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Nagut Franzi, hier hast du noch ein Kapitel. Hach, ich bin einfach ein zu netter Mensch! *hust hust...*

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"Ey, Manuel! Wie steht es? Die Streithähne wollen einfach nicht weiterspielen, bis sie es wissen!"

Wir beide guckten etwas erschrocken auf und dann einander an. Verdammt, ich hatte Manu total vom Zählen abgehalten! Schon wurden seine Wangen fleckig und er druckste herum, was den völlig verschwitzten Spieler vor uns aufstöhnen ließ. "Sag mir jetzt bloß nicht, du hast nicht aufgepasst! Man, du musst nicht einmal schiedsen und kriegst es nicht hin-" Er unterbrach sich, als ich aufsprang und mich zwischen sie stellte. Dafür war ich schonmal mutig - oder dumm - genug gewesen, aber jetzt sank auch mir das Herz in die Hose. Der Typ war deutlich größer als ich, was kein Wunder war, da mich wirklich alle Jungs der Klassenstufe überragten, und er war sauer. Unrecht hatte er auch nicht, wir waren unaufmerksam gewesen, aber das konnte man durchaus weniger ausfallend klären! "Es war meine Schuld", stotterte ich schließlich eingeschüchtert und wenig überzeugend, "I-ich hab mit ihm gequatscht und ihn abgelenkt!"

"Na großartig! Und wer trennt die Sturköpfe jetzt wieder voneinander? Die glauben beide, dass ihre Mannschaft gewonnen hat!"

Jemand räusperte sich laut und ungeduldig und ich rechnete schon mit der nächsten Beschwerde, aber es war Micha, der auf uns zukam und sich den Kerl vor uns vornahm. "Und ihr könnt wohl selber nicht ordentlich zählen, oder wie? Sonst wüsstet ihr nämlich, dass ihr unentschieden gespielt habt! Und jetzt hör auf, deinen Frust an anderen auszulassen, verstanden?"

"Unentschieden kann ja jeder sagen!", fauchte der Junge zurück, "Vor allem wenn man Fußball am anderen Ende der Halle spielt!" Er grinste bereits triumphierend, als Micha erst wirklich ausholte. "Zwölf zu zwölf, ihr habt einen Dreierwurf gehabt, einen Freiwurf und vier normale Körbe, die anderen haben vier Freiwürfe gekriegt, zwei normal geworfen und dann noch Alinas Korb, der zählt doppelt wegen den Mädchenpunkten. Fragen? Und ich konnte das als Mittelfeldspieler mitzählen, also sei jetzt ja ruhig und geh zurück und klär das!"

Kurz funkelten sich die beiden noch giftig an, dann drehte der Spieler schnaubend ab und ging zurück zum Rest, die alle schon ungeduldig auf das Ergebnis warteten. Aber das war mir völlig egal! Ohne weiter nachzudenken umarmte ich Micha einfach. "Danke man, du hast uns eben echt gerettet!"

"Kein Ding. Der Typ ist ein Arschloch, da musste ich eingreifen!", grinste er und löste mich vorsichtig wieder von sich. Ich ließ es, wenn auch ein wenig traurig, zu und machte Manu Platz, der ebenfalls aufgestanden war. "Ja, Dankeschön Michael! Hast du wirklich die ganze Zeit zugeschaut?"

Micha zuckte mit den Schultern: "Nö. Das hab ich mir grade ausgedacht. Gut, den Korb von Alina habe ich gesehen, aber ehrlich mal, wenn der so blöd ist und mir das glaubt... Eh, Manuel?"

Ich folgte Michas verwundertem Blick und sah, dass Manu sich die Hand vor seinen Mund hielt. Sofort fing ich an, mir Sorgen zu machen, was jetzt mit ihm sein könnte und wie ich ihm notfalls helfen sollte, doch er prustete nur und lachte plötzlich einfach schallend auf. Ein freies, ansteckendes Lachen, das auch mich zum Kichern brachte. Alles war wieder gut, gemeinsam hatten wir eine weitere Demütigung für unseren neuen Freund verhindert! Und noch besser: Micha gab sich scheinbar endlich einen Ruck und knuffte Manu kumpelhaft, wie er es so oft auch bei mir schon getan hatte. "Hey, wir können uns ab jetzt auch mit Spitznamen anreden, hm? Sorry dass ich so ruppig zu dir war!"

"Schon vergessen", erwiderte der Brünett nickend. Dann bekam auch ich meinen Knuffer samt Frisurenzerstörer: "Und wann sehe ich dich auf dem Feld? Willst du gar nicht mitspielen?"

"Naja", wich ich vorsichtig aus, "nachher vielleicht noch. Ihr seid ja grade genügend Spieler!"

Micha zuckte mit den Schultern und hakte nicht weiter nach, bevor er Kehrt machte und zu seiner Mannschaft zurück ging. Sie begrüßten ihn mit einem Highfive und machten sich dann enthusiastisch an die zweite Halbzeit. Ich seufzte. Ich hätte wirklich gern mitgespielt, aber sie hatten mich am Anfang als Auswechsler bestimmt und noch niemand von ihnen sah so geschafft aus, als dass er bald eine kurze Pause brauchte. Erst recht nicht nach dieser Unterbrechung. Naja, dann musste ich halt am Wochenende nochmal alleine für das Sportfest üben...!

"Fußball, was? Das muss richtig Spaß machen!" Manu hatte sich wieder zurück auf die Bank gesetzt und war wohl meinem Blick gefolgt. Ich lächelte leicht. "Ja, macht es auch. Besser als Basketball jedenfalls. Ich mag Teamsport, auch wenn ich niemals einen Ball zugespielt bekomme, haha!"

Aber er lachte nicht über meinen dahergesagten Witz. Er sah nachdenklich aus. "Wieso nicht?"

"Was, 'wieso nicht?'"

"Warum geben sie dir keinen Ball? Und lassen dich jetzt auch nicht mitspielen? Du bist doch gerade nicht verletzt, oder?" Wieder einmal bewunderte ich, dass Manu im Gegensatz zu anderen nicht einfach dieses wahrscheinlich eher langweilige Thema wechselte oder aufhörte, weiter nachzubohren, sondern so viel Interesse an der Situation und ihren Gründen zeigte. Ich hätte ja auch einfach keine Lust haben können, um so die Doppelstunde Sport zu schwänzen und mit Nichtstun zu verbringen, aber es war beinahe, als wüsste oder vermutete er bereits, dass das nicht der Fall und ich nicht der Typ war, der lieber faulenzte anstatt mitzuspielen. Er... sorgte sich auch um mich... Und das war ein schönes Gefühl!

"Ich bin halt eher schusselig und werde leicht ausgespielt. Das merken die sich und dann will mich niemand wirklich in seinem Team haben..." Hastig fügte ich noch hinzu: "Dass ich Fußball mag heißt nicht, dass ich besonders gut darin bin!" Nicht dass er dachte-, was eigentlich dachte? Dass ich ihn angeflunkert hatte? Wahrscheinlich, obwohl es dazu ja keinen direkten Anlass gab. Nur rechtfertigte ich mich fast immer für Kleinigkeiten, ich hatte mich auch dieses Mal nicht rechtzeitig stoppen können, wie es schien.

Manu wartete noch kurz, als erwartete er mehr. "War das alles?", fragte er schließlich und drehte sich halb zu mir. Ich nickte verdattert. Was wollte er noch hören? Er grinste mich an, stand auf und ballte seine Hände gewinnend zu Fäusten. "'Es geht doch um den Spaß', das hast du eben noch selbst gesagt! Und wenn dir Fußball Spaß macht, dann spiel mit! Die anderen sollen dich ja nicht so kleinhalten, die haben alle schon genügend Zeit gehabt!" Und bevor ich dagegen protestieren konnte, lief er schnurstracks in die Richtung, die ich von unserer Bank die ganze Zeit schon hoffnungsvoll im Blick gehabt hatte. "Jungs! Ähm, lasst Maurice mal mitspielen, okay? Er wartet schon die ganze Zeit!"

Sie schauten einander an und ich rechnete mit Gelächter, doch dann gab einer von ihnen nach, schlug mit mir ein und setzte sich auf meinen ehemaligen Platz. I-ich durfte mitspielen! Auf einmal strahlte ich über mein ganzes Gesicht und nahm mir vor, mich heute extra anzustrengen! Für Manu, dem ich das hier verdankte und der mich jetzt vom Rand aus begeistert anfeuerte. Beinahe kam es mir vor, als hätte auch er einen Brief aus der Zukunft erhalten, um mich ebenfalls vor etwas zu retten. Aber das war nicht möglich! Nicht hier.

Deine Zukunft in meinen Händen (#GermanLetsDado)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt