night

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Müde lasse ich mich auf meine kleine Couch sinken und seufzte tief auf. Ich starre einfach nur in die Leere. Die Sekunden, Minuten und dann schließlich Stunden vergehen kläglich langsam, wie Wasser aus einem zugedrehtem Wasserhahn, Tropfen für Tropfen hinunter fällt, und doch schaffe ich es nicht aufzustehen und etwas zu tun. Aber was denn auch tun? Mir ist nicht langweilig, nein, das ist das falsche Wort, um meinen Zustand zu beschreiben, viel mehr spüre ich nur eine klaffende Leere in meinem Inneren, die mich nicht mehr loslassen will. Sie hält mich fest, mit ihrer eisernen Klaue und zerdrückt mich, Tag für Tag. Und was gedenke ich gegen sie zu tun? Nichts. Ich lasse sie einfach machen. Ich wehre mich nicht.

Schließlich stehe ich doch von meiner kleinen, jedoch bequemen Couch auf, nur um mich in mein Bett auf der anderen Seite des Zimmers sinken zu lassen. Ich mache mir nicht mal mehr die Mühe meine Arbeitsklamotten auszuziehen, knipse meine Nachttischlampe aus und schließe die Augen, damit mich die Dunkelheit einhüllen kann, mit ihrem seidigem, doch auch grässlichem Umhang

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Der Schlaf will mich einfach nicht heimsuchen. Als ich auf die Uhr schaue ist es inzwischen 3 Uhr morgens. Ich setze mich auf und merke wie der Rest von Müdigkeit schwindet. Ohne noch länger darüber nachzudenken, stehe ich auf, ziehe meine Schuhe an, nehme meine Schlüssel und verlasse meine schäbige, kleine Einzimmerwohnung, obwohl ich zugeben muss, dass sie ziemlich gemütlich eingerichtet ist.

Ich gehe einfach vor mich hin. Ich war lange nicht mehr planlos draußen, um ein bisschen spazieren zu gehen, umso mehr genieße ich die ruhige, nächtliche Atmosphäre, welche mich einhüllt, wie ein seidiges Tuch voller schöner, warmer Träume.

Als ich schließlich an einer einsamen, kleinen Brücke ankomme, die verlassen vor sich hin schläft, bleibe ich stehen und trete an das Geländer. Es muss ziemlich einsam sein, eine Brücke zu sein. Jeder läuft über einen. Tausend Schritte, jeden Tag, doch keiner bleibt stehen, bewundert die einsame Brücke, die jeden zu halten scheint. Tausend Menschen laufen jeden Tag über einen, doch trotzdem ist man einsam und allein.

Ich seufze und gucke über das Geländer hinweg nach unten, wo sich das schwarze Wasser des schmalen Flusses, seinen Weg bannt, durch die Steine und Blätter, die sich dort unten ihren Platz teilen. Der Abstand zwischen der Brücke und dem Wasser ist zu klein, als das man sich hier das Leben nehmen könnte und doch frage ich mich, wie es wohl wäre, einen Moment lang zu fliegen.

Ich gehe weiter, ziehe meine Kapuze über meinen Kopf und schaue den Boden an. Schritt für Schritt gehe ich den Weg entlang, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verlieren, wo meine Schritte mich hinführen. Schließlich komme ich an einer Wegverzweigung an. Der Weg schlängelt sich nach rechts weiter und öffnet den weiterführenden Weg, deren länge meine Augen nicht mehr verfolgen können. Aber das Bedürfniss den Weg weiter zu verfolgen habe ich nicht. Stattdessen betrachte ich die hohen Büsche und Bäume. Schließlich finden meine Augen eine kaum bemerkbare Lücke mit einem schmalem Weg. Ich gehe dem nach und finde meinen Weg zu einer kleinen Wiese, umgeben von Bäumen. Aber ein Baum, er steht da einsam am Land, da wo sich Wasser und Land treffen und sanft umarmen. Es ist ein Kirchblütenbaum, wie ich erkennen kann, dessen Blätter in dem seichtem Mondlicht schimmern.

Ich setze mich auf den Rasen, einige Meter von dem Kirchblütenbaum entfernt und sehe hinaus auf den Fluss. Der Mond spiegelt sich darin und lässt das schwarze Wasser nicht mehr so trüb wirken. Für einen Moment schließe ich die Augen, bevor ich mich schließlich nach hinten in den Rasen fallen lasse und hinauf in den Himmel sehe. Es tummeln sich einige Sterne dort oben und teilen sich das Schauspiel mit dem Mond. Wie schön wäre es eines Nachts draußen zu liegen und den Himmel in seiner ganzen Pracht, voll mit Sternen zu sehen. Dieses kleine Glück wird mir wohl nicht vergönnt werden.

Ich liege weiter im Rasen und genieße die Nacht, bis leichte Schritte hinter mir erscheinen und ein leises 'oh' zu hören ist. Verwirrt setze ich mich auf und drehe mich um, denn wer ist an diesem einsamen, kleinem Ort, um diese Uhrzeit hier aufzufinden, als ich einen jungen Mann erblicke. Er steht wie angewurzelt da. Das erstaunen ist ihm in das Gesicht geschrieben.

Plötzlich fängt er an zu lächeln, jedoch sehe ich sofort, dass es sich um ein unechtes Lächeln handelt, und macht den Mund auf. "Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass hier jemand ist.", sagt er und will sich schon umdrehen und den schmalen Weg zurück gehen, doch ich halte ihn zurück. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich habe nach einem Impuls gehandelt und verfluche sogleich meine Menschlichkeit.

"Warte", sage ich also, "Setzt dich doch zu mir.". Er zögert einen Moment, setzt sich aber dann doch in Bewegung und lässt sich neben mich auf den Rasen sinken.

Wir schweigen nur und zum ersten mal ist mir die Gegenwart eines anderen nicht ganz unangenehm. Ich erschwische mich sogar dabei, wie ich diesen Moment der Stille neben einem anderen genieße. Normalerweise stoße ich doch jeden weg, der mir zu nah kommt und verletze die Leute um mich herum und das nur, weil ich nicht mit ihnen klar komme, nicht mal mit mir selbst.

"Was machst du so spät an diesem Ort?", fragt er plötzlich und reißt mich aus meiner Gedankenwelt, die mir schon zu oft zu düster erscheint.

Ich zucke mit den Schultern. "Ich wollte kurz raus gehen und bin hier gelandet. Zufall wird ich sagen." Oder Schicksal.

Aus dem Augenwinkel sehe ich seine Mundwinkel nach oben gleiten, als hätte er das schon unendlich viele Male geübt. Ich drehe den Kopf zu ihm, um sein Gesicht zu betrachten. Sein Lächeln passt zu ihm und doch wirkt es gezwungen, als hätte er keine andere Wahl, als zu lächeln und es den Leuten Recht zu machen.

"Du musst nicht lächeln, wenn du keinen Grund siehst es ehrlich zu meinen.", sage ich gerade heraus.

Seine Maske bröckelt, bis sie schließlich ganz fällt. Er dreht den Kopf zu mir und wir schauen uns einen Moment einfach nur in die Augen, bis er sein Gesicht abwendet und zu dem Rasen zu seinen Füßen schaut. Seine Lippen ziert ein müdes Lächeln, welches aber gleich wieder fällt, als müsse er sich erinnern, nicht mehr zu lächeln, weil er enzwischen nicht mehr anders kann als seine Mundwinkel nach oben gleiten zu lassen.

Wir schweigen wieder. Es ist keine unangenehme Stille, viel mehr eine Stille, die uns beide einhüllt und mit unseren Gedanken alleine lässt.

Seine Stimme durchschneidet die Stille und zum ersten mal nehme ich seine angehneme Stimme wirklich war. "Wie heißt du eigentlich, wenn ich fragen darf?" Er dreht den Kopf zu mir, was ich ihm nachmache. Ist es denn so wichtig den Namen des anderen zu kennen? Es ist nichts weiter als ein unbedeutender Titel, der nichts über uns aussagt.

"Yoongi.", sage ich schließlich. Er sieht mich eine Weile lang an, als müsse er meinen Namen erst richtig deuten. Er dreht den Kopf wieder weg. "Schöner Name.", sagt er und lacht. Dieses Lachen wäre viel schöner, wäre es echt. "Ich bin Hoseok. Schön dich kennenzulernen.", sagt er und lässt sich nach hinten in den Rasen fallen, welches Vorhaben ich ihm mit Vergnügen nach mache.

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Night Talks | Yoonseok ShortstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt