Kapitel 4

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Donnerstag, 04.09.2003

Wie jeden Morgen, wachte Severus Snape um genau 05:00 Uhr auf. Er setzte sich auf und griff nach dem Glas Wasser, welches auf seinem Nachttisch stand. Durch einen Frischezauber, der den Inhalt kühl und spritzig machte, entleerte er das kühle Nass in einem Zug und machte sich auf den Weg ins Bad.
Um richtig wach zu werden, ließ er einige Sekunden lang kaltes Wasser über seinen nackten Körper laufen. Mit routinierten Bewegungen schäumte er sein Haar ein, wusch sich an jeder Stelle seines Körpers und entspannte sich. Er genoss jeden Tropfen des warmen Wassers. Damals, als er noch als Spion für den dunklen Lord diente, waren solche Dinge wie eine einfache Dusche, eher spärlich gesät. Wenn man, wie Severus Snape, jede Sekunde damit rechnen musste gerufen zu werden, blieb einem dieses simple Gut nicht verwehrt. Ein schneller Reinigungszauber hatte es getan. Eher schlecht als recht, musste er zugeben.
Nachdem das Wasser abgedreht war, stieg er aus der großen Dusche und betrachtete sich einige Minuten lang im Spiegel. Sein Körper hatte sich, nach dem Krieg, sehr verändert. Hier und da sah man einige Narben, die den Folterflüchen des dunklen Lords zu verdanken sind. Der Cruciatusfluch war einer seiner Lieblingsflüche, neben des altbekannten Todesfluches natürlich. Je nach Gemütslage, ließ er sie auf seine Anhänger frei. Auch Severus Snape blieb von ihnen nicht verschont. Seine Hand wanderte zu seiner Kehle, auf der die Bissspuren von Nagini noch deutlich zu erkennen waren.
Ein tiefer Seufzer entwich ihm. Trotz allem war er mit seinem Körper relativ zufrieden.
Mit stabloser Magie ließ er sich seine Roben zuschweben. Ein kleiner Spruch und auch sein Haar war trocken.

Auf dem Weg in die große Halle bemerkte Severus, dass ihm jemand folgte. Abrupt drehte er sich um und blickte in das verwirrte Gesicht von Sybill Trelawney. "Was, bei Salazar, willst du von mir, Trelawney? Ist dir eine deiner bescheuerten Kugeln auf den Kopf gefallen?" "Se-Severus, i-ich hatte eine Vi-Vision... von d-d-dir und einer Frau. E-Eine w-w-wunderschöne Frau war sie, ja ja... aber du musst vorsichtig sein! Ein d-dunkler Fluch liegt auf ihr. S-sehr dunkel, t-t-tiefe schwarze Magie..." noch bevor Sybill Trelawney ihren Satz beenden konnte, bildete sich ein hellblaues Licht um sie herum. Nebel bildete sich, und mit einem Mal wurde es eiskalt. Ihre Augen verdrehten sich und lediglich ihr Mund blieb leicht geöffnet. Wie in Trance, sprach sie einen Singsang...
"Nur der, dessen Absichten rein sind, kann den Fluch brechen. Ist das Herz rein, die Absichten ehrlich und die Liebe echt, so wird der Fluch gebrochen. Eine Lüge kostet ihr höllischen Schmerz, ein Verrat den Tod..."

So, als wäre nichts passiert, stand sie wieder vor ihm. Das Licht und die Kälte waren verschwunden. "Oh, guten Morgen, Severus. Wieso starrst du mich so an? Und wieso stehen wir hier, mitten auf dem Gang? Ich würde gerne zum Frühstück in die große Halle. Wenn du mich bitte durchlassen würdest...?" Sie zwang sich an ihm vorbei und ging in die große Halle.
'Was war das denn? Hat sie jetzt völlig den Verstand verloren? Hexen und Wahrsagerei - eine gefährliche Mischung! Umbridge hätte dieses durchgeknallte Wesen damals des Planetes verweisen sollen...!' Mit diesen Gedanken begab auch er sich in die große Halle.

"Hallo, Severus. Ist alles in Ordnung? Sie sehen etwas besorgt aus." Hermione legte ihren Kopf schief und schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Trelawney" war alles, was er unter einem Zähneknirschen herausbekam.
"Ach! Hermione, Severus, ich müsste euch um einen Gefallen bitten! Ich habe am Samstag einen wichtigen Termin mit zwei Auroren. Könntet ihr die Aufsicht des Hogsmeadausfluges übernehmen? Der Termin ist wirklich sehr wichtig. Als Schulleiterin von Hogwarts kann ich leider niemand anderes schicken."
Sowohl Hermione, als auch Severus blickten auf Minerva McGonagall, die von ihrem Platz aus in die Richtung der beiden sprach. "Gerne, Minerva." antwortete Hermione. Severus atmete einmal tief durch, bevor auch er zustimmte. "Selbstverständlich, Minerva."

Sein Unterrichtstag verging schnell, sodass er sich am Abend mit einem Buch und einem Glas Feuerwhisky vor den Kamin setzen konnte. Er genoss die Ruhe und konzentrierte sich nur auf das Prasseln des Kaminfeuers. Er dachte an die seltsame Begegnung mit Trelawney heute morgen. Er wusste, dass fast alles, was von ihr kam, Unsinn war. Er und aufrichtige Liebe? Wer würde die alte Kerkerfledermaus wollen? Tatsächlich gab es jemanden, den er besitzen wollte... ja, besitzen. Er wollte sie. Für sich.

Ein zaghaftes Klopfen holte ihn aus seinen Gedanken zurück in die Realität. Er wunderte sich, wer ihn jetzt noch aufsuchen könnte. Bereit, eine seiner Schimpftriaden auf den unbekannten Klopfer loszulassen, öffnete er genervt die Tür.

Sein Ärger verflog, als er sah, dass Hermione vor seiner Tür stand. Ihre rechte Hand hielt ihren linken Unterarm fest. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, Tränen rannten über ihre rosigen Wangen. "Severus... es tut wieder weh, es hört einfach nicht auf!" Sie sackte in sich zusammen, doch Severus fing sie im letzten Moment auf.
Er trug sie auf seine Couch und betrachtete ihren Unterarm. Seine Augen weiteten sich geschockt, als er die blutende Narbe sah. 'Mudblood' war tief in ihre Haut geschnitten.
Gerade, als er Poppy Pomfrey in seine Räume flohen wollte, hielt er inne.
"Nein... das kann nicht sein...!" Sprach er wütend.
Plötzlich erinnerte er sich. Er erinnerte sich an die Nacht im Malfoy Manor, als der dunkle Lord wütender war, denn je. Er erinnerte sich an Worte... Worte von Bellatrix Lestrange.

Mudblood CurseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt