Kapitel 4

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Stunden später kamen wir an einem Wasserfall an. Ich war hundemüde und meine Füße taten weh.
Marian beschloss, dass wir hier die Nacht verbringen würden.

"Kommst du mit mir, Emily? Ich wollte hinter dem Felsvorsprung nach einer Höhle suchen. Vielleicht können wir dann dort schlafen", sprach Marian mit ruhiger Stimme.

"Ja gerne. Ich hoffe, wir finden irgendwann wieder hier raus."

Ich dachte an meine Familie und Freunde. Ich vermisste sie so sehr. Natürlich hätte ich sie auch vermisst wenn ich in Australien gewesen wäre, doch dort hätte man wenigstens skypen können. Hier im Urwald ist absolut nichts dergleichen.

"Natürlich werden wir das. Du musst es positiv sehen. Solch eine Erfahrung wirst du nie wieder machen," holte Marian mich aus meinen Gedanken.

"Äh ja das stimmt schon. Oh guck mal hier, siehst du die Höhle dort drüben?"

"Ja, ich kann sie sehen. Los gehen wir."

Bei der Höhle angekommen, ging Marian direkt rein. Ich hatte viel zu viel Schiss davor und blieb draußen stehen. Was mache ich bloß wenn ein Raubtier drin lebt und Marian zerfleischt? 

Vorsichtshalber rief ich nach ihm.
"Marian, geht's dir gut? Kannst du mich hören?"

Etliche Sekunden später antwortete er erst. Mir fiel regelrecht ein Stein vom Herzen.

"Komm rein, es ist ganz schön hier drinnen."

Langsam tritt ich ein und kam aus dem staunen nicht mehr heraus.Die Öffnung im Fels über uns ließ die Sonnenstrahlen hinein. Rechts neben mir, gab es eine kleine Wasserquelle. Sie war etwas größer als ein Whirlpool.
Es sah einfach toll aus.
Marian grinste über beide Ohren.

"Ich glaube, wir haben unseren Schlafplatz gefunden."

"Oh ja, fühlt sich fast so an, als wären dies ein Abenteuerurlaub."

Je länger wir uns über die Höhle unterhielten, desto lauter knurrte mein Magen.

"Hat da etwa jemand Hunger?"

"Nein, ich weiß nicht wovon du sprichst", entgegnete ich sarkastisch.

"Spaß bei Seite, ich könnte sterben vor Hunger. Wenn wir hier lebend rauskommen, haben wir bestimmt 10 Kilo weniger auf den Rippen."

"Wie gut, dass ich im Flugzeug noch eine Tüte Chips und Schokoriegel gefunden habe. Es ist zwar keine richtige Mahlzeit, aber immerhin was essbares."

"Oh mein Gott, zeig her. Marian, du bist wortwörtlich meine Rettung. Ich konnte die knutschen dafür." Völlig überrascht von meinen Worten schlug ich mir die Hand auf den Mund. So direkt wollte ich jetzt nicht sein.
Peinlich berührt schaute ich auf den Boden. Kurze Zeit später spürte ich seinen Atem vor mir. Er hob mein Kinn mit seinem Finger hoch und grinste bis über beide Ohren.

"Dann tu es doch", war das einzige das ich hörte, bevor sich seine Lippen auf meine legten. Nach kurzer Zeit erwidert ich den Kuss, was ihn erfreute.
Normalerweise bin ich nicht diejenige, die einen Jungen oder Mann nach 2 Tagen einfach so küsst, aber diese Umstände ließen alle Prinzipien über Bord fallen.
Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und vertiefte den Kuss.
Abrupt ließen wir voneinander ab, als wir die rufe der anderen hörten.

"Emily, Marian, seid ihr da drin?"

"Eh ja, wir sind hier." Marian schien ebenso aufgewühlt wie ich. Dennoch lächelte er. Dieses Lächeln verriet mir, dass er es nicht bereute, mich geküsst zu haben. Ich blickte ihm erneut in die Augen. Ein Kribbeln in meinem Bauch war spürbar.

"Wow, die Höhle ist ja super." Harold gelangte als erstes zu uns.
"Ja, absolut. Somit haben wir einen Schlafplatz für diese Nacht."

Ich lief wieder aus der Höhle hinaus um in ruhe nachdenken zu können.
Jedoch blieb ich nicht lange alleine. Marian gesellte sich mit einem Schokoriegel in der Hand zu mir.
Dankend nahm ich diesen an, öffnete und aß ihn.

"Woran denkst du?"

"Ach, ist nicht so wichtig."

"Komm schon Emily. Du kannst es mir sagen." 

"Ich hoffe du hältst mich jetzt nicht für eine Schlampe. Ich weiß es war nur ein Kuss, aber wir kennen uns eben gerade mal 2 Tage."

"Du bist keine Schlampe. Du bist eine wunderschöne, junge Frau, die dieses Unglück zu einem unglaublichen Abenteuer gemacht hat. Sieh die Dinge nicht so ernst. Wer weiß wann wir hier rauskommen. Hab einfach Spaß. Das ist ja nicht verboten", zwinkerte Marian mir zu.

Niemals hätte ich gedacht, dass er das ganze so sieht. Vielleicht sollte ich mich wirklich ein wenig locker machen. Ist ja nichts dabei. War ja lediglich ein harmloser Kuss.
Doch die Schmetterlinge in meinem Bauch sagten mir, dass es ganz und gar harmlos war.

Als es dämmerte, gingen wir wieder rein zu den anderen. Susan und Pete schliefen bereits. Harold las sein Buch und die anderen badeten in der Wasserquelle.

Da ich noch immer sehr müde war, beschloss ich meinen Schlafsack auszubreiten. Ich holte mein Handy heraus und schaute mir Fotos von Zuhause an. Manche ließen mich lächeln, andere wiederum machten mich traurig.
Ab diesem Moment setzte ich mir ein Ziel. Ich werde hier raus kommen,  koste was es wolle. Und ich werde die größtmöglichen Erfahrungen sammeln. Marian hatte Recht. Ich werde mir nicht den Spaß verderben.

Ich wachte plötzlich mitten in der Nacht auf. Marian war es, der sich zu mir legte. Ich drehte mich in seine Richtung und schaute ihm mehrere Minuten einfach nur in die Augen. Diese wundervollen blauen Augen. Sie raubten mir mal wieder den Atem. 

"Versuch zu schlafen, Schönheit. Ich werde morgen früh auch noch hier sein."

Diese Aussage von ihm ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch beben und ich wusste, dass es nicht lange dauert, bis ich ihm verfalle.

Ich schloss meine Augen und fiel in einen traumlosen Schlaf.


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⏰ Letzte Aktualisierung: May 08, 2018 ⏰

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