Kapitel 3 ~ BENs Point of View

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„Ich geh in die Stadt“, rief ich gelangweilt durchs Haus, eigentlich nur, weil Slender wollte, dass wir uns bei ihm abmeldeten, bevor wir raus gingen. Da er aber sonst wo sein könnte und ich keine große Lust hatte, ihn zu suchen, musste ihm das reichen.

Aber gerade, als ich die Tür schließen wollte, wurde sie wieder aufgerissen. Und Himmel, hätte ich Slender doch nur gesucht und nicht das ganze Haus alarmiert. Jeff grinste mich an. Ich meine, ernsthaft, wenn ein Typ mit eingeschnittenem Grinsen dich angrinst, dann ist das das komplette Gegenteil von beruhigend oder freundlich. Aber wir alle waren den Anblick ja gewohnt.

„Ich komme mit, muss ins Einkaufszentrum“, erklärte er und ich stöhnte genervt. Das Einkaufszentrum war auch mein Ziel..

„Jeff, wenn du wieder drei von diesen verdammten 'Chefkoch-Supermesser' Sets holst, dann kennen wir uns definitiv nicht.“

„Calm down, Link. Ich brauche nur 'ne neue Maus für meinen Computer.“ Ich verdrehte die Augen.

„Schon wieder kaputt?“ Er lachte bloß und lief an mir vorbei auf den Weg.

„Hast du die Tabletten?“, fragte er nach ein paar Metern. Als Antwort schüttelte ich das kleine Döschen, in dem ich sie aufbewahrte. Jack, unser geschätzter Mediziner mit leicht kannibalischen Zügen, hatte diese Tabletten entwickelt, die uns jeweils zwei Stunden komplett menschliches Aussehen verliehen. Als er uns aber erklärt hatte, wie sie funktionierten, hatte ich nicht zugehört – dass sie funktionierten, hatte er uns davor schon demonstriert. Mehr interessierte mich nicht.

Kurz bevor wir bewohntes Gebiet erreichten, nahmen sowohl Jeff als auch eine, und als dann das Prickeln der 'Verwandlung' aufgehört hatte, starrten wir uns an. Jeff betastete missmutig seine jetzt rosigen Wangen, ich dagegen lachte ihn aus. Bei mir veränderte sich nicht so viel, meine Augen wurden blau, meine Ohren runder und meine Haut verlor diesen gräulichen Ton, den das Ertrinken so mit sich brachte.

Jeff dagegen sah aus wie ein völlig anderer Mensch. Seine Haare wurden braunblond, etwas dunkler als meine, seine Haut nahm dieses rosigen Farbton an, den man als Mensch immer nach einem Sonnenbrand hatte. Außerdem musste er sich jedes Mal wieder daran erinnern, wie man blinzelte. Aber am schlimmsten war für ihn sein Mund, den er nach wie vor mürrisch verzogen hatte.

„So grinste du nur noch weniger“, spottete ich, er knurrte bloß.

Für einen Mittwoch war es voll im Zentrum, was nicht zuletzt daran lag, dass gerade Schulaus war und all die Schüler sich hier trafen, bevor sie nach Hause gingen. Dass ich Riley hier sehen würde, hielt ich von Anfang an für unmöglich, sie hatte niemanden, mit dem sie sich hier treffen könnte und sie war auch nicht der Typ Mädchen, der nach der Schule shoppen ging. Ich nahm mir vor, später wieder mit ihr auf Cleverbot zu schreiben, nachdem sie gestern nicht eine Minute online war.

„Und was brauchst du?“, fragte Jeff wieder nach einer Weile noch immer missgelaunt. Okay, wann war er mal nicht missgelaunt.

„Ab heute wird ein neues Computerspiel verkauft.“

„Hätte ich mir eigentlich denken könen“, schnaubte er.

„Hättest du wohl.“ Schweigend kämpften wir uns durch die Gruppen schnatternder Schüler, die einfach nur auf dem Gang standen und sich über die ungerechten Lehrer und die anderen Schüler beschwerten, statt sich etwas zu kaufen.

Jeff verschwand um sich eine Maus zu suchen, ich ging drei Gänge weiter zu den Videospielen. Der Gang war bis auf zwei kleine zwölfjährige Jungs leer, die mich verschreckt ansahen und das Spiel mit dem blutigen Cover zurücklegten und verschwanden.

Weißt du was? Nicht mit mir (BEN drowned)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt