die Menschenwelt zu besuchen und dann ist sie plötzlich ohnmächtig geworden und dann haben diese Hände sie gegriffen und dann warst du da plötzlich und dann- warte Mal, wer bist du eigentlich?“
Ich schnappte nach Luft, da ich mich beim erzählen fast selbst erstickt hätte. Er sah mich ziemlich verwirrt an. „Was ist los? Atme doch einfach normal!“ Ich hatte meine Lunge in der Zeit mit ausreichend Luft versorgt und könnte wieder sprechen. „ Wieso könnt ihr denn bitte nicht sprechen und atmen gleichzeitig.“
Er lachte, während ich ihm böse Blicke zu warf. „Mein Name ist Elias. Ich arbeite für ein Institut, dass die Ozeane erforscht, bin aber ziemlich weit unten in ihrer Hackordnung. Die Bosse des Instituts sind genial, aber dafür ziemlich gefühlskalt. Wenn wir deine kleine Prinzessin nicht retten, werden sie vor nichts zurückschrecken, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen.“
Ich wurde blass. „Was können wir tun?“ „Erstmal fahren wir zu meiner Wohnung und trockenen uns. Dann sorgen wir dafür, dass du normal aussiehst. Und heute Abend machen wir einen Plan, wie wir sie befreien.“
Schnell zog er mich auf die Beine und zu seinem Auto. Dort angekommen drückte er mir ein Handtuch in die Hand. „Du hast immer Handtücher dabei? Wozu?“ Er lächelte fast schon verlegen. „Ich sag doch ich arbeite für ein Meeresinstitut. Ich bin schon öfter mal ins Wasser gefallen, also hab ich mir angewöhnt immer das Nötigste dabei zu haben.“ Mit diesen Worten reichte er mir ein Hemd und stieg ins Auto.
Nach einigen Sekunden zögern, streift ich mein Top in Rekordzeit ab und schlüpfte in das zu große Hemd. Dann öffnete ich die Beifahrertür und ließ mich auf den Sitz fallen.
„Du arbeitest für ein wissenschaftliches Institut. Das heißt du willst forschen und das Meer entdecken. Warum hilfst du mir denn, genau das zu verhindern?“ Eine Weile sagte er gar nichts und starrte auf die Scheibe.
Ich erwartete schon gar keine Antwort mehr, als er plötzlich doch anfing zu sprechen: „Früher wollte ich alles über unbekannte Orte lernen. Ich bin immer noch sehr neugierig. Aber als ich älter wurde, war ich nicht mehr so naiv. Dem Institut geht es nicht um Forschung. Es geht darum, den Investoren so viel Macht wie möglich zu geben. Entdecken wir eine Sensation, stehen sie da, wie Engel. Die Menschen sind bekannt dafür, dass sie aus allem ihren Vorteil schlagen wollen, egal zu welchem Preis. Wenn diese Leute euer Land entdecken… Nicht auszudenken welche Folgen das hätte. Sie würden das Meer platt machen, nur um es zu finden. Und euch würden sie wie Tiere behandeln.“
Ich schwieg. Er tat das um unser Land zu schützen. „Danke. Ohne deine Hilfe hätten wir anscheinend ein riesen Problem.“ Er lächelte mich kurz an und sah dann wieder auf die Straße. Ich beobachtete die Welt, die am Fenster vorbei flog. „Du bist noch nie Auto gefahren, oder?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab meine Welt nie vorher verlassen, bloß viele Bücher über euch gelesen. Das alles in echt zu sehen ist unglaublich. Ich hätte niemals gedacht, dass ich Mal ein Mensch sein würde.“
Elias runzelte die Stirn. „Du klingst aber nicht begeistert, dafür das du immer hiervon geträumt hast.“ „Ich wünschte nur, die Umstände wären anders.“
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Ocean Heart
Short StoryStell dir vor, es gibt eine Welt, unter Wasser, in der Wassermenschen existieren. Eine Welt voller Dinge, die wir nicht verstehen. Klingt das verrückt? Vielleicht. Doch trotzdem ist es wahr. Das ist meine Welt. Und dort hab ich immer gelebt. Bis jet...