Kapitel 1

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„Letzter Aufruf für Flug QF8044 nach Australien. Bitte begeben Sie sich unverzüglich zum Gate A29."

Gedankenverloren starrte ich auf das Flugzeug in das ich gleich steigen werde. Endlich war es so weit.

6 Monate Sonne, Strand und das Meer. Ich freute mich wirklich sehr darauf. Dort werde ich mir natürlich auch einen Job suchen müssen. Das sollte allerdings nicht so schwer sein.

Ich senkte meinen Blick nach unten zu meiner Hand in der sich das Ticket befand. Platz 35C, also ziemlich mittig. An meinem Sitz angekommen, verstaute ich mein Handgepäck im Fach über mir. Neben mir saß ein älteres Ehepaar. Ich schätzte sie auf Mitte 60. Sie unterhielten sich leise, bis die Stewardess in ihr Mikrofon sprach.

Nachdem alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, sprach der Pilot zu uns. Laut seinen Angaben, war es schön warm in Australien, so ca. 29 Grad. Meine Vorfreude wuchs mit jeder Sekunde. Kurze Zeit später befanden wir uns schon auf der Rollbahn. Bereit loszufliegen. Als der Tower das OK gab, hoben wir bereits ab.

Nach einer halben Stunde waren die Stewardessen unterwegs um Getränke auszuschenken. Ich entschied mich für einen Tomatensaft. Normalerweise trinke ich diesen eher selten, aber im Flugzeug schmeckt es einfach viel besser. Nachdenklich schaute ich mir die Gesichter mancher Passagiere an. Mir fiel ein, dass ich mich noch gar nicht bei meiner Familie gemeldet hatte. Meine Mutter war absolut neugierig und machte sich viel zu schnell Sorgen. Also fischte ich mein Handy aus meiner Tasche und schrieb ihr schnell eine Nachricht. Da ich keine Lust auf einen Film hatte, schloss ich meine Augen um ein wenig zu schlafen.

2 Stunden später erwachte ich wieder und sah wie das Essen ausgeteilt wurde. Es gab Pasta oder Hähnchen. Wie immer eigentlich. Vorher wollte ich allerdings noch schnell auf die Toilette. Als ich meinen Toilettengang erledigt hatte, wollte ich wieder in Richtung Sitzplatz laufen. Doch mir fiel auf, dass etwas nicht stimmte. Aus dem Cockpit hörte ich zwei Stimmen lautstark diskutieren. Zu meinem Bedauern nicht auf Deutsch, es klang eher wie Arabisch oder etwas Ähnliches. Mit mulmigem Gefühl lief ich zurück zu meinem Platz.

Ich versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren, ein Magazin oder Buch. Leider funktionierte es nicht wie erhofft.

Ca. eine halbe Stunde später kam eine Durchsage vom Piloten. Es war ein Schrei zu hören und der Co. Pilot fing im Hintergrund an zu lachen. Alle Passagiere waren still. Keiner sagte ein Wort. Plötzlich trat ein Gas aus der Klimaanlage aus und nach kurzer Zeit wurde ich müde.

Erschrocken wachte ich auf und konnte kaum Atmen. Dieser unendliche Husten kratzte so sehr im Hals. Ich riss meine Augen auf und erkannte, dass wir nicht mehr in der Luft waren. Etwas Nasses floss meine Stirn hinab. Mit der Hand fing ich diesen Tropfen auf. Blut. Ich sah mich zu den anderen Passagieren um, alle hatten Wunden in Ihren Gesichtern. Kaum einer war wach. Das Ehepaar neben mir „schlief" ebenso. Meine Hand wanderte zum Hals der Frau. Kein Puls. Eine schreckliche Erkenntnis traf mich. Das Flugzeug wurde entführt. Nur schien es nicht funktioniert zu haben. Vermutlich sind wir abgestürzt. Und zig Menschen wurden verletzt oder sind tot. Die erste Träne lief über meine Wange. Mein Gefühl sagte mir, ich sollte aufstehen, mich aus dem Sitz befreien und weitere Überlebende suchen. Mein Körper bewegte sich jedoch keinen Millimeter. Ich spürte keinen Schmerz, trotz einer Menge Wunden. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es doch, mich aus dem Sitz zu befreien. Ich lief den Gang entlang. Alles war still. Niemand sagte ein Wort. Angst überkam mich. Ich hoffte so sehr nicht die einzige Überlebende zu sein. Ich kam nur langsam vorwärts, denn all meine Gliedmaßen schmerzten. Ich kam nicht mehr dazu, den ganzen Gang entlang zu laufen. Meine Knie gaben nach, sodass ich stürzte. Meine Augen wurden so schwer. Schließlich schlief ich ein. 

Flug mit TurbulenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt