Kapitel 4.

2.9K 184 16
                                    

"Was soll das?", haucht Isaac irgendwann. Seine Stimme ist heiser und schroff.
Aber Connor hört die Angst dahinter. Angst, die er nur allzu gut kennt. Angst davor verletzt zu werden. Wieder. 
"Ich möchte nur sichergehen, dass es dir gut geht."
Isaac schnaubt verächtlich. "Mir geht es hervorragend. Ich brauche dich nicht." Er stößt ihn unsanft weg.
Die Hose klebt an seinen Beinen. Alles schmerzt. Dabei hatten sie ihn nicht einmal verprügelt. Diesmal.
Connor sieht ihn an. Lange. Schweigend. Seine braunen Augen zeigen weder Enttäuschung noch Wut. Sie zeigen ...
Isaac dreht sich um und rennt davon. Raus in den Regen. Einfach weg. Weit weg. Und nie wieder zurück.
Er kann das nicht mehr.
Er will das nicht mehr.
Er hat genug. Von der Welt.
Eine Welt, auf die er wütend ist.
Wütend auf Alles und Jeden.
Auf seine Mitschüler, die ihn beleidigen und verprügeln und behandeln als wäre er ein totes Stück Fleisch. Obwohl ... eigentlich ist er das ja auch.
Auf seine Lehrer, die es sehen. Die zusehen. Die nichts tun. Die nichts sagen. Nicht einmal.
Auf seine Eltern, die ihn verstoßen haben. Rausgeschmissen, weil er anders ist. Falsch ist.
Er macht sich nicht mehr die Mühe die Tränen zu verbergen. Es regnet doch eh. Und niemanden interessiert es, ob er nun lacht oder weint.
Aber am meisten ist er wütend auf sich.
Weil er einen Jungen liebte.
Weil er diesen Jungen küsste.
Weil er mit diesem Jungen zusammen war.
Weil er dachte, dass das "normal" war.
Weil er dachte, dass diese Liebe in Ordnung war.
Weil er dachte ...
Nein. Weil er eben nicht gedacht hatte.
Und jetzt ist er kaputt. Da wo sie ihn wollen. Am Boden. Zerbrochen in Tausend Teile. Zerschlagen. Zertreten. Zerschnitten.
Warum lebt er überhaupt noch?
Es ist doch egal.
Seine Hände umschließen das Geländer. Er sieht nach unten. Auf die Straße.
So viele Autos. Und niemand kümmert sich um ihn. Niemand ahnt etwas von seiner Existenz. Niemand liebt ihn.

Light in HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt