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"Ein Etwas stürmisches Wetter um hier draußen zu stehen, meinst du nicht?" fragt Joel, ohne seinen Blick von der Autoscheibe abzuwenden. Ich murmele etwas unverständliches und starre mürrisch aus dem Regentropfenbestprenkeltem Fenster. Mit dem Augenwinkel sehe ich, dass Joel mir einen Blick zuwirft und in sich hineinlächelt. Ich tue so als wäre nichts. Auf einmal ist der Wald draußen wirklich interesssant. Bäume, Bäume, Bäume. Noch ein Baum. Mittlerweile sind wir fast Zuhause.

"Warum treibst du dich am Samstag in der Stadt herum?" fängt er erneut an. "Das, was so ziemlich alle normalen Teenager machen. Warum?" "Was ich so gehört habe, bist du nicht so normal," ignoriert er meine Frage einfach. Eine Sekunde später werde ich bleich. Nichteinmal einen Tag hier und schon sielt er Mister Ich-weiß-ja-alles. Woher weiß er denn eigentlich von den Alpträumen? Oder meinte er etwas ganz anderes?

"Egal, jedenfalls war ich mit Hailey-" "- im Polly's, ich weiß." Blitzschnell setze ich mich gerade hin. "Stalkst du mich etwa?" frage ich mit einem Mix aus Angst, Unsicherheit und Wut. "Nein." Ich sag ja, der Typ ist cre-epy!

Während unser ganzen Konversation hat er nicht einmal den Blick abgewendet, und dafür ist er ein besserer Fahrer als Cass. Was nicht heißen soll dass er weniger unangenehm ist als sie. Der Minivan ruckert die Straße entlang, raus aus den Wald, in Richtung der kleinen Ansammlung von Häusern. Ich bin so froh, angekommen zu sein, dass ich die schwartzen Trucks fast übersehe, die sich vor unserem Haus angesammelt haben. Abrupt bremst Joel. Scheinbar hat er die schwarzen Trucks auch schon erspähnt. "Nein. Nein, nein, nein, nein, nein." wispert dieser. "Was? Was ist los? Joel?" Er legt die Hände auf das Lenkrad, scheinbar unentschlossen über was er tun soll und atmet ein. "Halt dich fest!" deutet er an, und ehe ich mich versehe, rattern wir wieder in die andere Richtung zurück.

Joel ist wie gebannt. Er fährt, und fährt, und fährt und er hält nie an. Er nimmt die erste Landstraße, die in den Wald führt. Nach einer Weile hält er an, unentschlossen. "Von hier müssen wir zu Fuß gehen." Und damit steigt er aus und schmeißt die Tür hinter sich zu. "Los May, wir haben nicht viel Zeit, bis sie uns erneut aufspüren werden." Ich befolge seinem Rat, doch nicht vollständig.

"Wohin? Und wer sind "sie"?"

"Später."

"Nein, jetzt."

"May... es... es ist komplieziert! Vertrau mir doch einfach!"

"Ver-vertrauen? Na hör Mal, du tauchst hier mitten in der Nacht auf, stalkst mich, (verdammt noch mal!) und plötzlich stehen Trucks vor unserem Haus. Ein bisschen zu viel Zufall, nicht?" Ich verschränke meine Arme vor die Brust, um nochmal alles zu unterstreichen.

"May..."

"Und woher kennt dich Cass überhaupt? Bist du so ein Uni-Macho der einfach nur seinen Spaß will?"

"Das bin ich doch nicht-"

"Ich folge dir nicht."

"Okay, also nicht. Es bin nicht ich den sie suchen."

"Und wer ist es dann?" Sofort nachdem ich es gesagt habe, verstehe ich. "Oh." Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihm zu Folgen

Eine gefühlte Stunde wandern wir durch das Dickicht der Wälder, schlagen und mit Ästen herum und treten in Schlamm. Das halten meine Chuck Taylors nicht aus. Ich stehe vor einer breiten Schlammpfütze, meine Füße haben die Empfindlichkeit verloren und ich bin völlig durchnässt. Es hat wieder angefangen zu nieseln. "Ich weigere mich, weiterzugehen." kündige ich an.

"Nicht schon wieder," seufzt Joel und plötzlich breitet sich ein ungewohntes Gefühl in meinem Magen aus. Ich habe keine Ahnung, was es ist, Für einen Moment glaube ich auch, dass alle Angst aus seinen Augen verschwunden ist. Doch das, wovor wir flüchten, die Unsicherheit, hinterlasst einenbitteren Nachgschmack. Er reicht mir seine Hand, zitternd.

Und ich nehme sie an.

DreamcatcherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt