#10 - Der Sinn von allem.

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Nachdem ich die Bücher in meinem Zimmer verstaute, beschloss ich, zuerst Adrian zu suchen.

In seinem Zimmer war er schonmal nicht. Ich suche ihn auch in der Trainingshalle, aber auch dort war er nicht. Stattdessen traf ich auf Hayden in einem Korridor, die gerade telefonierte und sich gleichzeitig mehrere Zettel ansah.

»Damit kann ich nichts anfangen«, sagte sie gerade in ihr Handy. »Ruf mich erst wieder an, wenn du etwas hast, womit ich etwas anfangen kann.«

Hayden legte auf. Sie wollte ihr Handy wegstecken, aber sie vergaß für eine Sekunde die Blätter und im nächsten Moment lagen sie überall auf dem Boden verteilt. »Ach, verdammt«, entkam es ihr genervt.

Gerade als sie sich bücken wollte, sammelte ich schon die Blätter auf und hörte, wie sie aufstöhnte - es klang eher schmerzhaft als frustriert. Als ich alle beisammen hatte, richtete ich mich wieder auf und musterte ihr Gesicht. Sie hatte es schmerzhaft verzogen und fasste sich an den Bauch.

»Geht's dir gut?« Sie sah so aus, als müsste ich mir wirklich Sorgen machen. Sie war kreidebleich und verschwitzt. »Bist du verletzt?«

Hayden biss sich auf die Lippe und nickte langsam. »Mach dir keine Sorgen um mich, es geht gleich sicher wieder.«

»Vielleicht solltest du dich lieber hinsetzen«, schlug ich vor. Glauben tat ich ihr kein Stück.

Erst wollte sie es nicht, aber ich schaffte es, sie zu überreden. Während wir in einen der Aufenthaltsräume liefen, stützte ich sie und hoffte, dass sie nicht umgekippt. Bisher hatte ich Hayden fast nur als starke Kämpferin erlebt, bis auf das eine Mal in Ägypten, wo Zack von der Hexe Taisia fast umgebracht worden war. Sie hatte ihm eine Pulsader aufgeschlitzt und Hayden hatte panische Angst gehabt, dass ich ihn nicht retten konnte.

Sobald sie auf einem der Sofa saß - zum Glück war niemand in dem Raum - legte ich die Zettel beiseite und ließ Hayden kurz in Ruhe. Ich konnte sie sehr gut verstehen. Wenn es mir nicht gut ging, wollte ich auch lieber alleine gelassen werden anstatt mit jemandem darüber zu reden.

»Ich weiß es schon ein paar Wochen«, gestand sie mir und strich über ihren Bauch. »Es ist ein sehr schlechter Zeitpunkt, ich weiß das...«

Der Bauch und ihre Schmerzen. Natürlich... wie konnte ich nur nicht darauf kommen?

Mir klappte der Mund auf und ich gab ein ungläubiges Lachen von mir, als es mir klar wurde. »Du bist schwanger«, stellte ich fest. »Oh mein Gott.«

»Ja, es ist wirklich kein guter Zeitpunkt, aber ich will den Kleinen oder die Kleine behalten. Es war auch so nicht geplant, um ehrlich zu sein...«

Hayden war wirklich schwanger. Sie war Ende zwanzig und war mit einem Mann zusammen. Sie liebten sich und bekamen nun ein Kind. In mir regte sich etwas. Die Kälte in mir wich.

Es war das erste Mal seit einiger Zeit, dass ich mich wirklich für etwas freute. »Glückwunsch, Hayden!«, meinte ich noch immer ziemlich überrumpelt. »Wow, ich meine, ich freue mich echt für dich!«

Hayden steckte sich eine braune Haarsträhne hinter das Ohr und grinste bescheiden. »Danke, Zoey. Das schätze ich sehr.«

»Wie lange weiß es Zack schon?«, harkte ich sofort nach. »Und wie lange weißt du es schon? Warst du beim Arzt?«

Ich bombardierte sie mit Fragen, aber ich konnte nicht anders. Sie grinste noch immer und schien sich auch darüber zu freuen, dass ich mich so dafür interessierte. Vielleicht wussten davon nicht viele.

Hayden druckste ein wenig herum. »Ja, ich war bei einem Frauenarzt in der Stadt. Naja, wir haben in letzter Zeit nicht mehr darüber gesprochen... und ich habe es ihm noch nicht gesagt, es war einfach so viel los und wir hatten Aufträge.«

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