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Ich hatte es satt, brav und langweilig zu sein. Mein ganzes Leben lang hatte ich mich am irgendwelche Regeln gehalten, mich angepasst. Ich wollte einfach nur raus aus dieser oberflächlichen Welt. Ich war ein Teenager, jung, dumm und wild und ich wollte leben. An meinem ersten Tag auf der Cullins – Highschool bemerkte ich, wie viel ich eigentlich verpasst hatte. Hier kannte mich niemand – ich konnte ganz ich selbst sein. Dennoch war ich nervös, als ich die abgelaufenen Stufen zum Büro des Rektors hinaufstieg.

Zögernd trat ich ein, nachdem ich hereingebeten wurde. Der alte, furchteinflößende Leiter der Schule saß hinter seinem Schreibtisch und schrieb einen Brief. Ich setzte mich und wartete, bis er fertig war. Als er den Stift schließlich weglegte, war es plötzlich sehr still im Raum.

„Meghan Carbot. Wie ich hörte, besuchen Sie diese Schule aus ungewöhnlichen Gründen. Ihr Vater leitet die größte Firma des Landes und trotzdem besuchen Sie eine normale Staatsschule. Sie hatten also einige Schwierigkeiten in ihrer alten Schule?"

„Ja, ich... es gab ein paar Komplikationen und ich habe mich einfach nicht mehr wohlgefühlt."

Er nickte nur und reichte ihr einen Stapel Papiere über den Tisch.

„Ihr Stundenplan und Informationen über die Schulregeln. Sollten Sie Schwierigkeiten haben, stehe ich immer zur Verfügung."

Die Gänge waren überflutet mit Schülern, es wurde gelacht und geschrieen, die Spinde waren mit wüsten Sprüchen vollgeschmiert und es roch nach Turnschuhen und Zigaretten. Ich ließ mich von den Massen mitreißen und versuchte dabei, meine Papiere zu sortieren und dabei den Stundenplan zu finden. Meine erste Stunde war Englisch, ich wusste nur nicht, wo der Englischklassenraum war.

„Hey, ich bin Tommy, Tom Parker. Bist du neu hier?", hörte ich rechts neben mir einen braunhaarigen Jungen vorlaut fragen.

Seine walnussbraunen Augen funkelten wild, als er mich von oben bis unten musterte. Er selbst trug Blue Jeans, eine Lederjacke und ein dunkles Shirt.

„Ich bin Meg. Schön dich kennenzulernen Tommy."

Er grinste, ein süßes Halbgrinsen und riss mir blitzschnell den Plan aus der Hand.

„Oh, Englisch. Ms Crapes ist zum einschlafen, ich wünsche dir viel Vergnügen."

„Na danke. Kannst du mir vielleicht sagen wo der Raum ist?"

„Mmh ich kann schon... geh einfach den nächsten Gang entlang und dann rechts das erste Zimmer. Ich würde dich ja begleiten, aber ich bin verabredet. Man sieht sich, Meg."

Mein gemurmeltes „Dankeschön" hörte er gar nicht mehr, so schnell war er in der Menge verschwunden.

In meiner ersten Stunde auf der Cullins High lernte ich, dass Tommy Recht gehabt hatte, was Ms Crapes, die Englischlehrerin anging, außerdem bemerkte ich, dass ich keine Ahnung hatte, wie sich normale, nicht reiche Jugendliche kleideten. In meinem mittelangen Rock und der schwarzen Bluse fiel ich hier auf wie ein schwarzes Schaf. Die anderen Mädchen trugen Miniröcke, Shorts und bauchfreie Oberteile. Ich hatte zwar erwartet, dass es hier wegen dem nicht vorhandenen Dresscode keine bodenlangen Kleider geben würde, aber mit dem, was ich hier sah, hatte ich nicht gerechnet. Eyeliner und rotbemalte Lippen wohin man auch sah. Über den Rest des Tages erntete ich ein paar skeptische Blicke, denen ich verlegen auswich.

Nach der letzten Stunde trat ich nach draußen auf den Hof, gemeinsam mit meiner neuen Bekannten Judy, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mich hier einzugewöhnen.

Auf dem Parkplatz sah ich Tommy, der mit seinen Freunden an seinem Wagen stand. Als hätte er meinen Blick gespürt, wandte er sich um und blickte mir direkt in die Augen.

„War das gerade Augenkontakt mit Tommy Parker?", fragte Judy entrüstet und strich sich eine dunkle Locke aus dem Gesicht. Sie war ein wenig kleiner als ich und sehr hübsch, durch ihre Kleidung wurde ihre Figur betont. Ich beneidete sie ein wenig um ihren Kleidungsstil.

„Warum, was ist so besonders an ihm?", fragte ich sie.

„Er ist beliebt, böse und absolut unwiderstehlich. Lass dich bloß nicht auf ihn ein."

Ich seufzte. Das klang viel zu sehr nach einer kitschigen Highschoolstory.

Schnell stieg ich hinter Judy in ihren Wagen, ohne mich noch einmal nach Tommy umzusehen.

Drei Kleidergeschäfte später saß ich neben Judy in einem kleinen Cafe in der Stadt. Ich trug jetzt kurze Shorts und ein enges weißes Oberteil, das dem von Judy sehr ähnlich war. Gedankenverloren rührte ich in meinem Kaffee.

Judy erzählte mir von ihrem Ferienjob als Kellnerin und ich versuchte, mich auf ihre Stimme zu konzentrieren, aber es wollte mir nicht gelingen.

„Hey Meg, du hörst mir ja gar nicht zu! Wollen wir noch rausgehen?'"

Ich sagte zu, also landete ich etwas später in einer Bar. Neonlicht wirbelte durch den stickigen, verrauchten Raum und ich klammerte mich an meinem Getränk fest. Judy hatte mich an einen Tisch mit ihren Freunden geschleppt, zwischen denen ich jetzt saß. Einer davon, Ivan oder so ähnlich, hatte seinen dicken Arm um meine Schultern gelegt. Da ich nicht unfreundlich wirken wollte, sagte ich nichts.

„Heyy Meg, warum trinkst du nichts? Komm schon, sei kein Spießer!", gröhlte er jetzt und hielt mir ein Getränk an die Lippen. Ich trank das Glas aus, es schmeckte fürchterlich. Dennoch blieb ich still und lächelte tapfer. Jemand klopfte mir auf die Schulter und ich sank in das Polster zurück.

Ein paar Becher später war mir sehr schlecht. Mühsam quetschte ich mich an den anderen vorbei aus der Nische heraus. „Ich...geh mal an die... an die frische Luft.", murmelte ich. Ivan erhob sich ebenfalls. „Ich begleite dich, Süße."

Schwer stützte ich mich auf seinen Arm, als wir und einen Weg nach draußen vor die Tür bahnten. Sobald die klare, frische Sommernachtsluft einen Weg in meine Lunge fand, konnte ich wieder frei atmen und lehnte mich gegen die kühle Wand. Ivan trat neben mich. Ich spürte seine Anwesenheit und plötzlich auch seine Hand an meiner Hüfte. „Wollen wir uns ein bisschen vergnügen Süße?", murmelte er. Sein Atem stank nach Alkohol, er strich mit seiner fleischigen Hand über meine Wange.

„Nein... ich will... will nicht...", nuschelte ich und drückte mich weg von ihm, an die Wand, bis mein Rückgrad schmerzte. Ivan tat, als hätte er mich nicht gehört als er seine Lippen gegen mein Schlüsselbein presste. Ich keuchte und stieß ihn weg, doch ich war zu schwach um etwas gegen ihn ausrichten zu können.

„Nein, Ivan bi...bitte nicht."

„Komm schon Kleines, nur ein bisschen Spaß...", flüsterte er und begann meine Hüfte zu streicheln. Ich schloss die Augen.

„Hast du ein Problem mit den Ohren? Sie hat nein gesagt, du Stinker.", ertönte plötzlich eine klare Stimme. Ich riss die Augen auf. Tommy?!    

I just want you to love me, honeyWhere stories live. Discover now