Worte von früher

1K 91 6
                                    

Sirius lächelte und las offenbar einige Zeilen erneut, sichtlich erfreut. "Was hast du?", fragte Remus, "Wieso soll ich warten?" Der Schwarzhaarige sah auf und Remus konnte zu seiner vollsten Verblüffung einen Hauch Farbe auf Sirius' Wangen erkennen. Auch, wenn es nur einen Moment anhielt, er hatte es gesehen.

"Das Zeug hier ist Fünfzehn Jahre alt", eröffnete er. "So alt wie wir", stellte Remus verblüfft fest. "Ja. Und vor 15 Jahren haben sich hier zwei Liebende getroffen, um zusammen sein zu können", fuhr er fort.  Remus sah sich kurz in der verdreckten, zerfallenen Hütte um. Es war nur sehe schwer vorstellbar, dass sie einst wirklich schön gewesen sein konnte und regelmäßig genutzt worden war.

"Und- es waren zwei Männer." Remus wandte seine Blick von den verfärbten Wänden ab und schaute zu Sirius, welcher noch immer etwas lächelte. Sofort spürte Remus, wie in seine eigenen Wangen das Blut schoss. "Es ist schön", antwortete er schließlich zaghaft.  Sirius öffnete die Lippen als wolle er noch etwas hinzufügen, doch schloss sie wieder und nahm sich neugierig ein Notizbuch hervor und steckte die Nase hinein. Remus beobachtete ihn einen kurzen Moment, war aber nun selbst noch neugieriger geworden, in welcher Vergangenheit sie gerade gruben. Und  so nahm er sich auch die Briefe. Zwei Männer haben sich hier geliebt.

Wieder herrschte vollkommene Stille zwischen ihnen, bis Sirius erschrocken die Luft einsog. Remus sah auf. Blankes Entsetzen spiegelte sich auf dem Gesicht des Freundes wieder. "Was- steht dort?", erkundigte er sich leise.  Sirius blinzelte, bevor sich ein beinahe neutraler Ausdruck auf sein Gesicht legte. "Sie mussten sich hier treffen, um sicher zu sein. Die Gesellschaft hat sie nicht akzeptiert, und ihre Familien auch nicht." 

Remus schluckte schwer. "Aber sie haben einen Weg gefunden trotzdem beieinander zu sein. Sie- haben es geschafft." "Nein", sagte Sirius.  Remus legte die Briefe ab und rutschte zu Sirius, wobei er eine ordentliche Ladung Staub aufwirbelte. Juli gab einen leisen Ton von sich und kratzte sich an der Seite.  "Was ist geschehen?", fragte Remus, sich nicht wirklich sicher, ob er das denn wissen wollte.  "Einer der beiden wurde angegriffen. Sie haben ihn tot geschlagen."

"Geliebter Friedrich,

nun, wo du nicht mehr unter uns weilst, hat mich das Gefühl erklommen, selbst bereits auch verstorben zu sein. Sie töteten dich für den Menschen, der du warst- und dafür, dass du einen Mann liebtest. Einen einfachen Mann, wie mich. Und nun musstest du viel zu früh von mir gehen.

Ich besuche unsere Hütte ein letztes Mal, denn alleine fühlt es sich nicht nach etwas besonderem an. Alleine, da ist es hier wie ein Gefängnis in der freien Natur. Und es fühlt sich taub an, als stände die Welt um mich herum still. Ich habe mein Gefühl für die Zeit verloren, denn es gibr kein Hier und Jetzt, ohne dich. Nur eine Vergangenheit mit dir, und es bringt mich um. Jede einzelnde Erinnerung schmerzt unendlich, seit ich dich vermissen muss, mein zweites Herz.

Und ich möchte unsere gemeinsamen Stunden lassen, dort, wo sie ihren Platz einst fanden. In den Tiefen des Waldes, in unserem Versteck. So werde ich alles an diesem Ort zurücklassen. Denn wir teilten all diese Dinge, die nun vielleicht auf Ewig unter der Klappe im Boden verweilen werden, und alleine fühle mich nicht würdig sie zu halten. Es ist mit Schmerz verbunden, und es tut mir leid, nicht so stark und unzerbrechlich sein zu können, wie du es einst warst.

Wo auch immer du nun bist, wenn du meine Worte lesen kannst, dann möchte ich, dass du weißt; Ich liebe dich. Von ganzem Herzen, über den Horizont unf die Meere hinfort, bis ins Universum und wieder zurück hier her, zu mir. In diese kleine Stadt. Ich werde dich nicht vergessen. Und niemals aufhören können dich zu lieben, so lange ich lebe. Niemals.  Du fehlst mir, du fehlst an jedem Tag, in jedem Moment. Ich vermisse dich, deine Stimme, deine Nähe. Und am meisten vermisse ich dein Lächeln, dass mir immer sagte "Alles wird gut, hab nur keine Angst." Auch, wenn es sich täuschte.

In ewiger Liebe,

H.H.

Die beiden Jungen schwiegen sich an, während sie Bücher und Briefe nach einander ordentlich zurück in die Öffnung im Boden beförderten. Die Worte, die Sirius laut gelesen, lagen in der Luft wie ein schweres Gewitter, und sie wussten beide, dass sie nichst anderes waren als Eindringlinge. Sirius nahm schließlich Julis Leine und führte sie nach draußen. Die Hündin sah ihn aus ihren warmen, dunklen Augen beinahe mitleidig an, bevor sie an ihrer Leine zog, als wolle auch sie fort von diesem Ort der Vergangenheit, zurück in die Stadt. Remus folgte ihm, Sirius vernahm den gleichmäßigen Takt seiner Schritte ein paar Meter hinter sich.  Ein Teil in ihm hatte das große Bedürfnis zu reden, alleine, um dieses Schweigen zu durchbrechen, das ihm so viel Platz für seine Gedanken gab. Und die andere Seite mochte am liebsten den gesamten Tag bis zur Nacht noch still schweigen.

Er blickte kurz zu Remus zurück, nur dieser sah nicht einmal nach vorne, während er lief. "Lass deinen hübschen Kopf nicht immer hängen", meinte er und der Größere fuhr herum. "Hm?" Sirius glitt ein Lächeln über die Lippen als er den kleinen Schrecken in Remus' Augen erkannte. "Du sollst deinen hübschen Kopf nicht immer gesenkt halten, es macht dich schwächer als du bist."

Eine eiserne Regel, die man ihm über die Jahre hinweg eingebleut hatte. Remus wiegte den Kopf von einer Seite auf die andere und Sirius glaubte ein zaghaftes Lächeln zu entdecken.  Nur wieso sagte er dies zu ihm? Weil es eine ungeschriebene Wahrheit war und Remus in seinen Augen alles andere war als schwach? Oder er hatte außerdem die Stille durchbrechen wollen.

"Lass mich trotzdem in Ruhe", meinte Remus und sah nun stattdessen links an Sirius vorbei. "Warum?"  Er blieb stehen und Juli drehte sich erwartungsvoll zu ihnen um. "Die Sachen in der Hütte waren heftig, okay?"  Ja, ja, das waren sie gewesen.
"In Ordnung." Und somit sollten sie schweigend den Wald verlassen. 

Als sie wieder in die Stadt kamen spürte Sirius eine erdrückende Müdigkeit auf sich ruhen und er musste es sich verkneifen ausgiebig zu gähnen. Ein langen, ausdauernden Weg hatte er für sie ausgewählt und an normalen Tagen stellte das für ihn keine Probleme da, nur der Infekt schien ihm noch immer etwas nachzuhängen, was auch Remus nicht ganz verborgen blieb: "Alles- okay?" Sirius lächelte kurz: "Ja, Remus. Es ist alles gut." Er mochte es nicht, wenn andere ihn durchschauten, auf eine seltsame Art machte ihn das schrecklich nervös. Nur noch verwerflicher war es an diesem Tag allerdings, dass Remus ihn nicht wirklich aus der Ruhe brachte. Vor dir ist das nicht so schlimm.

_______________________________________
Hey, ich sitze gerade draußen an einem Fluss und habe endlich (!) dieses Kapitel beendet. Irgendwie hatte ich meine Schwierigkeiten damit, ich kann nur nicht erklären, wo sie lagen. Natürlich hoffe ich dafür um so mehr, dass es euch gefallen hat! <3

Gestern kamen wieder viele neue Votes und Benachrichtigungen, dass meine Geschichte in Leselisten hinzufügt wurde. Ich hab mich sehr, sehr darüber gefreut! *-*

Ich wünsche allen, wann auch immer ihr das lest, noch einen wundervollen Tag! <3




Zwei Seelen | Wolfstar FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt