Mit Bus und Bahn

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Da Tony sich tatsächlich auf meinen genialen Plan eingelassen, und mir sogar meinen Stab zurückgegeben hatte, saß ich nun in der nächsten U-Bahn nach Hause und verbrachte meine Zeit damit, die Leute in der U-Bahn zu beobachten. Neben mir saß eine junge Frau mit kurzen, knallgrün gefärbten Haaren, die unablässig Kaugummi mit Minze-Geruch kaute, wodurch mir schlecht wurde. Ich hasste den Geruch dieser Kaugummis. Mir gegenüber saß ein älterer Herr, der sich Lautstark über die Jugend heutzutage beschwerte, wodurch ihm häufig böse Blicke zugeworfen wurden. Der junge Mann neben ihm versuchte ihn zu beruhigen, während er versuchte seine Kopfhörer, die anscheinend den Geist aufgegeben hatten, zu reparieren, damit er sie sich aufsetzen und das Genörgel übertönen konnte. Ich verdrehte die Augen. Vielen Dank, Tony, deinetwegen bin ich jetzt in diesem Chaostrupp. Gerade als die mechanische Stimme verkündete, das bald die nächste Station kommen würde drehte sich die junge Frau neben mir zu mir um und schaute mich mit ihren blauen Augen eindringlich an.
„Hi. Kennen wir uns?", fragte ich, während ich gebannt in ihre Augen schaute, die mich irgendwie in ihren Bann zogen.
Sie lächelte. „Nicht persönlich."
„Oh. Gut. Dann muss ich mich nicht schlecht fühlen, weil ich mich nicht an dich erinnere."
Ein durchdringender Schrei einer mir bekannt vorkommenden Stimme riss mich aus dem Bann ihrer Augen. Noch ein Schrei und ein Knall.
„Messer!", rief eine Stimme hinter mir. Es war der junge Mann mit den Kopfhörern. Er versuchte angestrengt, den älteren Herren von mir und der grünhaarigen wegzuschieben. Zu spät begriff ich, was er meinte. Auf einmal spürte ich etwas kühles an meinem Arm und dann ein Brennen.
Ich fuhr herum und sah, dass die Frau neben mir ein Messer in der Hand hielt, an der Blut klebte.
Dieses Messer hatte in meinem Arm gesteckt! Gerade noch rechtzeitig sah ich, wie sie erneut ausholte und wich ihr aus. Ich fühlte mich wie in einem dämlichen Traum, nahm die Geräusche und Bewegung meiner Umgebung nur noch gedämpft wahr. Neben mir brach eine Fahrkartenkontrolleurin zusammen, doch ich hörte nur einen dumpfen Aufprall. Immer mehr Leute kamen in den Abteil gerannt, viele von ihnen hatten Messer in der Hand und einer von ihnen kam mir sogar sehr bekannt vor.
Es war der Typ, der mir das Rosa-Elefanten-Mittel verabreicht hatte. Als er bemerkte, dass ich ihn erkannt hatte grinste er. Er war einer der wenigen, die kein Messer in der Hand hatten. Stattdessen hielt er mehrere kleine, schwarze Kugeln.
„Hast du mich vermisst? Ich habe ein Video von dir, wie du von Lollis redest."
Das ging jetzt echt zu weit! „ICH HASSE LOLLIS!", brüllte ich ihn an.
Er nickte. „Genau das hast du damals auch gesagt!" 
Die grünhaarige Frau warf ihm einen bösen Blick zu.
„Wir sind nicht hergekommen, um mit ihr zu plauschen.", fuhr sie ihn an und er zuckte zusammen.
„Klar."
Eine junge Frau unter ihnen griff hinter ihren Rücken und zog etwas hervor, was aussah-
Es war ein Stab wie meiner. Sie grinste mich an und drehte sich in einer ruckartigen Bewegung auf mich zu, wodurch ihre dunklen Haare wie ein Fächer um ihren Kopf wirbelten. Bevor ich meinen Stab herausholen konnte war sie bei mir und mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu ducken. Ihr Stab traf die Wand hinter mir und Funken sprühten auf, als er daran entlang rutschte. Sie musste ungeheuer kräftig geschlagen haben. Anscheinend hatte das ganze ein „fairer" Kampf werden sollen. Nur sie gegen mich (was eigentlich trotzdem nicht fair war, da die grünhaarige mich schon verletzt hatte), aber jetzt machten sich auch die anderen von ihnen kampfbereit. Na klasse!
Hektisch schaute ich mich um. Der junge Mann und der ältere Herr waren verschwunden, also müsste es irgendwo noch einen anderen Ausgang geben, als den, durch den die Messerleutchen gekommen waren. Wenn ich es zu diesem Ausgang schaffen könnte...
Ich griff nach meinem Stab und ließ ihn sichtbar werden, während ich ihn ausfuhr. Die grünhaarige lächelte boshaft, aber einige andere schienen unsicherer zu werden. Der Rosa-Elefanten-Typ allerdings nicht. Er nahm eine der schwarzen Kugeln zwischen Zeigefinger und Daumen und schenkte mir ebenfalls ein boshaftes Lächeln. Ich atmete einmal tief durch. Meine einzige Chance war es, schnell über ihre Köpfe hinweg zu der Tür zu kommen, aber wenn das nicht klappte hatte ich ein Problem. Die dunkelhaarige mit dem Stab griff erneut an und ich schaffte es nur knapp, ihren Schlag zu parieren. Die Kraft, die sie hineinsteckte war unglaublich. Als sie sich weiter dagegenstemmte und begann, mich an die Wand zu schieben ließ ich meinen Stab los und duckte mich weg, nur um kurz darauf den Stab wieder zu mir heran zu ziehen. Die dunkelhaarige geriet ins Stolpern und fing sich erst kurz vor der Wand wieder. Rosa-Elefanten-Typ und die grünhaarige stellten sich mit von beiden Seiten. Jetzt! Ich klammerte mich an meinen Stab und ließ ihn ausfahren, wodurch ich bald an der Decke des Abteils war, dann sprang ich. Mein armer, geliebter Stab klemmte noch zwischen Boden und Decke, aber ich hatte keine Zeit, ihn herauszuholen. Endlich hatte ich den Kreis der Messerleutchen durchbrochen! Ich rannte los und versuchte verzweifelt, die Tür, die nun vor mir auftauchte, zu öffnen, aber Rosa-Elefanten-Typ war schon hinter mir. Er warf eine seiner kleinen, schwarzen Kugeln. Schnell machte ich einen Schritt zur Seite und die Kugel traf das Schloss der Tür.
„Besten Dank!", freute ich mich, als ich hinaussprang. Bevor Rosa-Elefanten-Typ etwas dagegen unternehmen könnte schloss ich die Tür und hoffte einfach, dass sie dadurch wieder komplett verschlossen und unmöglich zu öffnen war. Dann rannte ich los.

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Hallo Toasts 👋

Heute mal ein Action-Kapitel.
Wie fandet ihr es?
Nur noch zwei Arbeiten dieses Schuljahr und dann bin ich endlich erlöst (jedenfalls vorerst).
Juhuuuuuu!

Naja, so ist das eben...

~eure Elli😊

SHADOW - Von Meisterdiebin zu Superheldin (PAUSIERT) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt