Kapitel 10

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Als ich das nächste Mal aufwache ist es bereits hell draußen. Ich will aufstehen, aber irgendetwas hindert mich daran. Ich bemerke auch wenig später was es ist. Nämlich Masons Arm, der sich um meinen Bauch gelegt und mich somit fest im Griff hat. Anscheinend sehnt sich der coole und sonst so unnahbare Mason Johnson im Schlaf nach etwas Nähe. Ich muss leicht grinsen bei dem Gedanken und mein Blick schweift zu seinem restlichen Körper. Er liegt auf dem Bauch und ist nur bis zur Hüfte mit der Decke bedeckt. Sein Gesicht ist zu mir gedreht und verrät zusammen mit dem gleichmäßigem ruhigen Atmen, dass er mit sehr großer Wahrscheinlichkeit noch schläft. Das gibt mir Zeit ihn etwas genauer zu betrachten.

Es ist unfassbar.

Selbst im Schlaf sieht der Typ umwerfend gut aus. Wenn ich da so an mich beim schlafen denke, mit Sabber am Mund und knirschenden Zähnen, kann ich nicht anders als angewidert mit dem Kopf zu schütteln. Ich bin beim Schlafen so attraktiv, wie ein Nilpferd beim Stuhlgang. Also gar nicht.

In seinem Gesicht ist einfach nichts unschönes zu finden. Es ist makellos. Lediglich eine kleine Narbe ziert seine linke Augenbraue, aber sie macht ihn irgendwie noch viel attraktiver. Viel verbotener und auch realistischer. Gleichzeitig ähnelt er aber auch irgendwie einem kleinen Jungen. Zumindest beim Schlafen. Diese verstrubelten Haare, die ziemlich weich aussehen und in die ich nur zu gerne mal rein greifen würde, im Zusammenspiel mit der Art wie er immer leicht zusammen zuckt lassen ihn einfach niedlich aussehen.

Ein leises Vibrieren reißt mich aus meinem Starren. Obwohl man es eigentlich auch schon als Stalking bezeichnen könnte. Es ist mein Handy, dass anscheinend gestern Nacht aus meiner Hosentasche auf den Boden gefallen ist. Ich versuche Masons Arm weg zuschieben, damit ich das Handy aufheben kann, doch das lässt er nicht zu. Er verstärkt den Griff sogar. Nachdem ich mir gefühlt zehn Rippen geprellt und mindesten einen Halswirbel ausgekugelt habe, kriege ich mein Handy doch aufgehoben und nehme den Anruf, ohne zu sehen wer es ist, entgegen.

"Hallo?", frage ich leise um Mason nicht zu wecken.

"Skylar Marilyn Josephine Jackson, wo bist du und warum verdammt nochmal gehst du erst jetzt an dein Handy?!", kommt es laut von der anderen Leitung und ich zucke kurz zusammen wegen dem ungewohnt lauten Ton.

"Hey, Dad.", seufze ich leise.

Die Sache ist, dass ich nicht einmal derartige Zweit- und Drittnamen besitze. Dad denkt sich immer mal wieder welche aus, wenn er sauer oder wütend auf mich ist. Er meint, dadurch wirke er autoritärer.

"Ich versuche schon seit Stunden dich zu erreichen. Lora geht auch nicht an ihr Handy. Wozu habt ihr überhaupt solche Smartphonedinger, wenn ihr sie nie nutzt?", regt er sich auf.

"Wir haben halt etwas länger geschlafen.", murmel ich und schaue kurz zu Mason, der immer noch seelenruhig weiter schläft und seinen Griff um meinen Bauch langsam lockert.

"Aber doch nicht bis vier Uhr Nachmittags!", ruft er aufgebracht und meine Augen weiten sich.

Ich schaue auf den Wecker neben mir auf dem Nachttisch und stelle erschrocken fest, dass es tatsächlich kurz nach Vier ist. Da haben wir wohl doch etwas länger geschlafen.

"Tut mir leid, Dad. Du kennst das doch. Wir haben Filme geguckt, gequatscht und sind erst spät eingeschlafen.", versuche ich ihn zu besänftigen. "Ich komme sofort nach Hause, Dad. Versprochen."

"Okay, bis gleich.", verabschiedet er sich. Er klingt mittlerweile wieder etwas ruhiger, was mich aufatmen lässt.

Ich lege auf und winde mich aus Masons Arm. Er grummelt irgendetwas und dreht sich von mir weg, scheint aber weiter zu schlafen. Ich stehe auf und ziehe meine Schuhe an, die ich gestern noch im Zimmer ausgezogen hatte. Ich zupfe meine Klamotten zu recht und fahre mir durch die Haare. Dann packe ich mein Handy in die Hosentasche und gehe aus dem Zimmer. Ich schleiche den Flur entlang, die Treppe runter und verlasse das Haus durch die große Eingangstür. Ich laufe die Straße entlang, schaue mich um und stelle fest, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe wo ich mich befinde. Ich hole mein Handy raus und tippe den Straßennamen bei Google Maps ein. Zum Glück ist die Straße nicht so weit von meinem Haus entfernt, sodass ich nach etwa zehn Minuten bei mir ankomme.

Im Flur ziehe ich mir als erstes die Schuhe aus. Ich will gerade die Treppe hoch huschen, um meinem Dad noch zu entgehen, doch da stellt er sich mir auch schon in den Weg.

"Ich habe mir echt Sorgen gemacht, Skylar." Er sieht mich vorwurfsvoll an.

"Tut mir leid, Dad.", entschuldige ich mich und sehe ihn vorsichtig an. "Aber ich war doch nur bei Lora."

Seine Gesichtszüge werden weicher und er lächelt leicht. "Ist ja schon gut. Sag einfach das nächste Mal Bescheid, wenn du länger bei ihr bleibst."

"Mach ich.", versichere ich ihm schnell und nicke.

Er geht wieder ins Wohnzimmer, während ich die Treppe hoch gehe.

"Ach und Skye, geh lieber duschen. Du riechst dezent nach Alkohol.", ruft Dad noch aus dem Wohnzimmer und ich erstarre.

Wie konnte ich auch nur glauben, dass er nichts von der Party mitkriegen würde?

Ich verziehe mein Gesicht und gehe hoch. In meinem Zimmer sehe ich mich im Spiegel an und meine Augen weiten sich.

Ich sehe schrecklich aus.

Mein Tshirt ist leicht verrutscht und meine Haare sind zerzaust. Mein Make-up sitzt bis auf die Wimperntusche eigentlich noch ganz gut. Na ja so weit ich das beurteilen kann. Ich entledige mich sofort meiner übel riechenden Klamotten und gehe ins Bad duschen. Danach ziehe ich mir gemütliche Sachen an und gehe runter in die Küche, um mit Dad und Damien zu essen. Den restlichen Tag verbringe ich in meinem Bett und sehe Serien. Irgendwann klingelt mein Handy.

"Hallo?", gehe ich ran.

"Oh mein Gott, ich dachte schon Mason hätte dich in einem Graben liegen lassen!", ruft meine beste Freundin erleichtert durch den Hörer.

"Nein, er hat mich wirklich nach Hause gefahren.", lache ich.

"Dann ist ja gut."

"Und was ist mit dir? Ich dachte du würdest einen Kater haben."

"Oh den hatte ich auch!", stöhnt sie.
"Er ist langsam wieder weg."

"Na dann ist ja gut.", grinse ich. Zum Glück habe ich keinen starken Kater.
"Wollen wir uns morgen treffen?", frage ich nach einer kurzen Pause und sehe aus dem Fenster.

"Ja gerne. Treffen im Park so um zwei?"

"Alles klar. Dann sehen wir uns morgen.", verabschiede ich mich.

"Ja, bis morgen."

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