Zelda? Nicht ganz. (Dark Link)

Kapitel 5

Als Hayley wieder aufwachte, spielte Dark wirklich. Sie erkannte vage den Ort wieder, er musste schon wieder mitten im Spiel sein. Wie lange hatte sie dann geschlafen? Irgendwie wollte sie das nicht wissen. Ihr Kopf brummte, was auf einen langen, alles anderen als erholsamen Schlaf hinwies. Stattdessen schwieg sie einfach noch etwas und beobachtete ihren neu gewonnen Freund beim Spielen, die Präzision, mit der er vorging, ließ sie wie einen Alien wirken, der nicht einmal wusste, was ein Controller war. So gut würde sie niemals spielen können.

Sie bemerkte gar nicht, dass sie ins Leere starrte, bis sie von etwas am Kopf getroffen wurde. Nach dem ersten Schreck erkannte sie ein kleines Zierkissen, das eigentlich auf dem Sessel liegen sollte. Als sie aufsah, starrte Dark sie mit hochgezogener Braue an.

„Wieder wach?“ Sie gähnte kurz und reckte sich.

„Weiß nicht..“ Er lachte bloß und spielte weiter. Kurz sah sie noch zu, dann machten sich ihr ach zu menschlichen Bedürfnisse bemerkbar. Doch als die Blondine die Decke zurückschlug und ihre Beine über den Rand schwenkte, wurde sie von seinen Worten gestoppt. Nicht, dass er sich umgedreht hatte, er spielte seelenruhig weiter, aber seine Worte waren scharf, was sie zurückschrecken ließ.

„Was soll das werden?“ Hayley schluckte kurz, auch wenn sie nicht wusste, warum genau.

„Eh.. Ein Gang ins Badezimmer?“, murmelte sie und Dark schielte kurz zurück. Dann zuckte er mit den Schultern.

„Kipp mir nicht um, sonst werde ich leider gegen unsere Abmachung verstoßen müssen.“ Seine Stimme ließ aber deutlich werden, dass er gar nicht so viel dagegen hätte. Aber die Blondine würde sich hüten, in der Dusche umzukippen. Langsam schlich sie ins Bad und drehte den Schlüssel um, zweimal, mehr aus Trotz als aus Angst.

Das Mädchen im Spiegel war definitiv nicht sie selbst. Die Haare des Mädchens sahen aus, als hätte ein Schwarm Vögel darin genistet und ihre Sommersprossen, die man auch so schon kaum erkennen konnte, wurden von hässlichen, roten Flecken überdeckt. Und das Mädchen starrte Hayley an, als hätte sie tagelang nicht geschlafen. Es dauerte einige Sekunden, bis die Blondine sich selbst erkannte – die Lippen waren zwar etwas blass, aber die Form stimmte, genau wie ihre Augenfarbe und ihre Stupsnase.

Resigniert seufzte sie und drehte die Dusche auf, damit das Wasser warm wurde, während sie sich auszog. Letztendlich duschte sie aber nicht wie jeder andere es getan hätte, sondern setzte sich einfach nur auf den Boden der Dusche und stellte das Wasser wieder kalt, bis es etwa die Temperatur eines warmen Regenschauers hatte.

Viel zu spät bemerkte sie, dass sie ihre Socken noch trug. Dann aber beschloss sie, dass es ihr egal war, und planschte mit den nassen Socken auf dem Boden herum. Ihre Haare wusch sie nur flüchtig, kämmte sie aber danach ausgiebig und flocht sich einen dicken Zopf, damit sie nicht zu wirr wurden, während sie trockneten. Das Mädchen im Spiegel sah jetzt auch schon wieder mehr aus wie Hayley, die roten Flecken waren verschwunden, dafür aber sah man ihre Sommersprossen jetzt deutlicher, da sie sich von ihrer zu bleichen Haut abhoben.

Die Blondine zog die nassen Socken aus und ließ sie schlicht auf dem Boden liegen, dann huschte sie mit übergezogenem Bademantel in ihr Zimmer. Da sie keine Lust hatte, a) das Haus zu verlassen und b) irgendwelche anzügliche Kommentare heraufzubeschwören, zog sie ein langes One-Size-Kleid an, das ihre Eltern ihr einmal aus dem Urlaub mitgebracht hatten. Dann erst ging sie mit ihrem Buch ins Wohnzimmer zurück und setzte sich aufs Sofa.

Entweder hatte Dark nicht mitbekommen, dass sie zurück war, was sehr unwahrscheinlich war, oder er konzentrierte sich so sehr auf das Spiel, dass jegliche Reaktion zu ihrer Ankunft überflüssig waren. Das war dann schon wahrscheinlicher. Hayley zuckte nur mit den Schultern und las weiter im Buch. So vergingen einige stille Minuten, in der nur das Tippen der Knöpfe am Controller und ab und zu das Blättern einer Seite zu hören war.