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Note:

Entschuldigung, dass ich so lange gebraucht habe, aber noch vor kurzem hatte ich Prüfungsstress, und es ist mir nicht gelungen, ein Kapitel zu schreiben. Jetzt ist es aber fertig also... Viel Spaß beim lesen :3

Kapitel 1

Meine Hände tasten sich die kalten Betonwände entlang, kahle, feuchte Wände, die mich zu erdrücken drohen. Meine Füße versuchen den Boden abzutasten, mein Kopf dröhnt. "Sarah! Sarah komm zurück!" ertönt es hinter mir, aber villeicht sind das nur Stimmen in meinem Kopf. Anzeichen, dass ich verrückt werde. Der Gang, indem ich mich befinde ist so dunkel, dass meine Augen nicht erkennen können, was vor mir liegt und was ich schon zurückgelegt habe. Ich weiß nur, dass ich das Ende des engen Ganges erreichen muss. "Sarah..." Die Stimme ist nurmehr ein leises Flüstern, ein Wispern im dunkeln. "Dreh dich um..." Ich drehe mich nicht um, sondern gehe weiter. Ohne zu wissen wohin. Meine Füße hören nicht auf mich, es ist so als hätten sie ihren eigenen Takt. Ich beginne zu laufen, bis ein greller Blitz mich blendet und Wärme mich einschließt. Ich will wissen was es ist, was ich da entgegenlaufe, aber die Stimme hat mich eingeholt. Eine Hand legt sich auf meine Schulter und ich zucke zusammen. Ich werde gepackt und brutal umgedreht, sodass ich in das fremde Gesicht schauen muss. Es ist eine Frau, nein, ein Mädchen. Ich schätze sie um die 16. Tiefe Schatten liegen um ihren Augen, ihr Mund ist ein dünner verzogener Strich, ihre Stirn liegt besorgt in Falten. Sie erinnert mich an Cass, ohne ihren Lipglossüberzogenen Schmollmund und ihre leuchtenden Augen. Ich vertreibe den Gedanken schnell wieder. "Sarah, du kannst nicht weglaufen. Vertraue mir, es ist vollkommen nutzlos." Ich will etwas sagen, doch ich weiß nicht was. Ein Wind fängt an an zu blasen, das Mädchen schaut sich besorgt um. Sie blickt mich ein letztes Mal an, öffnet den Mund, wie um etwas zu sagen. Ihr Kiefer spannt sich an, ihr besorgter Blick ist verschwunden. Plötzlich lässt mich die Frau aus, und ich falle, tiefer und tiefer. Diesen Traum hatte ich noch nie. Ich höre Schreie. Meine Schreie, die alles rundherum erfüllen. Rundherum, ja, was ist das? Ein tiefes, schwarzes Unendlich, ohne Anfang und ohne Ende. Endlich höre ich auf zu fallen. Um mich herum liegen tausende von Mädchen auf den Boden. Erst einen Moment später erkenne ich, dass es nicht Mädchen sind. Es sind alles meine eigenen Spiegelbilder. Doch das Mädchen, dass sich spiegelt bin nicht ich. Meine braunen, verfilzten Locken sind verschwunden, stattdessen umrahmen blonde, dünne Haare mein Gesicht. Es scheint blasser und zerbrechlicher, als wäre die ganze zarte Gestalt dieses Mädchens aus Porzellan. Die braunen Augen starren vor sich hin, in den Spiegel. Wer bin ich? Ich bin nicht May... ich bin jemand anderes. "Sarah?" Sarah. Ich bin Sarah... Im Spiegel erkenne ich die kleine Gestalt eines fünfjährigens. Auch seine Haare sind blond, wie Sarahs, und in seinen Augen spiegelt sich der selbe Ausdruck von Neugierde. Ihr Bruder, nehme ich an. Sofort schießen mir Bilder in den Kopf; Der kleine Junge sitzt in einer Schaukel, während ich, also Sarah ihn schaukelt; oder ein anderes, wo die beiden im Gras liegen, eng beinander, sein Kopf auf ihre Brust gelegt. Sarahs Erinnerungen, blitzt es in mir auf. Der Junge wispert etwas, doch meine Gedanken sind zu weit entfernt. Wie ferngesteuert fasst meine Hand zum Spiegel, an der Stelle, wo Sarahs Bruder steht. Die Berührung mit dem kalten Glas lässt den Spiegel zerspringen, und einen Augenblick später geht alles in einem Scherbenmeer unter. Außer an wie real es sich angefühlt hat, als sich ein Splitter sich in mein Herz bohrt, kann ich mich nicht weiter erinnern.

Mein Atem geht stoßweise, als ich die Augen aufreiße und auf die vertraute Zimmerdecke starre. Meine Hand legt sich reflexartig auf meine Brust, wo mich einen Augenblick zuvor ein Glassplitter getroffen hat. Nein, nicht mich, sondern Sarah. Sarah. Wer ist das überhaupt? Das Mädchen aus meinem Traum, ja, aber ich kenne sie nicht im entfernesten. Ihr Gesicht ist mir so verfremdet wie die Gestalt dieser Frau, die mich gepackt hatte. Was wenn ich noch sie bin? Schießt es mir durch den Kopf. Also stehe ich auf, vorsichtig, und bahne mir langsam einen Weg durch die Bücherstapel. Ein Blick auf meinem Spiegelbild jedoch versichert mir, dass ich wieder ich selbst bin. Erleichtert seufze ich auf und betrachte mich etwas besser im Spiegel. Meine etwas zu kleinen Augen haben etwas anderes an sich. ich beuge mich weit vor, so weit, bis meine Nase fast mit den eisigen Glas in Berührung kommt. "Meine Augen," wispere ich. Gestern und alle Tage zuvor waren sie blau gewesen, ein klares, makelloses Blau. Jetzt bahnten sich dünne nussbraune Streifen in die Pupille. Ich blinzele, und nochmal, aber das Braun bleibt. Etwas verwirrt schüttele ich mich, und sofort kommen die Erinnerungen an den Traum in mein Gedächtnis. Sarahs Bruder, Sarahs nussbraune neugierige Augen. Ich stocke. Sei doch nicht naiv, May. Es was ein Traum.

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