Kapitel 6

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Freitag, 05.09.2003

Severus beobachtete Hermione, während sie auf seiner Couch schlief. Nachdem sie gestern Abend vor seiner Tür stand und daraufhin zusammenbrach, verabreichte er ihr eine Phiole des traumlosen Schlafes, gemischt mit etwas Schmerzmittel.
Ihr Brustkorb hebte und senkte sich regelmäßig. Ihre Gesichtszüge waren entspannt, ihr Mund leicht geöffnet. Einige ihrer wirren Locken hingen durch ihr Gesicht.
Severus streckte seine linke Hand aus und strich ihr behutsam über die Stirn. Wie konnte er ihr nur helfen? Medihexen und Heiler sind, was solche Flüche betreffen, oft machtlos.
Er legte seine Stirn in Falten und musterte die schlafende Hexe vor sich. Eine plötzliche Welle der Eifersucht überkam ihn. Sie hat sich verliebt haben müssen, so viel war klar. Aber in wen? In einen Kollegen? Einen Muggelfreund? Einen ehemaligen Schulkameraden? Er war froh, dass er wenigstens Ronald Weasley ausschließen konnte. Der Tagesprophet hatte damals berichtet, dass die beiden kein Paar mehr waren. Spekulationen kamen auf, denn Rita Kimmkorn schlachtete jedes noch so kleinste Detail aus. Als Hermione dann drohte, und darauf waren alle Leser des Tagespropheten stolz, Rita zu verhexen, gab diese nach und verfasste einen Artikel darüber, dass es für Das Goldene Trio wohl das Beste sei, nur Freunde zu bleiben.

Severus nippte an einem Glas Feuerwhisky, als ihm eine Idee aufkam. Er beschwor einen Tempuszauber, da er nicht wusste, wie viele Stunden nach ihrem Eintreffen vergangen waren. 03:42 Uhr. 'Das wird den alten Lucius schon nicht umbringen' sagte er sich selbst, als er sich Pergament und eine Feder schnappte, und anfing, einen Brief zu schreiben....

Lucius,
Ich bitte um Verzeihung, dich zu so einer späten Stunde noch zu stören. Allerdings ist mein Anliegen von höchster Dringlichkeit.
Ich muss schnellstmöglich nach Askaban, um mit Rabastan Lestrange zu sprechen. Zumindest mit dem, was von ihm noch übrig ist. Anschließend muss ich seine alten Räumlichkeiten des Lestrange Manors durchsuchen.
Alles weitere erkläre ich dir in Ruhe.

Severus T. Snape
Tränkmeister und Professor der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei

"Bring dies bitte, so schnell es geht, zu Lucius Malfoy." sprach er zu der kleinen schwarzen Eule, die mit weit geöffneten Augen auf der Fensterbank saß. Mit einem Flügelschlag war sie verschwunden und flog in das tiefe schwarz der Nacht.

Mit leisen Schritten ging er zurück zu seiner Couch, um Hermione zu beobachten. Sie schlief, nach wie vor, tief und fest. Er hoffte, dass sie keine Schmerzen hatte. Er sah sie an und musste feststellen, wie wunderschön sie war. 'Du hoffst doch, dass du derjenige bist, in den sie sich verliebt hat. Mach dir nichts vor, alter Mann. Was würde sie von dir wollen? Du hast ihr das Schulleben zur Hölle gemacht und ihr Punkte abgezogen, die sie nie mehr hätte aufholen können.' ein heftiges Kopfschütteln folgte auf seine Gedanken.

Severus blieb bis zum Morgen wach und ging sicher, dass Hermione schlief. Als sein Tempuszauber 06:00 Uhr aufzeigte, setzte er sich neben die schlafende Hexe. Sanft strich er über ihre Schulter. "Hermione, wachen Sie auf." Alles, was er als Antwort bekam, war ein mürrisches Knurren. "Sie sind also kein Morgenmensch, wie ich sehe. Kommen Sie, wachen Sie auf. Sie wollen sicher duschen gehen und frühstücken." Was als nächstes geschah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Hermione bettete, noch immer ganz verschlafen, ihren Kopf auf seinen Schoß und griff mit beiden Armen um seinen Körper. Überfordert mit der Situation, versteifte er sich.
Eine wohlige Wärme breitete sich in seinem gesamten Körper aus. Er schloss seine Augen und genoss die Berührungen der schlafenden Hexe.

Es dauerte nicht lang, als Hermione aufwachte und sich bewusst darüber wurde, was sie da gerade tat. Abrupt ließ sie von ihm ab und setzte sich auf. "S-Severus, es tut mir leid, ich wusste nicht..." "Ist schon in Ordnung, Hermione. Ich habe versucht Sie zu wecken, aber Sie scheinen wirklich kein Morgenmensch zu sein. Sie können mein Bad benutzen, wenn Sie duschen möchten. Ich werde gleich mit Ihnen etwas Wichtiges besprechen müssen. Aber nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen." Severus hielt ihr eine Hand hin, damit sie sich aufsetzen konnte. Verlegen und noch immer ganz schläfrig brachte sie nicht mehr als ein kleines "Danke" heraus.

Als Hermione frisch geduscht in das Wohnzimmer kam, bot Severus ihr eine Tasse Tee an. "Bevor wir zum Frühstück in die große Halle aufbrechen, muss ich mit Ihnen sprechen. Über das, was gestern passiert ist und über das, was Sie wissen sollten. Damals, als Bellatrix Lestrange sie gefoltert hat, hat sie Sie in gewissermaßen verflucht. Nicht sie selbst, sondern das Messer, mit welchem sie Ihnen" er strich vorsichtig über ihre Narbe "diese Narbe in die Haut geschnitten hat. Ich werde Ihnen jetzt eine Erinnerung von mir zeigen. Denken Sie daran, dass Bellatrix bereits tot ist. Dies ist nur eine Erinnerung. Ich bin bei Ihnen, Hermione. Schließen Sie die Augen." Er nahm ihre Hände in die seine und ließ die Erinnerung an dem Tag im Manor Revue passieren.

"Ich bin also verflucht... und es gibt keinen Gegenfluch. Ich werde langsam und qualvoll sterben, richtig?" Tränen bildeten sich in ihren braunen Augen. "Nein, Hermione. Ich habe heute Nacht bereits Lucius Malfoy geschrieben. Ich werde nach Askaban gehen und versuchen, etwas aus Rabastan heraus zu bekommen. Danach werde ich seine alten Wohnräume im Lestrange Manor auf den Kopf stellen. Vielleicht gibt es Aufzeichnungen, die mir dabei helfen können, einen Gegenfluch zu entwickeln. In der Zeit werden Sie Schmerztränke von mir bekommen. Außerdem trage ich Ihnen eine Salbe auf, die das Brennen lindert. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange ich dafür brauchen werde, aber ich werde alles mir Mögliche tun, um Ihnen zu helfen. Ich schaffe das schon." Seine Stimme klang besorgt. "Wir, Severus. Wir werden das schaffen. Mir ist nicht klar, wieso Sie mir helfen, aber... ich bin Ihnen dankbar. Mehr, als Sie sich vorstellen können."
Ihre zarten Finger legten sich um sein Gesicht. Unsicher bewegte sie ihren Mund auf seinen zu. Kurz bevor ihre Lippen aufeinander trafen, hielt sie zaghaft inne, als würde sie um Erlaubnis bitten. Als hätte Severus dies gewusst, nickte er leicht.
Ihr Mund berührte seinen.
Sie küsste ihn.

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