Kapitel 4

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Wir saßen uns gegenüber, denn keiner von uns wollte jemanden neben sich sitzen lassen. Noch immer nicht hatte ich mich von dem Schock erholt. In einem Buch las ich einmal, dass solche Vorstellen und Einbildungen auf einen Tumor im Gehirn hindeuten konnten. War ich krank?

Nach 20 Minuten, in denen ich nur an diesen Jungen denken konnte und wir uns anschwiegen, kamen wir in Littlehood, eine größere Stadt, in der wir in die Schule gingen. Viele lebten in der Nähe von Littlehood, aber es gab auch viele Schüler und Schülerinnen, die im Schulinternat lebten. Einst wollten meine Eltern, dass ich im Internat lebte, denn sie wollten, dass ich unter Mensch kam und so Freunde finden würde. Ich wollte nicht und so wurde ich dann auch nicht aufgenommen.

Gemeinsam stiegen wir aus dem Zug aus, als er im Bahnhof einrollte. Nach langem hörte ich wieder einmal Phillips Stimme. Fast schon flüsternd fragte er mich ob es mir wieder besser ging, denn nach seiner Meinung nach, wäre ich so blass als hätte ich Geister gesehen. Wenn er nur gewusst hätte, dass er recht hatte. Doch dies könnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau sagen, was  genau ich sah, aber ich war mir sicher. Es war nicht menschlich.

Am Weg zur Schule sprachen wir ein wenig über die Schule und über ein Buch, das Phillip zuletzt gelesen hatte. Er wusste noch immer wie sehr ich leben liebte.

Als wir an der Schule ankamen, war eine riesige Menschenmenge vor dem Schulgebäude. Reporter sprachen in ein Mikrophon und sahen dabei in große schwarze Kameras. Nach 10 Minuten hatten wir uns durch die Menge gekämpft. Nun erkannten wir warum so viel los war. Das Gebäude hatte von unten bis oben Blutabdrücke und ganz oben standen Phillips und mein Name.

Alle sahen uns an. Urteilten uns mit ihren Blicken.

Alles ging so schnell, aber plötzlich stand der fremde Junge, aus meinen Träumen wieder vor mir. Er nahm meine Hand. Ich erkannte nun mehr von seinem Gesicht, nämlich seine tollen Lippen. Sie kamen mir bekannt vor. Als hätte ich diesen Jungen schon einmal irgendwo gesehen. Vielleicht auf dem Schulweg oder beim Einkaufen oder im Zug. Doch wieder musste ich feststellen, dass nur ich ihn sah.

Meine Gedanken drehte sich nur um ihn. Ich musste mehr über ihn wissen, darum nahm ich zögernd seine Hand in meine. Mit schnellen Schritt zog er mich in einen leeren Raum, wo er langsam seine Kappe runter nahm und zum sprechen anfing.

Doch ich konnte nicht zuhören, denn ich stand unter Schock. Wie konnte es sein, dass genau diese eine Person nun vor mir stand?

The chosen oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt