# 6 ehrliche Worte

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Nachdem ich nun Mal wieder den Morgensport über mich ergehen lassen musste, der zugegeben dieses Mal sogar ein wenig Spaß gemacht hat, denn Marvin hat dieses Mal zwei Wasserpistolen mitgebracht und wir haben uns gegenseitig mit dem eisigen Wasser des Sees beschossen. Wegen dem kalten Wasser wollte keiner von uns getroffen werden und so musste ich zwangsläufig rennen. Wir haben getobt wie zwei kleine Kinder und ich habe gequitscht wie ein kleines Kind wenn das Wasser an meine Kleidung kam bis wir schließlich wie zwei begossen Pudel mein Zuhause erreichten. Ich ging duschen und Marvin hat unser Frühstück vorbereitet. Heute gab es Rührei mit Fleischwurst. Wir haben ruhig zusammen gegessen und die Stille genossen, wie ein altes Ehepaar. Anschließend ging es zur Schule, natürlich zu Fuß und das obwohl mein Muskelkater mir so zusetzt, dass ich kaum laufen kann.

Während ich auf dem Schulweg so über mein elendiges Leben und die Veränderungen grübel, erkenne ich wieder diese abwertende Blicke der Mädels auf der anderen Straßenseite.

"Marvin, warum hast du eigentlich keine Freundin? Ich meine, ich habe dich noch nie über ein Mädchen schwärmen hören und ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals mit einer zusammen warst..."

"Die Mädels, die sich für mich interessieren, sind einfach nicht die richtigen. Ich möchte kein Mann sein, der alles mitnimmt was bei drei nicht auf dem Baum ist.
Und was soll ich mit einer Barbiepuppe, die nur an Aussehen denkt und außer Salat nichts zusich nimmt?", höre ich ihn antworten.

"Aber du hälst doch selbst Diät!", rufe ich energisch auf, da mir der Sinn dieser Aussage unverständlich ist.

"Klar tue ich das, aber ich habe auch Hobbies, Freunde, ein Leben. Was haben diese Mädels außer Lästern? Sieh Mal ohne dass ich dir zu nahe treten will, aber Jurlie ist eine lebendig gewordene Barbiepuppe. Da ist einfach nichts echt. Wenn man als Mann etwas anfasst, hat man doch nur Botox und Silikon in der Hand! Ich stehe eher auf natürliche Schönheit. Oder nehmen wir Rubey. Rubey ist mir einfach zu viel Frau!", entgegnet er.

"Was meinst du mit 'zu viel Frau'?", versuche ich dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen.

"Na zu viel Masse! Ich brauche eine Frau, die mit mir mithalten kann, die gern mit mit Sport macht und mit der ich mich unterhalten kann, mit der ich lachen kann und Spaß haben kann. Kannst du dir eine Jurley oder eine Rubey beim Wasserpistolenschießen vorstellen, wie wir es heute gemacht haben? Und jetzt stell dir Mal Rubey vor, wenn sie sich auf meinen Schoß setzt! Ich armer Mann, sage ich da nur!"

Auch wenn ich Martins Ehrlichkeit sehr schätze, bin ich doch sehr verletzt über seine Worte. Ich weiß er würde sowas nicht sagen, wenn er mich nicht zum Abnehmen animieren würde, aber das heißt nicht, dass es nicht der Wahrheit entspricht.

Und während ich Mal wieder in Selbstmitleid versinke, kommt eines der Mädels auf uns zu. Mich irgnoniert sie natürlich komplett. Bei Marvin angekommen, lehnt sich sie nach einen kurzen "Hey" in Marvins Richtung nach vorne und flüstert ihm etwas ins Ohr. 'Hey ich bin auch noch da!' denke ich mir und frage mich wie dreist man sein kann mich nicht einmal zu grüßen.

"Nein, ich bin nicht müde!", ertönt es da von meinem Begleiter.
Während ich noch versuche mir aus dieser Aussage einen Reim zu machen, versucht die Blondine mit ihren Hotpants stotternd etwas entgegen zu bringen.

"Ich meine nicht das Schlafen, sondern den Beischlaf!", sagt nennen wir sie einfach Mal Blondie nach Fassung ringend.

"Ach du meinst Ficken, dann sag das doch auch!" Diese direkte Art von ihm mochte ich schon immer, doch während er nach seinem Satz eine kurze Pause einlegt, sind Blondie und ich beide gespannt auf deine Antwort, denn scheinbar hat die Gute ihm tatsächlich Sex angeboten.

"Dich würde ich nicht Mal mit der Kneifzange anfassen wenn du die letzte Frau auf Erden wärst. Danke, ich verzichte!", beantwortet Marvin dann ihre Frage und löst die im Raum stehende Spannung. Vollkommen perplex stöckelt diese wieder zu ihren Freundinnen. Wahrscheinlich hat sie noch nie einen Korb gekriegt.

"Und bevor du fragst: Bei ihr muss ich mir Sorgen machen, ob ich mir nicht irgendeine Geschlechtskrankheit hole. Wenn sie mir, einem für sie Fremden solch ein Angebot unterbreitet, tut sie es wahrscheinlich bei allen Jungs, die ihrem Beutechema entsprechen, falls sie überhaupt eins hat!"

Wir haben noch nie das Thema Sex angesprochen und mir ist es sichtlich unangenehm, was mein Begleiter, so aufmerksam wie er nunmal ist, natürlich erkannt hat.

"Ach komm schon Cloe! Du bist keine 12 mehr. Du kannst mir nicht erzählen, dass du noch nie über das Thema gesprochen hast geschweige denn dass du keinen Sex hattest! Du bist 17!"

Und falls ich bis jetzt noch nicht im Erdboden versunken bin, hoffe ich jetzt erst Recht die Erde tut sich auf. Zum Glück sind wir inzwischen in der Schule angekommen und die Schulglocke erlöst mein Leiden. Da wir die erste Stunde getrennt Unterricht haben, begeben wir uns auf schnellsten Weg in unsere Klassenräume.

You are too late Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt