You are too late

#2

Es ist Freitagmorgen als ich durch den Klingelterror geweckt werde. Verschlafen schleiche ich in meinem Hello Kitty Schlafanzug zur Tür, um den Übeltäter zur Sau zu machen.
Wenn das der Postbote ist, dann kann der was erleben!

Unten angekommen, reiße ich die Tür genervt auf.
"Marvin, was machst du hier? Es ist noch mitten in der Nacht.", frage ich den Störenfried.

"Keine Zeit für Fragen, du hast jetzt fünfzehn Minuten und stehst gleich hier in Sportkleidung vor meiner Nase.", spricht der lebensmüde Junge voller Tatendrang.
Ich meine, Hallo?? Wir haben bestimmt noch nicht mal sieben Uhr morgens. Was will der Kerl von mir?

Scheinbar sprach mein Gesicht Bände, denn ich erhalte doch tatsächlich eine Antwort auf meine unausgesprochene Frage.
"Wir haben eine Wette laufen, schon vergessen? Ich habe nicht vor zu verlieren, also beweg deinen hübschen Arsch ins Haus und mach was ich dir sage."

"Hübschen Arsch, dass ich nicht lache...."

Ohne zu wissen was mich erwartet, befolge ich seine Anweisung.

Gefühlte Stunden später komme ich mehr Tod als lebendig zuhause an.
Er war mit mir doch tatsächlich am Strand joggen.

Also so habe ich mir die Sache nicht vorgestellt.

Ich mache mich für die Schule fertig und bewege mich langsam zu dem schrecklichen Gebäude.

Der Unterricht verläuft unspektakulär.
Wie immer meiden mich die Meisten. Viele wissen wahrscheinlich gar nicht, dass ich existiere...

Nach dem Unterricht gehe ich mit meinem besten Freund zusammen nach Hause.
Es herrscht eine angenehme Stille, die er aber unterbricht.
"Ich hole dich in zwei Stunden ab. Wir gehen shoppen und keine Widerrede!"
Streng schaut er mich an und ich stöhne direkt. Ich mag es nicht zu shoppen, immer passen mir die Sachen nicht, drücken oder präsentieren meine Fettpolster.
Ich frage mich was er schon wieder vor hat, aber der Strenge Blick zeigt deutlich, dass ich keine Chance habe zu entkommen.
Der Klügere gibt ja bekanntlich nach...

Mit einer Laune auf dem Gefrierpunkt, erledige ich mejne Hausaufgaben und esse schnell eine Kleinigkeit.
Ach was rede ich da? - Es ist eine Kleinigkeit, aber eine sehr ungesunde. Angesichts der Tatsache, dass er mich heute zu Sport getrieben hat, habe ich mir die Chicken Whings aber wohl verdient.
Ich bin noch nicht beim letzten Angekommen, da klingelt es schon an der Tür.
Natürlich erkennt er durch unsere offene Bauweise sofort, was ich gerade gemacht habe. Der Teller steht noch auf dem Tisch.

"Anscheinend muss ich mit dir künftig auch gemeinsam essen...", gibt er wieder seinen Senf dazu.
Na toll, jetzt werde ich noch zum Salatfresser.
"Komm schon, Marvin. Er wird mich eh nie beachten, also warum sparen wir uns nicht die Mühe?" mit einem mitleiderregenden Blick sehe ich ihn an.
"Du hast der Wette zugestimmt. Jetzt musst du sie auch durchziehen."
Wie ich es jetzt schon hasse, aber es hilft alles nichts. Ich habe ihm mein Wort gegeben und werde mich wohl jetzt dadurch quälen müssen.
Ich habe meine Prinzipien und eine davon ist, dass ich zu meinem Wort stehe.