Wie es eigentlich klar gewesen war, stellte die Königin wenig Zeit später fest, dass sie nicht mehr in alle Kleider hinein passte. Sie versuchte, es zu verbergen, doch ihr war bewusst, dass das nicht mehr lange funktionieren würde. Sie war schwanger. Es gab keine Ausreden mehr. Bald würde das ganze Land wissen, dass ihre mächtige, unantastbare Königin ein Kind erwartete. Unehelich. Höchstwahrscheinlich würde es heißen, sie bekäme ein Satanskind, einen Bastard. Wie auch immer, die Königin hatte noch nie eine Schwangerschaft gesehen. Sie wusste nichts darüber, außer, dass viele Frauen währenddessen oder bei bzw. nach der Geburt starben. Da es sonst niemanden gab, dem sie sich hätte anvertrauen können, bestellte sie eines Tages Thomas in ihre Gemächer.
Sie war nervös und hatte Angst, die Wahrheit zuzugeben.
Es klopfte.
„Herein!", rief sie und setzte sich in einen Sessel, um ihre Aufregung besser verbergen zu können.
Thomas trat ein und verbeugte sich. „Guten Tag, meine Königin."
„Setz dich." Sie deutete auf einen Platz ihr gegenüber. „Es hat sich heraus gestellt, nun ja, dass ich wohl doch... schwanger bin." Sie lauerte auf eine Reaktion, die es ihr erlauben würde, ihn auf der Stelle umzubringen. Doch Thomas nickte nur bedächtig.
Zufrieden fuhr die Königin fort: „Es gibt allerdings ein paar Probleme. Zum einen weißt du natürlich, dass ich nicht verheiratet bin und der Vater des Kindes steht leider auch nicht für eine Heirat zur Verfügung."
Thomas konnte nicht verhindern, dass ihm ein überraschtes „Oh" entfuhr.
Die Königin ignorierte es. Jetzt kam der wirklich schlimme Part. Sie musste ihn um Hilfe bitten. Wenn er dies jemals jemandem erzählen würde, schwor sie, würde sie seine ganze Familie auslöschen. Den nervösen Unterton nicht unterdrücken könnend, sagte sie: „Des Weiteren bin ich noch nie in der Situation gewesen, nun ja, schwanger zu sein. Ich weiß nichts darüber und da ich keine Lust verspüre, daran zu krepieren, brauche ich wohl... Hilfe." Sie schaffte es nicht, ihn an zu sehen, sondern betrachtete ein Gemälde hinter ihm.
Thomas lächelte: „Ich verstehe. Es ist nichts Schlimmes, um Hilfe zu bitten. Allerdings fürchte ich, bin ich der falsche Kandidat dafür. Ich denke, Gracia oder Joanne könnten Euch weit aus besser zur Seite stehen als ich."
Natürlich, die Königin fühlte sich dumm. Sie verfluchte sich, dass sie nicht nachgedacht hatte.
„Aber natürlich. Da hast du recht. Nun, da es sowieso bald jeder wissen wird, kann ich die beiden durchaus einweihen. Das alles bleibt aber unter uns. Du wirst niemals jemandem etwas von diesem Gespräch erzählen, verstanden?" Bedrohlich sah ihm in die Augen. Das konnte sie, Leute einschüchtern.
Thomas nickte. „Selbstverständlich, meine Königin. Ich freue mich im Übrigen für Euch. Es ist ein wunderbares Ereignis im Leben, ein Kind zu bekommen. Ich hoffe, der Vater wird sich ebenfalls freuen, auch wenn Ihr ihn nicht heiraten könnt." Er lächelte leicht mitleidig, was die Königin unter normalen Umständen zur Weißglut gebracht hätte. Doch jetzt lösten seine Worte nur Bedauern in ihr aus. Viktor würde wahrscheinlich nie etwas davon erfahren. Sie würde es ganz allein bewältigen müssen.
Gracia und Joanne davon zu erzählen, fiel der Königin schon leichter. Ihre Reaktion überraschte sie jedoch noch mehr als bei Thomas.
Sie hatte die beiden ebenfalls in ihre Gemächer kommen lassen und informierte sie kurz und knapp: „Ich bin tatsächlich schwanger. Und da ich mich mit diesem Thema nicht auskenne, benötige ich eure Unterstützung."
Joanne quiekte auf und sprang in die Luft. „Wie wundervoll, meine Königin! Ich freue mich so für Euch!"
Auch Gracia, die bereits zwei Kinder hatte, lachte sie erfreut an: „Ein Kind ist das schönste Geschenk. Glaubt mir, wenn man es das erste Mal in den Armen hält, ist man der glücklichste Mensch auf Erden!"
DU LIEST GERADE
Die Hexe aus dem Turm
FantasySie hat Macht über die Elemente. Sie ist gefürchtet. Sie ist drei Jahre alt. Doch ist es die richtige Lösung, sie in einen Turm zu sperren, ohne jeglichen Kontakt zu Menschen und der Welt? An ihrem achzehnten Geburtstag kann sie sich befreien... und...