35. Kapitel

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Erwartungsvoll sah ich ihn mir an. Jederzeit könnte ich aber auch die Tür auf seinen Gesicht schließen. "Was willst du?" sprach ich kalt. "Wie geht's Zara?" entgegnete er mir rasch. Aus seinem Augen sah man die Trauer und Sehnsucht. Jedoch hieß es für mich nicht, dass er ihre Tochter vermisst oder lieb hat. Wo war er die verdammten Jahre? Was hat er sich gedacht, als er plötzlich spurlos verschwunden ist? Hat er etwa sich vorgestellt, irgendwann wieder mal aufzutauchen und nach ihre Tochter zu fragen? Nein das geht überhaupt nicht! Nicht bei mir! Plötzlich sprach hinter mir Ali " Wer ist gekommen?" Ich ging zur beiseite, sodass er noch Cemal abi sehen konnte. Seine Reaktion war nicht anders als meine. Nur er war noch höflicher und ruhiger. "Kann ich sie nur einmal sehen?... Bitteee?" Dabei sah er abwechselnd einmal Ali dann mich an. Seine Augen bestand viel aus Leid, Kummer,  Sehnsucht,  Bereuung und vieles mehr. Mein Bruder, mein eigenes Fleisch und Blut so zu sehen, zerbrach mein Herz. Egal was er angetan hat. Doch trotzdem könnte ich ihn nicht so einfach Zara herzeigen. Warum auch? Wenn sie sich wieder sehen. Wenn Zara ihr Vater nach langer Zeit sieht, wird sie Nervenzusammenbruch haben. Denn ich weiß genau. Für ein kleines Mädchen ist es nicht leicht, nach langer Zeit wieder ihren Vater zu begegnen, doch dann wieder ihn nie zu sehen. Nie. Und für ein sechsjähriges Mädchen erst garnicht!  "Geh weg hier! Zara soll dich nicht sehen! Sie schläft jetzt auch!" sagte ich nach einige Schweigeminuten kalt. "ich will sie nur von der Weite sehen, mehr will ich auch nicht. Bitte.. Lass mich.. Lass mich sie einmal im Schlaf zu sehen. Ich versprech es dir dann werde ich für immer verschwinden und nie auftauchen!" "Nein habe ich dir gesagt!!" dabei versuchte ich die Tür heftig zu schließen, als er mit seinem Fuß dazwischen ging und mich total schockiernde Worte traurig aussprach: " Ich habe Krebs!!!"

**Sicht von Kübra**

Ein Fehler. Und alles wurde zerstört! Mein Leben drehte sich 360 Grad um. Ich bin in einem Loch stecken geblieben, wo es einfach keinen Ausweg gibt! Abhauen kann ich mir sowieso durchstreichen. Ich bin schwanger. Doch niemandem habe ich es mitgeteilt. Sogar nicht einmal meinen eigenen Ehemann! Wenn man ihm natürlich als 'Ehemann' bezeichnet. Ein Mann, der jede Nacht spät am Abend besoffen kommt, seine Frau bis zur Tode schlägt und ungewollt missbraucht. Einerseits ist es mir klar. Das hier ist meine Prüfung. Aber nicht so! Es ist schwer auszuhalten. Meine Eltern sagten mir er wäre sehr religiös und ein anständiger Mann. Das war er mal zwar am Anfang, doch einen Monat später nach der Hochzeit hat er sich total geändert. Er betet nicht mehr, geht nie zur Moschee und verweigert sogar die rituelle Waschung. Mit meiner Schwiegereltern bin ich zufrieden. Sie sind die perfekten Eltern die man sich wünschen kann. Aber er. Mein Ehemann Ömer. Ich erkenne ihn kaum mehr. Wie kann sich nur ein Mensch plötzlich grundlos ändern? Wie nur? O Allah bitte hilf mir. Ich will meinen alten Ehemann zurück! Plötzlich wurde es an der Tür heftig geklopft. Ich lief rasch zu Tür und öffnete es, wobei Ömer mich gleich zurück schubste und ich meinen Gleichgewicht verlor dann nach hinten fiel. Dann begann er noch dazu mich mit Beinen zu schlagen. Ich betelte ihn dafür, dass er aufhören soll. Nicht weil ich Schmerzen hatte sondern weil ich um mein Baby Sorgen machte. Nach einiger Zeit  wurde vor meinem Augen ganz schwarz...

Es pochte mein Kopf extrem. Als würde er jederzeit rausspringen. Mein Bauch tat mir auch weh. Ziemlich viel sogar. Plözlich fiel mir mein Baby ein. Wo war ich? Ging es meinem Baby gut? Es war überall schwarz nur  Stimmen konnte ich hören. Wo war ich verdammt? Schwer tat ich meine Augen auf. Erst jetzt realisierte ich, dass ich in einem Krankenhaus war. Eine Krankenschwester gab mir Spritze. Was war denn passiert? Doch dann fiel es mir wieder ein. "Was ist passiert?" murmelte ich. "Glückwunsch Frau Taskin, es ist nichts Schlimmes passiert. Sie hatten nur einen Nervenausbruch. Ihnen und ihr Baby geht bestens." sagte die Schwester lächelnd und verschwand dann auch. Ich sah mir Ömer an, der neben mir saß. Ich hatte das Gefühl, das seine Augen strahlten. War er etwa glücklich Vater zu sein? Vielleicht. Aber auf seine Vaterschaft würde ich bezweifeln.

Am Abend wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Seitdem hatte Ömer mit mir kein einziges Wort gewechselt. Jedoch ging diese Strahlung in ihrem Augen nicht. Er war auch irgendwie komisch, netter, hilfsbereiter als sonst. Als wir Zuhause ankamen, setzte ich mich mithilfe von Ömer auf die Couch. Ich hatte immernoch Schmerzen an dem Unterleib. Er überreichte mir ein Handy, Samsung Galaxy S 3. Fragend sah ich ihn mir an. " Ist für dich. Damit kannst du wem du willst anrufen und ich werde dich immer anrufen. Also lass es immer an." Ich nickte nur. Somit ging er raus aus dem Haus. Ich schaltete das Handy ein und checkte zuerst meine Nummer. Hey, warte mal! Das war doch meine alte Nummer? Er hatte es nicht weggeschmiessen. Das hieß Merve und Fatima waren eingespeichert. Seitdem Hochzeit haben wir nie miteinader telefoniert. Mit Merve ein wenig aber mit Fatima überhaupt nicht. Wir hatten leider keinen Kontakt mehr. Ich rief schnell Fatima an. Doch sie ging nicht ran. Hintereinander versuchte ich öfter. Trotzdem hob sie nicht auf. Enttäuscht hörte ich damit auf und wählte dann Merve's Nummer. Mit ihr redete ich  sehr lang. Bis mein Akku zu Ende ging. Immer wieder musste ich ihr Lügen erzählen warum wir uns nie treffen. Diesmal war meine Ausrede meine Schwangerschaft. Glücklicherweise kaufte sie  es mir ab. Nun lag ich auf meinem Bett. Ömer war noch immer nicht gekommen. Eigentlich wie immer. Doch plötzlich hörte ich ein Türgeräusch und Ömer kam rein. Ich tat so als würde ich schlafen. Doch dann mit einem Auge beobachtete ich ihn. Er zog seine Pyjama an und legte sich auch zu mir hin. Dann tat er was mich wirklich sehr schockte! Denn er umarmte mich! Ömer umarmte mich nach langer Zeit wieder!! Ich reagierte nicht auf seine Umarmung sondern tat so als würde ich wirklich schlafen. Außerdem hatte er auch diesmal nicht getrunken oder gekifft, denn er roch ganz normal. Ich weiß nicht was mit ihm los war, veränderte er sich etwa wieder in den alten Ömer? Ya Allah bitte, ich wünsche mir das so sehr! Mit diesem Gedanken schlief ich dann wirklich irgendwann ein.... 

** Ali's Sicht**

Ihr Flossen die Tränen wie ein Wasserfall. Sie hatte kein Ende. Sie zerbrach mich innerlich so sehr. Wir standen immernoch an der Tür. Als Fatima das gehört hatte, brachte sie plötzlich in Tränen aus. Ich umarmte sie ganz stark und drückte sie fest an meiner Brust. Cemal abi sah uns traurig, bereuend an. Konnte es sein, dass er wirklich alles bereute? Wirklich aber? Man könnte nicht sicher sein. Wir könnten ihn nicht einfach so Zara herzeigen! Da gab ich Fatima Recht. Ein kleines Kind könnte so ein Hieb nicht nehmen und es ein Lebenlang ertragen. Das geht nicht, sie ist ganz klein dafür. 

"Geh weg abi, geh bitte einfach weg!" sagte Fatima letztendlich als sie sich beruhigen konnte. Darauf  nickte er nur und drehte sich um, um zu gehen. Plötzlich erklang eine kindische Stimme hinter uns.

"Papaaaa?" 

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