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Nein... nein...! Was hatte ich falsch gemacht? Ich hatte doch nur gewollt, dass er sich bei mir aussprechen konnte, um nicht mehr alleine unter der Last zu leiden, die auf seinen Schultern ruhte! Wieso schickte er mich dann weg...?

Mein klägliches Stottern wurde von ihm abgeblockt, bis er mich sogar anschrie: "Geh! Verschwinde endlich!"

"Manu...?", flüsterte ich und wollte als letzten Versuch sein unverletztes Handgelenk ergreifen, aber er schlug meine Finger kraftvoll beiseite und drängte mich dann sogar an den Schultern aus seinem Zimmer hinaus. "Geh und vergiss einfach, dass ich dich je hierher gebeten habe!"

Mit dem lauten Knall seiner Tür hatte er spürbar auch die Verbindung zwischen uns gekappt, unsere Nähe und auch unsere Verbundenheit. Warum? Warum nur?!

Ängstlich klopfte ich. "Manu? Es tut mir leid, wenn ich etwas falsches gesagt habe! I-ich wollte d-dich nicht verärgern, o-oder-", meine Stimme brach und ich konnte plötzlich nicht mehr atmen. Alles in mir hatte sich wieder so schmerzlich zusammengeschnürt! Taumelnd wollte ich fliehen, als Monika ihren Kopf aus der Küche streckte. "Maurice? Was machst du denn hier? ...Weinst du?"

"M-manu", schluchzte ich noch mit letzter Kraft, "bitte pass g-gut auf ihn auf..." Dann schleppte ich mich an ihr vorbei nach draußen, schaffte es irgendwie noch auf mein Rad zu klettern und in Schlängellinien langsam nach Hause zu fahren.

Hätte ich Manu etwas anderes sagen sollen? Oder wäre jedes meiner Worte eines zu viel gewesen? Ich wusste es doch nicht! Mein anderes Ich hatte niemals mit ihm über ein ähnliches Thema gesprochen und konnte mir nicht helfen. Er konnte mir nicht einmal raten, wie ich mich am besten bei ihm entschuldigen sollte, ohne direkt ins nächste Fettnäpfchen zu treten!

Zuhause angekommen warf ich mein Rad achtlos beiseite, stürmte in mein Zimmer und schloss mich ein. Ich war nicht nur todtraurig, ich hatte auch große Angst davor, dass Manu sich wieder etwas antun würde! Doch als ich ihn anrufen wollte, legte er sofort auf. Er wollte wirklich nicht mehr mit mir reden...! Ich hatte versagt! Ich hatte auf voller Länge versagt und jetzt hielt mich nichts mehr davon zurück, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.

Etwa eine viertel Stunde später klingelte dann mein Handy unerwartet und panisch nahm ich den Anruf an, ohne überhaupt auf das Display zu schauen. "Manu? Es tut mir wirklich leid, was ich zu dir gesagt habe! K-kann ich bitte versuchen, es wieder gut zu machen?"

"Maurice? Was ist los?", fragte eine verwirrte Stimme zurück und ich riss meine Augen auf. Das war gar nicht Manu! Das war Micha!

"Ist etwas zwischen dir und Manu passiert?", bohrte er besorgt nach, als ich ihm nicht antwortete. Ich nickte hastig, obwohl mein Kumpel das nicht sehen konnte. "I-ich muss irgendetwas falsch gemacht haben u-und d-dann hat er verlangt, dass ich verschwinden soll. Er will n-nicht mehr mit mir reden! Was soll ich tun, Micha?"

Ich hörte ihn am anderen Ende der Leitung sanft seufzen. Bestimmt hatte er das nicht erwartet, als er zum Handy gegriffen hatte. Kurz blieb es noch still, während er überlegte, dann meldete er sich wieder. "Soll ich versuchen, mit ihm zu reden? Vielleicht sagt er mir ja, was mit ihm los ist. Keine Sorge Kumpel, wir kriegen das wieder hin, und wenn wir ihn belagern müssen! Wir werden ihn nicht verlieren!"

Leise stimmte ich seinem Vorschlag zu und dankte Micha. Es tat so gut zu wissen, dass ich noch immer auf ihn zählen und meine Ängste mit ihm teilen konnte, obwohl wir schon lange nichts mehr regelmäßig zusammen unternahmen. Ein wenig besänftigter legte ich auf und starrte aus meinem Fenster hinaus. Wartete. Hoffte. Keine fünf Minuten später schreckte mich mein Klingelton aus meiner versteiften Haltung hoch. So schnell schon? War das ein gutes oder ein schlechtes Omen?

Micha klang niedergeschlagen: "Er hat mit sich reden lassen, aber er war nicht gerade glücklich. Seine erste Frage war, ob du mich geschickt hättest, danach war er nur noch kurz angebunden und hat versucht, mich abzuwimmeln. Tut mir leid."

Ich hatte es vermutet. So leise wie nur möglich versuchte ich mir über die Augen zu wischen und zu schniefen, aber natürlich war ich nicht leise genug. "Maurice? Soll ich vorbei kommen? Dir geht es bestimmt grade beschissen, aber ich kann versuchen, dich wieder ein wenig aufzumuntern!"

"Okay... das ist nett von dir!", flüsterte ich und spürte mein Herz bereits ein wenig ruhiger schlagen. Micha hatte sich auch ein wenig verändert, oder? Er kam mir plötzlich sehr viel fürsorglicher vor und ich konnte mich auch nicht mehr daran erinnern, wann er mich das letzte Mal zum Spaß geboxt oder mir die Frisur zerstört hatte. Ein tröstender Gedanke. Ich war so froh, dass er noch immer für mich da war!

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Die Geschichte ist endlich fertig geschrieben und ich habe mir vorgenommen, sie zur Lesenacht am Samstag vollständig zu veröffentlichen, sollte nichts dazwischen kommen! Genaueres erfahrt ihr dann noch, vermutlich werde ich aber gegen 18 Uhr anfangen! Und bis dahin kommen natürlich auch noch täglich Kapitel, also keine Angst ;) 

Deine Zukunft in meinen Händen (#GermanLetsDado)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt